„Eine natürliche Anspannung gehört dazu“
RB: Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie erfahren haben, dass Papst Franziskus Sie zum Weihbischof ernannt hat?
Hansjörg Hofer: Als mich der Apostolische Nuntius in Wien angerufen hat, war ich bei der Generalvikarekonferenz in Stockholm. Ich hatte seine Nummer nicht gespeichert und wenn mich eine fremde Nummer anruft, denk ich mir: „Mein Gott, der wird sich schon wieder rühren.“ Dann hat mich aber der Herr Erzbischof erreicht und gesagt, ich müsse sofort den Nuntius anrufen, was ich mit einigem Herzklopfen auch getan habe. Und dann ist die Frage gekommen: Der Papst hat mich zum Weihbischof von Salzburg ernannt, er bittet um eine Antwort.
Das war am Dienstag vor Christi Himmelfahrt. Am Freitag danach habe ich den Apos-tolischen Nuntius dann noch einmal angerufen. Davor bin ich natürlich intensiv ins Gebet gegangen. Und da merkt man schon: Jetzt ist es so weit, jetzt muss ich wählen. Da wird einem mit einem Schlag klar, was die Konsequenzen sind. Da ringt man dann schon noch einmal, bis das Ja da ist.
Am folgenden Mittwoch ist die Ernennung dann bekannt gegeben worden. Dann kamen von überall die Telefonate, die Glückwünsche und die E-Mails und Briefe. Was mich gefreut hat: Dass das Echo auf meine Ernennung so positiv war. Das hat man unter den Mitarbeitern intensiv gespürt, auch von Seiten der Katholischen Aktion, der Priester und aus den Pfarrgemeinden. Das war dann doch eine Motivation, als ich gespürt habe, die Leute freuen sich. Es könnte ja auch anders sein.
RB: Wie bereiten Sie sich auf Ihr neues Amt vor?
Hofer: Dem Herrn Erzbischof und mir war es ein Anliegen, dass die Weihe noch vor der Sommerpause erfolgt. Normalerweise hätte man zwischen Ernennung und der Bischofsweihe drei Monate Zeit. Und diese große Zeitspanne ist sinnvoll, das merke ich jetzt. Es gibt so viel vorzubereiten. Das fängt bei ganz normalen Dingen an: Du brauchst die bischöfliche liturgische Kleidung, dann brauchst du ein Wappen, eine Mitra, einen Bischofsstab, dann musst du deine grundsätzlichen Vorstellungen zur Gestaltung der Bischofsweihe besprechen, Einladungen verschicken ... Und das muss alles neben der laufenden Arbeit passieren.
Aber die eigentliche Vorbereitung ist die geistliche – und darauf freue ich mich wirklich, denn ich muss zur Ruhe kommen, wirklich Zeit haben zum Gebet und für die Meditation, um bei der Weihe selbst noch einmal ein bewusstes Ja sagen zu können.
Die letzten Tage vor der Weihe verbringe ich deshalb in St. Peter, ziehe mich zurück und lebe mit den Patres mit, nehme mir Zeit mich geistlich vorzubereiten. Momentan stehe ich unter Hochdruck – nebenbei muss ich als Generalvikar ja noch die Personalien abschließen.
RB: Hat sich mit Ihrer Ernennung zum Weihbischof Ihr Glaubensleben verändert?
Hofer: Natürlich habe ich mich auch bisher um ein geistliches Leben als Priester bemüht. Denn man brennt als Priester aus, wenn man nicht regelmäßig für das Gebet Zeit hätte. Aber jetzt ist noch einmal eine größere Motivation da, in einer innigen Herzensgemeinschaft mit Jesus zu leben und auch die Anliegen der Weltkirche ins Gebet hineinzulegen – als natürliches Bedürfnis. Als Bischof ist dieser Impuls noch intensiver. Denn man kann nicht Hirte sein, ohne die Beziehung zu Jesus zu pflegen.
RB: Was bedeutet Ihnen der Tag der Weihe persönlich? Sind Sie aufgeregt?
Hofer: Noch bin ich nicht aufgeregt. Eine Spannung wird da sein, aber das ist auch gut so. Ich sage zu jedem Priester: „Wenn bei einer Eucharistiefeier oder am Sonntag bei einer Predigt nicht ein gewisses Kribbeln da wäre, dann würde etwas nicht passen, dann wäre alles Routine.“ Eine natürliche Anspannung ist also gut.
So ist es auch bei der Bischofsweihe. Ich vertiefe mich bei den Weiheexerzitien noch einmal in den Ritus, die Gebete und Symbole. Bei der Weihe wird dann sicherlich eine gewisse Nervosität da sein. In erster Linie ist es aber eine frohe Erwartung. Wenn dann die Menschen da sind und sich freuen, wird man auch von dieser Welle mitgetragen.
RB: Was verändert sich mit der Weihe?
