Entscheidung gefallen: Die Kapuziner bleiben in Salzburg

SALZBURG (RB) / „Wir sind seit 420 Jahren in Salzburg. Nun müssen wir ein Konzept finden, das so nachhaltig ist, dass wir auch in 420 Jahren noch da sind“, sagt Bruder Karl Löster (im Bild von links mit seinen Mitbrüdern Eckehard Krahl und Hans Pruckner). Er steht dem Kloster hoch über der Stadt als Guardian vor.
Weil den Orden Nachwuchssorgen plagen, müssen neue Ideen her. Während die drei Männer die Seelsorge und die Arbeiten im und rund um das imposante Gebäude in die Hände nehmen, wird in diesen Tagen ein Freundeskreis als Verein zur Unterstützung der Mönche gegründet. „Um weiterzuleben, brauchen wir die Hilfe vieler“, erklärt Bruder Karl den Wunsch nach einem starken Netzwerk und fügt an: „Unser größter Joker ist unsere fantastische Terrasse.“
Sie machen weiter mit Gott – und Freunden
„Gott sei Dank!“ – so drückte Erzbischof Franz Lackner seine Erleichterung darüber aus, dass die Kapuziner in Salzburg bleiben. Drei Brüder halten das traditionsreiche Kloster weiter am Leben. Mit dem Rupertusblatt haben sie über Zukunftspläne gesprochen.
Gelöst ist die Stimmung im Refektorium, dem warmen Speisesaal im Kloster der Kapuziner am gleichnamigen Berg. Bruder Karl Löster und Bruder Hans Pruckner erzählen von ihren spirituellen Angeboten, während Bruder Eckehard Krahl mit ein paar Studierenden Käsebrote zu Abend isst. Die Mönche haben mit dem Provinzialat in Innsbruck eine Grundsatzentscheidung getroffen: Die Ordensgemeinschaft bleibt in Salzburg bestehen.
Dieser Entschluss ist nach reiflicher Überlegung gefallen, berichtet Bruder Karl. „Nun ist die Frage, wohin wir uns entwickeln wollen“, sagt er. Der Ort mit seiner wunderbaren Terrasse über Salzburg sei Chance und Joker zugleich, wirft er ein. Vielleicht werde aus dem Kapuzinerkloster ein „Start up für moderne Tourismuspastoral“ – mit dem erzdiözesanen Tourismusreferenten Hermann Signitzer habe man einen patenten Berater an Bord.
In Sachen spirituelle Angebote können die Kapuziner freilich mit viel Erfahrung aufwarten. Die Vater-Unser-Wochen beschreibt Bruder Karl als „Exerzitien, nur ganz anders“. Das Klosterleben auf Zeit kennen zu lernen würden Männer immer wieder wahrnehmen. Etwas Werbung kann die Ordensgemeinschaft gut brauchen; sie hat – wie andere auch – Nachwuchssorgen.
Freundeskreis kurbelt Ideen im Kloster an
Der „Freundeskreis zum Erhalt und Weiterleben der Kapuziner“ entsteht in diesen Tagen als eingetragener Verein. Er soll ein Netzwerk bilden, in das Talente einfließen. „Wer im Garten helfen kann, ist ebenso gefragt wie Expertinnen und Experten auf anderen Gebieten“, erklärt Bruder Hans Pruckner. Langfristiges Ziel sei auch, das Kloster finanziell zu sichern.
Schon jetzt schenkten Ehrenamtliche selbst gemachte Säfte auf der Terrasse neben dem Kloster aus; Holler, Melisse, Minze und der Colastrauch – was im Garten wächst, wird verwendet und gegen Spenden ausgegeben. Ob bald mehr unter freiem Himmel genossen werden kann? Auch ein kleines gastronomisches Konzept ist Teil der Überlegungen.
„Kapuziner mögen Potenzial nutzen“
Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz, sagte dem Rupertusblatt: „Vom Verbleib der Kapuziner in Salzburg zu hören macht mich überglücklich. Ich habe Gerüchte gehört, sie könnten sich aus der Stadt zurückziehen. Doch sie haben hier eine derart bedeutende Rolle in Seelsorge und Stadtbild, dass ich mir Salzburg ohne sie nicht vorstellen will. Das Kapuzinerkloster ist ideal, um zur Ruhe zu kommen. An diesem heilsamen Ort soll weiterhin Spiritualität stattfinden. Das Haus mit seiner architektonischen Kargheit und die überwältigende Terrasse sind ein großartiger Ort für Einzelbegleitungen. Wer auf den Kapuzinerberg geht, erhebt sich auch über den Alltag und blickt auf die Betriebsamkeit der Stadt, während er beginnt, zu Gott und sich zu kommen.
Die Idee, einen Verein zum Erhalt zu gründen, halte ich für klug. So lässt sich wohl auch einiges Finanzielles stemmen. Doch das Wesentliche ist für mich die Anwesenheit der Brüder in Salzburg. Sie haben so viel Potenzial. Mögen sie es nutzen!“
Das ist los am Berg:
Solange das Herbstwetter noch schön ist, öffnen die Brüder ihre Terrasse samstags von 14 bis 16.30 Uhr für Besuch.
Musikalisch geht es auch zu: Jeden Montag ab 16 Uhr spielt Cellistin Ursina Maria Braun in der Klosterkirche.
Zum Tag der offenen Tür laden die Kapuziner am 4. Oktober, dem Gedenktag des hl. Franziskus. Dass auch die Terrasse offen hat, ist fix. Infos: <link http: www.kapuziner.at _blank>www.kapuziner.at