Ein neuer Wind für Österreichs Pfarren

Wien. Die diesjährige Wahl steht unter dem Motto „Ich bin da.für“. Wahlberechtigt sind am 19. März alle Katholiken, die das 14. bzw. 16. Lebensjahr vollendet haben. Anders als bei politischen Wahlen sind bei der Pfarrgemeinderats-Wahl auch jene Katholiken stimmberechtigt, die keinen österreichischen Pass haben. Das passive Wahlalter liegt bei 16 Jahren.
Gewählt wird in den einzelnen Pfarren nach unterschiedlichsten Modellen. Die PGR-Wahlordnungen der Diözesen sehen als Varianten u. a. Wahlmodelle mit Namenslisten oder die Möglichkeit einer Urwahl vor; bei letzterer benennen die Wahlberechtigten am Tag der Wahl Personen, die ihnen geeignet erscheinen. Erwartet wird, dass sich heuer der schon 2012 beobachtete Trend zur Briefwahl fortsetzt. Für jene Pfarren, in denen per Briefwahl abgestimmt wird, wurden rund eine Million Briefwahlkuverts gedruckt.
Die Pfarrgemeinderatswahl birgt für den zuständigen Bischof Alois Schwarz die Kraft für einen „frühlinghaften Erneuerungsprozess“ in den Pfarren und damit an der kirchlichen Basis. Schließlich sei der Pfarrgemeinderat jenes Gremium, welches Kirche vor Ort gestalte. Bei den kommenden Wahlen würde zudem „rund ein Drittel der PGR neu in das Gremium gewählt“. Schwarz wünscht sich ein Wahlergebnis, das die Struktur der Pfarrbevölkerung abbildet: Im PGR sollen demnach regelmäßige Gottesdienstbesucher ebenso Platz haben wie jene Menschen, „in deren Leben es Brüche im Glauben, Brüche in den Beziehungen gibt“.
Von den künftigen Pfarrgemeinderäten erwartet er sich, „Freude am Glauben, Bereitschaft, Egoismus zu überwinden und sich für andere Menschen und die eigene Pfarre einsetzen zu wollen, Geduld, Liebe zu den Menschen und den Mut, als ‚Mitarbeiter Gottes‘ Kirche vor Ort gestalten zu wollen“. Er rechnet weiters damit, dass die Beteiligung an der Wahl auch 2017 wieder bei rund 20 Prozent liegen wird – über die Zufriedenheit der Katholiken sage das allerdings nichts aus. Prinzipiell sei die Wahlbeteiligung in den meisten Gemeinden sogar höher als die Zahl der Gottesdienstbesucher. kap
Wählen gehen: am 19. März 2017. Die genauen Wahlzeiten und -lokale entnehmen Sie bitte Ihrem Pfarrbrief – manche Pfarren bieten auch Briefwahl an oder fliegende Wahllokale in Altersheimen.
Weil es nicht egal ist
RB: Was sind die letzten Schritte auf die Pfarrgemeinderatswahl hin?
Klaudia Achleitner: Es geht jetzt darum, die Menschen zu mobilisieren – ob bei Vereinstreffen oder im Supermarkt: Das Wichtigste ist die Unterstützung für die Aufgestellten, damit sie merken, sie sind nicht allein auf weiter Flur. Wir haben auch Radio- und Fernsehspots, Werbung in sozialen Medien – damit sprechen wir andere Zielgruppen an als die, die die Gottesdienstordnung abholen. Das soll auch jenen, die nicht in der Kirche beheimatet sind, zeigen: In der Kirche tut sich etwas, sie ist zukunftsfähig, vertritt die Anliegen der Menschen von heute.
RB: Warum sollte ich wählen gehen?
Achleitner: Wenn mir die Pfarre nicht egal ist, wenn mir nicht egal ist, ob Menschen sich engagieren, Projekte unterstützen, dass es eine Kluft zwischen Reichen und Armen gibt – dann sollte ich wählen gehen. Die Pfarrgemeinderatswahl ist das einzige demokratische Element in der Kirche, wo ich Vertreter wählen kann, die dafür sorgen, dass die Kirche in unserer Gesellschaft etwas zu sagen hat.
RB: War es schwierig Menschen zu finden, die in den Pfarrgemeinderat wollen?
Achleitner: Manche kritisieren, dass die Funktionsperiode von fünf Jahren zu lang ist: Aber Menschen, die wissen, wofür sie sich einsetzen, ist die Zeit egal. Ich glaube, dass viele ansprechbar sind, sich engagieren wollen. Sie müssen aber auch wissen, wo sie anknüpfen können. Es ist eine Aufgabe der Hauptamtlichen zu überlegen, wen gibt‘s in unserer Pfarre? Welche Fähigkeiten brauchen wir? Wer ist sozial kompetent, wer kann gut organisieren? Gute Leitung macht auch aus, Vertrauen in Menschen zu haben. Viele lernen als Pfarrgemeinderat Dinge, die sie sich vorher nie zugetraut hätten. sab
Klaudia Achleitner ist die diözesane Referentin für Pfarrgemeinderäte.