Erzbischof Lackner: Mehr „Bewusstseinsbildung, gute Beratung & Unterstützungssysteme"

SALZBURG (eds-21. 3. 2019) / Menschen mit Down-Syndrom „berühren“ auf besondere Weise. Sie sind oft auf Plakaten und Fotos in Zusammenhang mit Inklusion abgebildet. Trotzdem zielt die vorgeburtliche Diagnostik großteils auf Trisomie 21 ab. Die Folge: Neun von zehn Frauen lassen nach dieser Diagnose ihr Kind abtreiben – trotz vieler Fördermöglichkeiten und gesellschaftlicher Akzeptanz.
Familienbischof Lackner: „Viel Unwissen“ über Trisomie 21
Zum Welt-Down-Syndrom-Tag hat der österreichische „Familienbischof" Franz Lackner zum notwendigen Schutz der unantastbaren Würde von Menschen mit Trisomie 21 aufgerufen. Um das Down-Syndrom kursiere „viel Verunsicherung und Unwissen", schrieb der Salzburger Erzbischof am Donnerstag auf Facebook und sprach sich für mehr „Bewusstseinsbildung, gute Beratung, Unterstützungssysteme" gerade für werdende Eltern aus.
Mittlerweile würden 90 Prozent der Kinder, bei denen das Down-Syndrom vor der Geburt diagnostiziert wird, abgetrieben. „Eine erschreckende Entwicklung. Was bleibt von der Würde des Menschen, wenn wir aufgrund von bestimmten Merkmalen beginnen, Leben zu bewerten, zu messen und auszusortieren?“, fragte Lackner.
Der Erzbischof rief gleichzeitig dazu auf, die Verunsicherung werdender Eltern und deren „Not“ wahrzunehmen. Es brauche auch eine zentrale Anlaufstelle, die Eltern alle Informationen rund um Förderungen und Service-Einrichtungen biete.
„Verfolgte, schon vor der Geburt“
Menschen mit Down-Syndrom konfrontieren uns mit dem Nicht-Perfekten, mit dem Anders-Sein, dadurch auch mit dem Nicht-Perfekten an sich selbst, das löst oft Angst und Verwirrung aus, mit dem möchte man sich lieber nicht auseinandersetzen. „Es ist normal, verschieden zu sein. Das zu verinnerlichen ist bzw. wäre eine gute Einstellung zum Leben", ist Barbara Schubert überzeugt. Sie ist Referentin für Pastoral mit Menschen mit Behinderungen im Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg und betont: „Gott schuf jeden Menschen als sein Abbild (Gen1,27), nicht nur die Perfekten."
In vielen Bereichen habe sich das Leben von Menschen mit Down-Syndrom normalisiert. „Die Integration in allen Bereichen des sozialen und gesellschaftlichen Lebens ist wichtig für eine gute Entwicklung. Mit Sicherheit ist ihre Lebensqualität gestiegen. Sie haben jedoch noch lange nicht die gleichen Möglichkeiten und Rechte, die jeder andere für sich als selbstverständlich betrachtet“, so Schubert.
Menschen mit Down-Syndrom sind Verfolgte schon bevor sie geboren werden. Keine anderen Menschen werden schon vor ihrer Geburt aufgespürt und ausgesondert. „Das ist schade, befremdlich und diskriminierend. Menschen mit Down-Syndrom sind Zeugen der Vielfalt des Lebens, sie können mit entsprechender Unterstützung ein sehr glückliches Leben führen", unterstreicht Schubert. Die Expertin verweist auf den Verein Down-Syndrom Österreich, der dringend eine gesetzliche Bedenkfrist nach der Diagnosevermittlung eines positiven Down-Syndrom-Befundes fordert.
Weitere Infos: <link http: www.down-syndrom.at info-was-ist-das-down-syndrom>www.down-syndrom.at/info-was-ist-das-down-syndrom/10-fragen-10-antworten.html
Ausstellung in Salzburg und Fest im Tagungshaus Wörgl
„Verschieden sein, ist normal" – das ist der Titel einer Ausstellung von Elke Resl. Sie zeigt Poträts von Menschen mit Down-Syndrom. Vernissage ist am Donnerstag, 21. März, 18 Uhr, im Salzburger Bewohnerservice Aigen & Parsch, Aignerstraße 78. Infos unter: 0662/625008
Im Tagungshaus Wörgl findet am Welt-Down-Syndrom-Tag, am 21. März, ab 14.30 Uhr ein Fest statt: Spiele, Tänze und Lieder mit einer Firmgruppe aus Kirchbichl. Infos unter 05332/74146 oder <link>info@tagungshaus.at
Foto: Erzdiözese Salzburg/Elke Resl