Diakonweihe Br. Franz Bodapati AHDF
Liebe Schwestern und Brüder!
Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst: Erzbischof Alois Kothgasser, Weihbischof Hansjörg Hofer,
ich grüße Abt Maximilian und Hochschulrektor P. Wolfgang Buchmüller aus Heiligenkreuz sowie den Direktor des Priesterseminars Leopoldinum, wo unser Weihekandidat Studium und große Teile der Ausbildung absolviert hat.
Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst, Generalvikar Rasser, Regens Giglmayr, besonders P. Isidore, der eigens aus Indien angereist ist. Ein besonderer Gruß nach Indien, von wo aus die Eltern und viele andere Angehörige und Freunde von Franz Bodapati mit uns via Livestream verbunden sind.
Wir stehen im Advent, das ist die Zeit des Wartens, der Erwartung und der Besinnung. Adventszeit war zu früheren Zeiten auch eine Fastenzeit. Aus gegebenem Anlass einer Weihe wäre man allerdings vom Fastengebot befreit, so wie am Hochfest der unbefleckten Empfängnis. Wir feiern heute die Weihe unseres Mitbruders Franz Bodapati zum Diakon. Das ist Anlass zur Freude und großer Dankbarkeit. Dennoch wollen wir uns nicht von der adventlichen Gabentisch entfernen, denn dieser scheint für den freudigen Anlass gerade recht bereitet zu sein.
In der ersten Lesung aus dem Buch Jesaja haben wir jene Stelle gehört, die Jesus anlässlich seiner Primizpredigt in der Heimatstadt Nazareth auf sich bezogen hat: „Der Geist des Herrn ruht auf mir.“ In die Synagoge ging er noch wie früher, nämlich wie gewohnt, aber in jenem Augenblick hat ihn das Wort des Propheten Jesaja so sehr getroffen; dass er deutend anmerkt: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.“ Dieses „Heute“ könnten wir bei jeder Eucharistiefeier erleben, sofern man hingeht; vielleicht nach dem Vorbild Jesu wie gewohnt. Aber heute, in dieser Weihehandlung bekommt das „Heute hat sich erfüllt“ reale Bedeutung; ganz besonders in dem Moment, wenn der Bischof dem Weihekandidaten schweigend die Hände auflegt.
Ich muss jetzt etwas ausschweifen, denn der Jesajatext bringt hernach, wir haben es gehört, das berührend schöne Bild vom himmlischen Tierfrieden. Denn ich hatte als kleiner Bub dieses Bild einmal geträumt. Wie ich als ein Kind an einem Schlupfloch einer Natter spielte und von hinten kam ein Löwe heran. Als ich mich umdrehte und erschrak, lachte der Löwe und ich sah, er hatte keine Zähne. Hier ist nicht so, war zu hören. Kinder fragen mich zuweilen, wie ich mir den Himmel vorstelle. Darauf antworte ich mit diesem Bild. Niemand muss mehr leiden oder sterben, damit andere leben. So heißt es auch am Ende der gehörten Lesung: „Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen“ und dann der wunderbare Satz: „denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des HERRN.“
Lieber Mitbruder Franz, ein Abbild, was Weihe bedeutet: erfüllt zu sein von der Erkenntnis des HERRN. Erkenntnis darf allerdings nicht gnostisch falsch verstanden werden, gleichsam ein Wissensanspruch, aus dem man nach Belieben schöpfen könnte. Die Erkenntnis des HERRN ist nicht zitierfähig, damit kann man nicht argumentieren. Es ist eine Herzenssache, des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
In der zweiten Lesung stellt uns Paulus das moralische Vorbild für unser Handeln vor. Dieses liegt im Heilshandeln Jesu. Im Vers sieben hat es geheißen: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat.“ Und Paulus fügt hinzu: „Zur Ehre Gottes!“
In unserer Kirche herrscht ein Gedränge. Nicht unter den Kirchenbesuchern, diese finden genügend Platz, aber bei denen, die allesamt eine Sendung bekommen haben. In dem Zueinander von Geweihten und jenen, die zu einem besonderen Dienst beauftragt sind, geht viel Energie und Glaubenssubstanz verloren. Weil wir uns einander nicht annehmen, akzeptieren, wertschätzen, so wie Christus uns annimmt. Wir brauchen einander; wir müssen einander dienen; wir bleiben immer, egal auf welcher Ebene, wir uns befinden, ergänzungsbedürftig durch andere; gleichsam kommunizierende Gefäße. Denn nur so werden wir der Ehre Gottes gerecht. Gott die Ehre zu geben, bedeutet, wie der große Exeget Klaus Berger sagt, elementarer Machtverzicht seitens der Menschen.