Hofer: Mir ist die Ernsthaftigkeit voll bewusst, mir ist bewusst, was das alles bedeutet. Mir sind auch die Erwartungen bewusst, die an mich gerichtet werden. Momentan bin ich froh, dass ich so positiven Rückenwind habe, aber das wird nicht immer so bleiben. Schon als Priesterseminarist ist mir eine Spruchkarte untergekommen, auf der steht: „Wer Christus folgen wird, der wird wie er ein Zeichen, dem man widerspricht.“ Das heißt, auch ein Priester wird das spüren und ein Bischof umso mehr. „Der Diener steht nicht über dem Meister“, sagt Jesus selbst. „Haben sie mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen.“ Gott sei Dank müssen wir bei uns nicht mit Verfolgung rechnen, aber es wird auch Gegenwind geben.
RB: Was stärkt Sie dabei?
Hofer: Was mich sehr getragen hat, ist mein Primizspruch, wo Gott zum Propheten Jeremia sagt: „Geh, wohin ich dich sende, verkünde, was ich dir auftrage, fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“ Dieses Wort werde ich auch auf das Andenkenbildchen an meine Bischofsweihe schreiben. Jeremia ist in jungen Jahren von Gott als Prophet berufen worden und hat sich ein bisschen gesträubt, war zurückhaltend und doch hat er Ja gesagt. Auch ich war bei der Priesterweihe jung – 24 –, da hat mir das Wort Gottes an Jeremia viel bedeutet. Mein Wahlspruch als Bischof ist „Ad Christum“ – zu Jesus hin und bei Jesus bleiben – selber, und auch mit anderen und für andere.
RB: Welche Veränderungen für Ihre Arbeit bringt die Weihe mit sich?
Hofer: Mein Amt als Generalvikar gebe ich ab, genauso wie die Personalagenden – das heißt, ich werde andere Aufgaben übernehmen. Welche das genau sein werden, wird in Absprache mit dem Herrn Erzbischof noch geklärt. Aber fest steht bereits, dass ich Mitte September Visitationen im Dekanat Altenmarkt habe. Vorher bin ich noch in Rom, weil der Papst jedes Jahr alle neuen Bischöfe zu einer Einführungswoche zusammenruft. Dabei soll man mit den Gegebenheiten in Rom vertraut werden, wichtige Persönlichkeiten kennen lernen und auf die Schwerpunkte der bischöflichen Tätigkeit hingewiesen werden.
Mit den Priestern in der Erzdiözese wird jetzt ein Kontakt auf einer anderen Ebene möglich sein. Wenn ich sie früher als Generalvikar besucht habe, haben sie schon vermutet, dass ich etwas von ihnen brauche oder erbitte; etwa, dass sie in eine andere Pfarre wechseln. Künftig wird der Kontakt ein anderer sein. Denn die Pries-ter gehören zu den ersten Mitarbeitern der Bischöfe und so werde ich mir für sie viel Zeit nehmen und versuchen, weiterhin eine gute Beziehung zu ihnen zu pflegen.
Vita
Weihbischof Domdech. Dr. Hansjörg Hofer
geboren 1952 in Stumm im Zillertal als zweites von fünf Kindern
Volksschule in Stumm
Matura am Erzbischöflichen Privatgymnasium Borromäum in Salzburg
1971: Eintritt ins Priesterseminar in Salzburg
Theologiestudium in Salzburg und Innsbruck
1976: Sponsion zum Mag. theol.
29. Juni 1976: Priesterweihe in Salzburg
1979: Promotion zum Doktor der Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg
1977: Sekretär von Erzbischof Dr. Karl Berg und Domzeremoniär
1979: Kooperator in der Stadtpfarre Hallein
1984: Bestellung zum Pfarrer von Mittersill und Hollersbach
1992: Ernennung zum Ordinariatskanzler und Personalreferenten für den pastoralen Dienst
1992: Berufung ins Domkapitel zu den hll. Rupert und Virgil an der Metropolitankirche in Salzburg
1992: Bestellung zum Seelsorger der Seelsorgestelle Rehhof bei Hallein
2006: Ernennung zum Generalvikar mit Beibehaltung der Agenden des Personalreferenten und des Dienstes als Seelsorger in Rehhof
2015: Ernennung zum Domdechanten des Domkapitels zu den hll. Rupert und Virgil an der Metropolitankirche in Salzburg
31. Mai 2017: Ernennung zum Weihbischof für Salzburg und Titularbischof von Abziri (im heutigen nördlichen Tunesien)
9. Juli 2017: Bischofsweihe
Fotos: Am 9. Juli wird Hansjörg Hofer zum Bischof geweiht.
Beim Bergsteigen – hier am Hochfeiler mit seinem Bruder (2. v. l.) – kommt Hansjörg Hofer zu neuen Kräften.
Hofer bei einer Begegnung mit Papst Johannes Paul II. im Oktober 1995.
Bei der Primiz mit den Eltern Johann und Ida Hofer. Bereits mit 24 Jahren wurde Hansjörg Hofer zum Priester geweiht.
Seit frühester Kindheit war Hansjörg Hofer (vorne, 2. v. l.) ein eifriger Ministrant in seiner Heimatpfarre: Im Mai versäumte er keine Andacht.
