Ein offenes Haus – das ist das Bildungszentrum St. Virgil Salzburg im wahrsten Sinne. Menschen aus zehn Nationen und mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit arbeiten hier. Vor kurzem hat Riad, ein syrischer Flüchtling, seine Lehrstelle als Restaurantfachmann angetreten.
Julia Wadl
Salzburg. Riad ist 20 Jahre alt und lebt seit drei Jahren in Österreich, eigentlich in Wien. In Syrien besuchte er zwei Jahre das Gymnasium, in Wien die Pflichtschule. Er spricht sehr gutes Deutsch, obwohl er keinen Kurs besuchte. „Ich habe viele österreichische Freunde, von ihnen habe ich die Sprache gelernt“, erzählt er. Der Kurde kam über das Pilotprojekt „Überregionale Lehrstellenvermittlung“ von Wirtschaftskammer, AMS und Wirtschaftsministerium nach Salzburg. Dabei sollen die Menschen dorthin ziehen, wo es in ihrem Interessengebiet offene Lehrstellen und attraktive Jobchancen gibt. Gerade für Flüchtlinge eröffnen sich dadurch neue Chancen, derzeit sind 5.335 jugendliche Flüchtlinge unter 25 Jahren beim AMS gemeldet, zwei Drittel davon in Wien, so die WKO.
Schwierige Suche
„In der Gastronomie gibt es gerade in Salzburg und Tirol, eigentlich Haupttourismusländer, viele freie Stellen. Wir haben unsere Lehrstellensuche mit dem Vermerk auch Flüchtlinge aufzunehmen veröffentlicht und das AMS hat sich dann bei uns gemeldet. Manche Gastronomen sind da vorne dabei und manche ignorieren das Thema noch“, sagt Reinhard Weinmüller, Wirtschaftsdirektor in St. Virgil. Manches gäbe es dabei zu beachten: „Die Sprache ist natürlich ein wesentliches Kriterium und auch die kulturelle Frage stellt sich. Was kennt derjenige schon von früher und was noch nicht?“ Wieso wurde eigentlich kein Salzburger Flüchtling aufgenommen? „Es hat sich keiner beworben“, erklärt Weinmüller. Die Religion – Riad ist Muslim – ist kein Problem. „Unsere Mitarbeiter bekommen zum Beispiel das Essen als Buffet. Da kann er sich aussuchen, was er will“, sagt der Wirtschaftsdirektor.
Verschiedene Religionen und Integration sind „ein Thema, wo wir uns mit unseren Seelsorgern erst aufmachen“, meint er. Buddhisten, Muslime, Mitglieder der Freikirche arbeiten in St. Virgil. „Es ist neu, aber wir sind offen genug, dass es interreligiös gut funktionieren kann.“ Für die Integration von Flüchtlingen sei eine Arbeit bedeutend. „Man merkt, die Leute sind sehr glücklich, wenn sie arbeiten dürfen. Es ist extrem schwierig, wenn sie nichts tun können und warten müssen“, so Weinmüller. „Da macht es Sinn, wenn eine Lehrstelle offen ist, zu schauen wie man sie besetzen kann.“
„Die Menschen hier, die Gäste und Kollegen, sind extrem nett“, freut sich Riad über seine Arbeitsstelle. „Er ist sehr lernfähig und lernwillig und passt gut ins Team“, findet sein Chef, Serviceleiter Rupert Weiß. „Es gibt ja kulturelle Vorurteile, dass vielleicht die Zusammenarbeit mit Frauen schwierig sei. Aber das ist gar nicht der Fall. Es ist schon toll, wenn man sieht, dass hier die Arme offen stehen. Das verbinden viele vielleicht gar nicht so mit Kirche.“