Im Frühsommer erblüht die Natur, der ideale Zeitpunkt für Hochzeit, Taufe und Firmung. 600 gehörlose Menschen leben im Land Salzburg und damit auch sie bei den Festen teilhaben können, finanziert die katholische Kirche dafür Gebärdendolmetscher.
Julia Wadl
Salzburg. „Mit einem Dolmetscher ist es schön, weil dann alles verstanden werden kann“, erklärt Reinhard Grobbauer, Leiter des Verbandes der Gehörlosenvereine im Land Salzburg. „Theologisches Wissen braucht der Dolmetscher nicht unbedingt, weil er die Inhalte weitergibt. Aber es gibt Fachgebärden, die er kennen muss.“ So ist etwa die Gebärde für Jesus eine offene Hand, auf der die zweite Hand Jesu Kreuzigungsmal zeigt.
Jeden Monat bekommt Barbara Schubert, Referentin für die Pastoral mit Menschen mit Behinderung in der Erzdiözese, ein bis drei entsprechende Rechnungen aus Innergebirg. „Ein Mädchen wurde heuer von einem Dolmetscher bei der Firmvorbereitung begleitet. Der Dolmetscher wird aus meinem Budget bezahlt“, erzählt sie. „Das ist ein wichtiger Service, der angeboten, aber auch rege in Anspruch genommen wird“, erklärt Schubert. „Wenn es den Wunsch nach religiöser Teilhabe gibt, darf Gehörlosigkeit kein Ausschlusskriterium sein. Der gehörlose Mensch bekommt die Unterstützung, die er braucht. Es darf nicht darum gehen, ob er sich Inklusion leisten kann.“ Der Pfarrer ist die erste Ansprechperson, wenn ein Dolmetscher gesucht wird.
Sich mit anderen unterhalten können
In der Stadt Salzburg sind 2,5 Gebärdendolmetscher vom Land angestellt, dazu kommen acht bis zehn freiberufliche. Drei bis vier Jahre braucht es, um die Gebärdensprache zu lernen. „Nach einem halben Jahr kann man sich oberflächlich unterhalten“, beschreibt Grobbauer die Sprache. „Gehörlose Menschen sind sehr visuell, die Sprache ist nicht linear“, so Grobbauer, der es als „absolut empfehlenswert“ ansieht, als gehörloser Mensch die Gebärdensprache zu beherrschen. Es fördert zum Beispiel die Integration im sozialen Umfeld. Doch noch immer wird Eltern von gehörlosen Kindern von Ärzten oder Lehrern geraten, dass die Kinder sprechen lernen sollten. Dabei gibt es auch Gebärdensprachkurse für Eltern, die das Land finanziert.
Auch bei gehörlosen Menschen sind manche religiöser als andere. Angesprochen auf den diözesanen Zukunftsprozess hätte Grobbauer schon einige Wünsche: „Barrierefreier Zugang ist sehr wichtig. Große Veranstaltungen oder Feierlichkeiten sollten gedolmetscht oder im Fernsehen untertitelt werden. Bei der Ostermesse im Fernsehen war zum Beispiel noch nie ein Gebärdendolmetscher eingeblendet. Viele schauen dann nicht, weil es frustrierend ist.“
TIPP: Der Gottesdienst für das Leben mit Erzbischof Franz Lackner am Samstag, 18. Juni, um 15.00 Uhr im Salzburger Dom wird in Gebärdensprache übersetzt. Nach dem Gottesdienst Empfang im Bischofsgarten mit einem Erinnerungsgeschenk für jedes Kind.