Die Bibel zeigt sich im neuen Gewand

Salzburg. Es ist keine neue Übersetzung der Bibel, sondern eine Überarbeitung. „Die Sprache war geprägt vom Stil der 1970er-Jahre. Zeitbedingte Spuren wurden nun moderat geändert. Es sollte wieder stärker zum kantigen Stil der Ursprache zurückgehen“, erklärt Marlis Gielen, Professorin für Neues Testament an der Theologischen Fakultät in Salzburg und eine der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts, das zehn Jahre dauerte. „Grobe Veränderungen gibt es nicht. Die Menschen haben sich an den Wortlaut gewöhnt, doch Übersetzungsfehler wurden ausgebessert und neue Erkenntnisse der Bibelwissenschaften berücksichtigt.“
Im Jahr 2003 beschlossen die Bischofskonferenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, die Erzbischöfe von Luxemburg und Vaduz sowie die Bischöfe von Straßburg, Lüttich und Bozen-Brixen, die kirchlichen Bücher im deutschsprachigen Raum zu überarbeiten, das Neue Gotteslob ist ein Produkt davon. 2006 begann die Revision der Einheitsübersetzung. „Es gab einen geregelten Ablauf“, so Prof. Gielen.
Ein Leitungsgremium, unter anderem mit em. Erzbischof Alois Kothgasser, wurde eingesetzt, „50 Kolleginnen und Kollegen bekamen Stellen aus dem alten und neutes-tamentlichen Bereich ihrem Fachbereich gemäß zur Revision zugeteilt. Es fand ein Austausch mit dem Leitungsgremium statt, dann folgten noch kirchliche Prüf- und Genehmigungsverfahren.“ Denn die liturgischen Bücher verwenden nun die Revidierte Einheitsübersetzung. Erzbischof Kothgasser geht davon aus, dass die neuen Bücher bis Dezember dieses Jahres erscheinen könnten.
Beinahe zeitgleich kam auch die neue Lutherübersetzung in den Handel. „Bei der alten Einheitsübersetzung waren Teile ökumenisch verantwortet, bei der Revision ist die evangelische Kirche leider ausgestiegen“, so Gielen. Sie wird bei der Bibelpräsentation näher auf die Gründe dafür eingehen. „Man kann das aber auch positiv sehen: Beide Übersetzungen ermöglichen das gemeinsame Gespräch.“
TIPP: Präsentation der Revidierten (Neuen) Einheitsübersetzung und Lutherübersetzung: Freitag, 3. März, 19.00 Uhr, St. Virgil mit em. Erzbischof Alois Kothgasser (Vertreter der österreichischen Bischöfe in der Kommission für die neue Einheitsübersetzung), Dr. Jutta Henner (Österreichische Bibelgesellschaft), Prof. Marlis Gielen (Professorin für Neues Testament, Universität Salzburg).
Bildtext: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Zum Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“ haben die Evangelische Kirche Salzburg-Tirol und die röm.-kath. Erzdiözese Salzburg den ersten Fastensonntag am 5. März zum „Ökumenischen Bibelsonntag“ erklärt. Das gemeinsame Hirtenwort erinnert daran, dass die Bibel die gemeinsame Basis aller Christinnen und Christen ist. Mit dem Bibelsonntag starten die Kirchen die Initiative „Bibelteilen-Gruppen“. Foto: juw