Diese mahnenden Worte führen uns weiter zum Evangelium, zu Johannes dem Täufer. Es ist neben Maria, der Mutter Gottes, die adventliche Gestalt. Er wird der Prediger der Umkehr genannt. Ein harter Geselle, der besonders hart mit der damaligen religiösen Oberschicht umsprang. Ich möchte die Worte, wie er sie anspricht, gar nicht wiederholen. Er wusste jedoch, in wessen Dienst er stand. Auch er fühlte sich von einem Wort vom Propheten Jesaja angesprochen, nämlich Stimme eines Rufers in der Wüste zu sein. Er predigte nicht auf den Marktplätzen, nicht in den Synagogen, sondern in der Wüste. Wogegen tritt er auf? Gegen die stolze Selbstsicherheit all derer, die meinten, einfach bei der richtigen Partei zu sein, reiche schon für das Himmelreich. Das waren vornehmlich die Pharisäer und Sadduzäer.
Diese Gefahr ist auch heute noch sehr virulent, was Papst Franziskus den Klerikalismus benennt. Dieser ist jedoch nicht nur unter Klerikern verbreitet, sondern ist überall dort zu finden, wo Menschen glauben aufgrund einer Position, eines Amtes, einer besonderen Kompetenz oder auch aufgrund von zeitgeistigen Mehrheitsmeinungen könne man locker fordern, anschaffen oder die je eigenen Unzufriedenheit auf andere übertragen und verantwortlich machen. Dagegen tritt Johannes der Täufer mächtig auf. Aber nicht im eigenen Namen und Interesse, sondern weil es dem widerspricht dessen Rufer er sein möchte. Johannes wusste genau er steht in den Diensten eines Anderen, eines Größeren, der nach ihm kommt und wie es an anderer Stelle heißt, immer schon mitten unter uns ist.
Lieber Mitbruder, die erste Stufe des Weiheamtes ist die Weihe zum Diakon. Das bedeutet, wir werden in den Dienst genommen, von Gott und für die Menschen. Das dürfen wir nie vergessen. Uns ist Autorität gegeben, gehen wir damit verantwortungsvoll im Sinne des Dienstes an Gott und an den Menschen damit um. Mit der Weihe zum Diakon bist aufgenommen in den dreigliedrigen ordo. Du bist somit nicht allein; Du gehörst auch einer kirchlichen Gemeinschaft an. Hab Mut und fürchte Dich nicht.
Vom Tisch des Wortes an Deinem Weihetag nimm die drei Lesungen aus der Hl. Schrift als ein Vademecum mit auf dem Weg:
- Weihe als Herzenssache: erfüllt von der Erkenntnis des HERRN!
- Einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat. Zur Ehre Gottes!
- Johannes Täufer: Er war Rufer, Wegbereiter, der Freund nicht der Bräutigam und er wusste, nach ihm kommt einer, der stärker ist als er, dem die Sandalen auszuziehen er sich nicht würdig fühlte.
Das alles lässt sich zusammenfassen mit Deiner Lieblingsbibelstelle: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab…“
Amen.