Ein Licht in der Nacht

SALZBURG (eds-15.12.2016) / Die Weihnachtszeit ist für die 120 freiwilligen MitarbeiterInnen der Salzburger Telefonseelsorge eine fordernde Zeit. Die Anrufer erzählen von Gefühlen wie Einsamkeit, Problemen in der Familie oder in der Partnerschaft und von psychischen Belastungen – allesamt Themen, die auch in den jährlich insgesamt 16.000 Beratungsgesprächen eine Rolle spielen.
Licht im Alltag und zu den „heiligen Zeiten“
„Wer das Jahr über dunkle Zeiten erlebt, für den sind die Feiertage eine besondere Herausforderung. Da kann ein Gespräch eine hilfreiche Erfahrung sein“, informiert Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge und der kids-line Salzburg. In den anonymen und vertraulichen Telefonaten werden die MitarbeiterInnen sowohl mit akuten Notsituationen konfrontiert als auch mit dem Wunsch nach langfristiger Begleitung. „Der achtsame und wertschätzende Umgang mit denen, die regelmäßig anrufen, ist ein besonderer Prüfstein für die Qualität der Telefonseelsorge“, so Darmann.
„Das Themenspektrum der Telefonate erstreckt sich von Problemen innerhalb der Familie und des Freundeskreises über Gefühle von Einsamkeit und Isolation bis hin zum Umgang mit Tod und Trauer“, sagt Darmann. Auch Menschen mit Suizidgedanken suchten bei der Telefonseelsorge Hilfe. „In diesen schwierigen Zeiten wollen wir für die Menschen da sein – wir wollen Licht sein in den dunklen Stunden des Lebens und des Alltags“, formuliert der Leiter der Telefonseelsorge das Anliegen der MitarbeiterInnen. Besonders an Weihnachten wolle man die Menschen mit ihren Sorgen nicht alleine lassen. „Wir sind erreichbar!“ betont der Leiter der Telefonseelsorge.
Schreiben tut der Seele gut
Wer sich lieber die Sorgen von der Seele schreibt, für den ist die Mail Beratung der Telefonseelsorge Österreich ein hilfreiches Angebot. „Es sind vorwiegend die jungen Erwachsenen, die sich mit ihren Problemen an die Mail Beratung wenden. Erstaunlich hoch ist der Anteil an schweren, suizidalen Themen“, stellt Darmann fest.
Der Start der Chat-Beratung im Oktober 2016, ein Projekt der Telefonseelsorge Österreich, ist eine weitere Möglichkeit zum „geschriebenen Gespräch“, wie Darmann festhält. Dieser Zweig solle im kommenden Jahr noch ausgebaut werden.
Das Jubiläumsjahr 2017 – auch das Salzburger Team feiert „50 Jahre Telefonseelsorge Österreich“ –solle dazu genutzt werden, den Anspruch „Seelsorge und Beratung“ in die Öffentlichkeit zu tragen. Schon 2016 konnte im Rahmen des Weltkongresses der Telefonseelsorge in Aachen zum Thema „For life to go on“ die Bedeutung der Telefonseelsorge für die Suizidprävention sichtbar gemacht werden.
Chat-Beratung auch für Kinder: Sponsoren gesucht
Seit 1999 bieten die MitarbeiterInnen der kids-line unter dem Motto „Rat für junge Leute“ auch für Kinder und Jugendliche Telefonberatung an.
„Mit der Wasserball-Ferienaktion oder dem Verteilen von Lesezeichen in Schulen und in Buchhandlungen konnten wir auf das Angebot der kids-line aufmerksam machen“, so Katja Schweitzer, Koordinatorin der kids-line.
Ziel sei es in Zukunft, das Angebot altersspezifisch anzupassen und zu erweitern. „Besonders Kinder und Jugendliche teilen sich mittlerweile lieber via Chat mit“, weiß Schweitzer. Eine eigene Chat-Beratung für die kids-line stehe ganz oben auf dem weihnachtlichen Wunschzettel. „Derzeit sind wir auf der Suche nach Sponsoren, um die Nachfrage in diesem Alterssegment bedienen zu können“, so Schweitzer.
„Freude vermehrt sich, wenn sie geteilt wird – Sorgen werden kleiner“
Anders als bei den Erwachsenen stehen in den Beratungen von Kindern und Jugendliche auch positive Erlebnisse im Vordergrund: „Die Kinder freuen sich über die schulfreie Zeit und erzählen, was sie zu Weihnachten bekommen haben“, erzählt Schweitzer. Sorgen und Kummer bereiten den Kleinen vor allem das familiäre Umfeld. „Sätze wie ‚Es sind Ferien aber niemand hat Zeit‘ oder ‚Bei uns hat sich eigentlich niemand etwas zu sagen‘ hören wir um die Feiertage öfter“, so die Psychologin. Unter den Anrufern befänden sich viele Kinder, die Weihnachten nicht zu Hause feiern können oder sich ausgeschlossen fühlen, darunter vermehrt Kinder mit Migrationshintergrund. Es sei besonders an Feiertagen wichtig zu signalisieren, dass die kids-line erreichbar ist und Anlaufstelle sein kann. „Unsere Botschaft ist ganz einfach: Freude vermehrt sich, wenn sie geteilt wird – Sorgen werden kleiner“, sagt Schweitzer.
MitarbeiterInnen gesucht
Sowohl die Telefonseelsorge als auch die kids-line sind stetig auf der Suche nach neuen MitarbeiterInnen. Im Herbst 2017 startet die zweijährige Mitarbeiterausbildung. Bis 30.4.2017 können sich InteressentInnen noch bei Gerhard Darmann anmelden.
„So eine Ausbildung ist eine große persönliche Bereicherung“, weiß Darmann aus seiner Erfahrung als Ausbildungsleiter zu berichten und er fügt hinzu: „Mir ist die Balance von Geben und Nehmen sehr wichtig.“ Die Ausbildungsleitung nimmt Darmann gemeinsam mit Karin Prise vor, einer Psychologin und Psychotherapeutin.
„Gut ausgebildete ehrenamtliche MitarbeiterInnen sind der größte Schatz der Telefonseelsorge“, so Darmann. Wer sich für die Ausbildung interessiert, erhält auch nähere Informationen auf der Homepage der Telefonseelsorge unter www.ts142.at
Foto: Gerhard Darmann und Katja Schweitzer haben ein offenes Ohr für Ihre AnruferInnen
Foto: eds