Ein Weg voller Überraschungen

Salzburg. „Ich war von klein auf Ministrant, ein sehr tüchtiger. Ich habe Wert darauf gelegt, dass ich keine Maiandacht auslasse. Das Gebet und der Gottesdienst am Sonntag waren selbstverständlich“, erzählt Hofer. Schließlich sprach auch ihn der Heimatpfarrer nach einer Messe an, ob er nicht Priester werden wolle. „Das war ein Schubser, der mich nachdenklich gestimmt hat. Heute weiß ich ganz genau, dass mich durch diesen Priester Jesus angesprochen hat.“
Seine ersten drei Jahre in der Hauptschule waren ein Ringen und ein Kämpfen – sollte er Priester werden oder Tischler? Hofer wuchs in der Tischlerwerkstatt auf, die sein Großvater aufgebaut und sein Vater übernommen hatte. „Sie haben mein Talent wohlwollend be-obachtet. Als ältester Bub sollte ich den Betrieb übernehmen.“
In den Jahren in der Hauptschule spürte er aber: „Eigentlich flüchte ich vor einer Antwort, eigentlich laufe ich Jesus davon.“ Schließlich der Wechsel ins Borromäum, eine eindeutige Weichenstellung, denn wer ins Borromäum geht, wird Priester – so hieß es zur damaligen Zeit und auch für ihn war dieser Weg klar. „Ich wusste, meinen Eltern würde das Freude machen, aber sie haben mich nie zu etwas gedrängt. Dafür bin ich ihnen zutiefst dankbar.“
Auch seine Heimatpriester motivierten ihn immer wieder, luden ihn zum Frühstück ein; er ging im Pfarrhof ein und aus – „Wie es auch heute noch ideal wäre.“ Als Ministrant und Lektor wuchs Hofer langsam in seine Berufung hinein. „Natürlich muss man sein Ja immer wieder realisieren und umsetzen, aber richtige Krisen sind mir erspart geblieben – die hatte ich schon hinter mir.“
Bewegte Jahre
Seine ersten seelsorgerischen Erfahrungen sammelte Hofer als Neupriester in Straßwalchen, wo er auch Religionslehrer war. „Gerne wäre ich dort als Kooperator geblieben“, sagt er – aber Erzbischof Karl Berg hatte andere Pläne: Er sollte dessen Sekretär und Domzeremoniär werden. „Ich schrieb ihm in einem Brief sämtliche Argumente, wieso ich nicht der Geeignete bin.“ Die nüchterne Antwort des Erzbischofs: „Probiern Sie‘s einfach einmal.“ Die drei Jahre sollten zu einer wichtigen, prägenden Zeit für Hofer werden: „Erzbischof Berg war ein wohlwollender, gütiger Chef. Ich habe einen Einblick bekommen, was ein Bischof tun muss, durfte ihn auf Visitationen und Firmwochenenden begleiten, traf Gäste und Bischöfe, die nach Salzburg gekommen sind.“
Die nächste Station: Er ging für fünf Jahre als Kooperator in die Stadtpfarre Hallein, die ein wichtiges Zentrum war, mit Schulen und den geistlichen Schwestern, die damals noch sehr zahlreich in verschiedenen Einrichtungen tätig waren und auch Hofer in seiner Arbeit beflügelten. Dort durfte er die Erstkommunion- und Firmvorbereitung mitaufbauen.
Als jüngster Pfarrer der Erzdiözese übernahm Hofer schließlich die Doppelpfarre Mittersill und Hollersbach. Nach acht Jahren rief ihn Erzbischof Georg Eder als neuen Ordinariatskanzler in die Zentrale. Kennen gelernt hatten sie einander bei der Orgelsegnung in Mittersill. Dieses eine Mal sprach Hofer eine Bitte aus: Er würde gerne nebenbei eine Pfarre betreuen – Rehhof. „Die Pfarre war mir immer wichtig als Ausgleich zu meiner Tätigkeit in der Zentrale.“ In den 14 Jahren als Ordinariatskanzler weitete sich sein Blick, auch auf Österreichebene.
Dann die – wie Hofer sagt – größte Überraschung seines Lebens: Erzbischof Alois Kothgasser fragte ihn, ob er Generalvikar werden wolle. Die Personalagenden und das Projekt Pfarrverbände waren über viele Jahre Schwerpunkt. „Es war mir wichtig, das mit den Leuten aus der Basis zu entwickeln.“
Die Diözese als neue Pfarre
„Ich möchte keine Station missen“, resümiert der neue Weihbischof. „Was mich freut, ist, dass ich immer Pfarrseelsorger sein konnte. Da bleibt man auf dem Boden. Besonders wichtig war mir auch immer der Kontakt zu den Neuzugezogenen. Über 25 Jahre wachsen Beziehungen. Es wird mir abgehen nun keine Taufen, Hochzeiten oder Begräbnisse mehr halten zu können – als Weihbischof habe ich keine eigene Pfarre mehr, aber nun wird die Diözese meine Pfarre sein.“
Fotos (privat): Hansjörg Hofer (l.) 1965 im Kreise seiner Familie.
In seiner Kindheit und Jugend brachte sich Hofer (r.) bereits pfarrlich ein – ob als Ministrant, Lektor oder beim Hirtenspiel.
Einen guten Überblick über die Erzdiözese bekam Hansjörg Hofer als junger Priester, nachdem ihn Erzbischof Karl Berg zu seinem Sekretär und Domzeremoniär bestimmt hatte.