Gottesdienst-Übertragung aus der Erzabtei St. Peter

SALZBURG (Erzabtei St. Peter/eds) / „Michael Haydn ist mit der Musiktradition der Erzabtei St. Peter eng verbunden. Es ist uns daher ein besonderes Anliegen, sein Werk und Schaffen in St. Peter entsprechend zu würdigen. Deshalb erklingt im Rundfunk am 9. Oktober seine Gabrielsmesse, worauf wir uns alle schon sehr freuen“, sagt P. Petrus Eder OSB. Aber damit nicht genug, Michael Haydn widmete außerdem drei seiner frühen Messen den heiligen Erzengeln. Die Missa Sancti Gabrielis entstand vor 1760 entweder noch in Wien oder in Großwardein (heute Oradea, Rumänien), wo der jüngere Bruder von Joseph Haydn seit 1957 als erster Geiger und ab 1760 als Kapellmeister am bischöflichen Hof angestellt war. Um diese Zeit studierte Michael Haydn wie sein Bruder Josef Werke von Johann Joseph Fux, dessen Kompositionslehre Gradus ad Parnassum als Musterbeispiel für Tonsatz- und Kompositionstechnik galt.
Blick auf die Gabrielmesse
Die Gabrielsmesse erlebte weite Verbreitung in den habsburgischen Ländern. In der ersten Fassung als Missa brevis für Chor, Soli, Streicher und Orgel hatte die Messe ein sehr kurzes Gloria und Credo mit Polytextur (Textverschachtelung). Die Problematik dieser Schachteltechnik spiegelt sich in der Textdeutlichkeit und in der Wortverständlichkeit wider. Daraus resultierende erearbeitet Haydn 1768 eine zweite Fassung mit Auflösung der Polytextur und erweiterter Instrumentierung durch Trompeten und Pauken. Diese zweite Fassung erklingt auch in der heutigen Liturgie.
„Die Engelsmessen entsprechen in ihren formalen und kompositorischen Anlagen dem Missa-brevis-Typos der damaligen Zeit und sind auch in die heutige Liturgie gut und stimmig integrierbar. Neben dem Ordinarium des Salzburger Haydns erklingt in diesem Gottesdienst auch ein Antwortpsalm und ein Hallelujavers von Maria Suntinger, die diesen auch singen wird“, sagt P. Petrus Eder OSB.
Geschichte des Stifts St. Peter
Das Kloster St. Peter in Salzburg wurde vom Wormser Bischof Rupert 696 als Missionskloster in den Südostalpen gegründet. Die Stiftskirche stellt die älteste Bischofskirche bzw. Kathedrale des (Erz-)Bistums Salzburg dar. Sie stammt zu gut zwei Dritteln noch aus der Zeit des hl. Rupert (erste Jahrzehnte des 8. Jahrhunderts). Bis ins Jahr 987 war das Amt des (Erz-)Bischofs mit dem des Abtes durch Personalunion verbunden. Große Gestalten dieser Zeit waren die Abtbischöfe St. Vitalis, St. Virgil, Arno und Liupram. 987 erhielt St. Peter mit Tito einen eigenen Abt.
Im Mittelalter besaß St. Peter eine hervorragende Schreibschule. Deren Hauptwerk, das Antiphonar von St. Peter (um 1160), wird jetzt in der Österreichischen National Bibliothek aufbewahrt. Auch die unter der Jurisdiktion des Abtes von St. Peter stehenden Nonnen (sog. Petersfrauen) waren als Schreiberinnen tätig.
Im 15. Jh. schloss sich St. Peter der Melker Reform an. Eine der interessantesten Gestalten der Reformationszeit, der ehemalige Ordensobere Martin Luthers, Johannes von Staupitz, war 1522-1524 Abt von St. Peter. 1623 errichtete Erzbischof Paris Lodron die Benediktineruniversität in Salzburg. Bis zur deren Aufhebung 1810 blieb St. Peter eng mit der Universität verbunden.
In der Blütezeit des Barock verwandelten bedeutende Äbte wie Amand Pachler, Edmund Sinnhuber und Beda Seeauer St. Peter baulich und prägten es geistlich; die Professoren P. Franz, Joseph und Paul Metzger, P. Rupert Presinger, der Dichter P. Florian Reichssiegel und der Chronist P. Beda Hübner bezeugen die geistige Regsamkeit des Konvents.
Abt Dominikus Hagenauer, Freund von W. A. Mozart und Johann Michael Haydn, erlebt das Ende des Fürsterzstiftes und gehört zu den Geburtshelfern des Landes Salzburg. Durch ein freundliches Geschick entging St. Peter mit den anderen Salzburgischen Abteien dem aufklärerischen Klostersturm.
In der Person Franz de Paula Albert Eders bestieg im 19. Jh. noch einmal ein Abt von St. Peter den erzbischöflichen Stuhl von Salzburg. 1926 führen die Bemühungen des Abtes Petrus Klotz um eine Katholische Universität zur Gründung des Studienkollegs der Benediktiner "Kolleg St. Benedikt". Diese Leistung, die dann in weiterer Folge zur Wiederbegründung der Universität Salzburg führen sollte, wurde durch die Erhebung St. Peters zur Erzabtei 1927 gewürdigt.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zwischenkriegszeit führten zwar zum Verlust bedeutender Kunstschätze, aber dafür zu einer ökonomischen Umorientierung. St. Peter gehört seither zu den wichtigen Wirtschaftsbetrieben der Stadt Salzburg.
In der Nazizeit wurden die Mönche vertrieben, das Vermögen des Klosters zu Gunsten des Dritten Reiches eingezogen, die Gemeinschaft selbst aber nicht aufgehoben. Einige Mönche, darunter der Gründer des Liturgischen Instituts, P. Adalbert Raffelsberger, konnten das Chorgebet weiterführen. Nach dem II. Vatikanum (1962-1965) hat Erzabt Franz Bachler (1956-1997) die Erneuerung des Klosters durchgeführt. Der gewaltige Besucherandrang bei der Landesausstellung 1982 bewies das ungebrochene Interesse der Salzburger Bevölkerung an der ältesten Institution der Stadt und des Landes.
Erzabt Edmund Wagenhofer (1997-2009) arbeitete an der Konzentration der Aufgaben des Klosters. Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung archäologischer Untersuchungen. Nach Erzabt Bruno Becker (2009-2010) und Administrator Benedikt Röck (2010-2013) leitet seit 2013 Erzabt Korbinian Birnbacher die Gemeinschaft.