Erzbischof übergibt mittelalterliche Papsturkunden

Botschafter Daniel Glunčić und Erzbischof Franz Lackner
SALZBURG (eds) / „Mit großer Freude und Verantwortung übergeben wir diese handschriftlichen Schätze wieder zurück an ihre Besitzer“, sagte Erzbischof Franz Lackner heute Vormittag bei der Übergabe zweier historisch wertvoller Papsturkunden und einer kleinen Sammlung anderer Archivalien an die Republik Kroatien, vertreten durch Botschafter Daniel Glunčić. Der Festakt fand im Beisein von Ordinariatskanzlerin Elisabeth Kandler-Mayr und dem Leiter des Archivs der Erzdiözese Salzburg, Thomas Mitterecker, statt.
Freude und Verantwortung
„Ich darf meine Freunde und Zufriedenheit ausdrücken, dass die Erzdiözese als Verwalterin umfangreicher Kultur- und Kunstgüter ihrer Verantwortung auch in diesem Bereich und unter Verwendung modernster Standards nachkommt“, sagte Erzbischof Lackner bei der Übergabe im Konsistorial-Saal des Bischofshauses.
Auch Botschafter Glunčić teilte diese Freude. „Mit dieser Rückgabe ist ein großer europäischer Brückenschlag nicht nur für die Archive, sondern für die kroatische Identität geschehen“, sagte Glunčić. Auch, wenn der „Schatz der Handschriften nicht wirklich weg war, sondern in Salzburg gut bewahrt wurde“, so der studierte Theologe.
Ergebnis der kirchlichen Initiative Monasterium
Die freundschaftliche Rückgabe der Urkunden sei Frucht der kirchlichen Handschriftenplattform Monasterium, berichtete die Ordinariatskanzlerin der Erzdiözese, Elisabeth Kandler-Mayr. „Erst diese Einrichtung hat durch die Provenienzforschung ermöglicht, diesen Erfolg zu erreichen und etwas geschichtlich Bedeutsames dorthin zurückzubringen, wo es herkommt und hingehört. Unser kleiner Festakt markiert nun einen Erfolg der Digitalisierung, die eine grundlegende Herausforderung im Verwaltungsbereich bleibt, nicht nur in Archiven“, erklärt Kandler-Mayr.
Wie diese Urkunden nach Salzburg kamen, können die Archivexperten nicht rekonstruieren. Aber es gibt eine Annahme. Dazu Kanzlerin Kandler-Mayr: „Mit einigen Flüchtlingen kamen auch Urkunden aus ihrer Heimat in dieser Zeit nach Salzburg, und einige davon wurden spätestens in den 50er Jahren unserem Archiv übergeben.“ Ein ähnliches Schicksal wie das Archiv in Dubrovnik, das als Stammhaus der Urkunden gilt, hat auch die erzdiözesane Schriftsammlung zu beklagen. Ein umfangreiches Schrift- und Kulturgut schlummere in fremden Archiven. Nicht erst, aber auch durch den zweiten Weltkrieg „wurde das Archiv der Erzdiözese aus dem Haus Kapitelplatz 2, dem heutigen Bischofshaus, vertrieben und die Bestände wurden in alle Himmelsrichtungen verstreut; nicht alles fand seinen Weg zurück, es gibt einige Verluste“, erklärte die Kirchenrechtlerin.
Inhalt und Bedeutung der päpstlichen Urkunden
Das Besondere der beiden historisch bedeutsamen mittelalterlichen Papsturkunden erörterte Archivleiter Thomas Mitterecker. Zuerst sei die Machart der Dokumente zu erwähnen. Es handle sich, um „eine spezielle Gattung der mittelalterlichen päpstlichen Registratur, hauptsächlich zur Übermittlung von Befehlen und Anweisungen in Gebrauch“, erklärte Mitterecker. Daraus ergibt sich auch der Inhalt der Schreiben. Es handelt sich bei beiden Urkunden um eine Art päpstlichen Ordnungsruf zur Einhaltung kirchlicher Territorien im damaligen Dalmatien und in der Repulik Ragusa (heutiges Dubrovnik) und im zweiten Dokument um Anweisungen zur Einsetzung eines Bischofs Bernhard für die Stadt.
Die erste Urkunde (Nr. 1401) ist aufgrund der „guten Darstellung der historischen Umstände und des geopolitischen Kontextes der Rebublik Ragusa von immensem Wert“, erklärt der Archiv-Leiter. Die zweite Urkunde weise vor allem auf „die Gehorsamspflicht für päpstliche Personalentscheidungen bei Bischofsbestellungen hin“. Dennoch gebe sie auch einen wichtigen historischen Einblick in die ethisch-religiösen und politischen Spannungen am heutigen Westbalkan, die „rückwirkend betrachtet in guter Form gelöst wurden“, erzählte Mitterecker. Vor allem die biografischen Hinweise auf den historisch wenig bekannten Bischof Bernhard sind von großem Interesse.
Neben diesen päpstlichen Urkunden übergab Erzbischof Lackner auch sieben unkatalogisierte Gruppen von Dokumenten, die vermutlich von Mittereckers Vorvorgänger im Archiv, Konsistorialarchivar Ernst Wenisch, in den späten 1950er Jahren zusammengefasst wurden. „Die damaligen Archivare betrachteten die Dokumente thematisch und inhaltlich bereits als archivarischen Fremdkörper, da sich in den Beständen des Archivs der Erzdiözese keinerlei weitere Urkunden bzw. Bestände zu ähnlichen Thematiken und geografischen Räumen am südwestlichen und südlichen Balkan finden“, ergänzte der Historiker.