Ein Zeichen für die gemeinsame Basis

Salzburg. „Israel – eine (theologische) Annäherung“ lautete das Thema eines Studiennachmittages anlässlich des „Tages des Judentums“, zu dem der Ökumenische Arbeitskreis Salzburg, das Referat für Ökumene und Dialog der Religionen in der Erzdiözese Salzburg, die Theologische Fakultät, das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte und die KPH Edith Stein geladen hatten.
Seit dem Jahr 2000 feiern die Kirchen Österreichs am 17. Jänner den „Tag des Judentums“ als neuen Gedenktag im liturgischen Jahreskreis. Für die Kirchen ist es ein Lehr- und Lerntag, dessen Initiative auf die Zweite Europäische Versammlung 1997 in Graz zurückgeht. Bewusst wird der Gedenktag am Tag vor Beginn der „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“ begangen – als Zeichen des allen gemeinsamen Fundaments, der Verwurzelung des Christentums im Judentum.
Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak plädierte in ihrem Vortag für eine praktisch-theologische Auseinandersetzung mit dem Thema Israel. Als Grundlage hierfür forderte Polak, „das jüdische Verständnis Israels in seiner Vielfalt verstehen zu lernen“, denn nur so sei ein „sachgerechter Dialog“ über das Land und den Staat möglich.
Vom Judentum lernen
„Der christliche Glaube und die Theologie können jede Menge vom zeitgenössischen Judentum lernen“, zeigte sich Polak überzeugt und erinnerte u. a. an Schriftauslegung, Feierkultur, die enge Verbindung von Politik und Religion, Konfliktkultur und Kunst. Besorgt zeigte sich die Theologin über einen „wachsenden Antisemitismus“, an dem man „nicht vorbeischauen“ könne. Als Lebensmodell zur Förderung des „trilateralen Dialoges“ zwischen Juden, Christen und Muslimen verwies Polak, die im vergangenen Jahr für ein Forschungssemester an der Universität Haifa war, auf „Nes-Amim“, ein Dorf im Norden Israels.
Mit einem Streifzug durch die jüdische Religionsgeschichte erschloss Susanne Plietzsch, Leiterin des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Salzburg. „theologische und politische Zugriffe auf das Heilige Land.“ Es handle sich dabei um „einen theologischen Begriff, der vor allem seit dem 19. Jahrhundert zu politischen Überlegungen und Programmen Anlass gegeben hat“, so die Judaistin. Insofern sei er vom Selbstverständnis des 1948 gegründeten Staates Israel nicht zu trennen.
Jenseits seiner territorialen Bedeutung sei „das Heilige Land“ aber auch eine Metapher, die „für kollektive und individuelle Geborgenheit steht“, stellte Plietzsch fest. Im Verlauf der jüdischen Religionsgeschichte überwiege eine theologisch-utopische Sicht auf das Heilige Land, die weniger an dessen konkreter Besiedelung interessiert sei. Schließlich habe der Umschlag vom Theologischen ins Politische mit „extremen Verfolgungen bzw. deren Nachwirkungen und Reflexion zu tun“.
Mit einer Podiumsdiskussion mit Thomas Lipschütz von der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg und einem anschließenden ökumenischen Gottesdienst klangen die Feierlichkeiten zum heurigen „Tag des Judentums aus. eds
Foto (eds): „Tag des Judentums“ in Salzburg mit Friedrich Drechsler (KPH Edith Stein), Matthias Hohla (Erzdiözese Salzburg), Franz Gmainer-Pranzl (Theologische Fakultät Salzburg), Marko Feingold (Israelitische Kultusgemeinde Salzburg), Susanne Plietzsch (Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte), Regina Polak (Universität Wien) und Thomas Lipschütz (Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg) (v. l.).