„…der (neuen) Staatsregierung eine kräftige Stütze sein …“

BUchpräsentation "Salzburg 1918-1919 Vom Kronland zum Bundesland" in der Neuen Residenz. Im Bild von links: Herausgeber Dr. Oskar Dohle MAS (Direktor des Salzburger Landesarchivs), Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, Ordinariatskanzler Dr. Elisabeth Kandler-Mayr und Dr. Thomas Mitterecker (Leiter des Archivs der Erzdiözese Salzburg) Foto: Neumayr, Salzburg, 13. 11. 2018
SALZBURG (eds-13. 11. 2018) / Am Nachmittag des 13. November 1918 tagte die „provisorische Landesversammlung“, der Vorgänger des Salzburger Landtags, zum ersten Mal nach der Ausrufung der Republik Deutschösterreich. Damit begann auch in Salzburg der Übergang vom Kronland der Monarchie zum Bundesland. Genau 100 Jahre später, am 13. November 2018, wurde ein unfangreiches Werk vorgestellt, in dem namhafte Expertinnen und Experten den Zeitraum vom Sommer 1918 bis zu den ersten Wahlen im April 1919 im Land Salzburg beleuchten. Das Buch ist die einzige wissenschaftliche Publikation, die sich im Jubiläumsjahr 1918–2018 mit dem Übergang von der Monarchie zur Republik aus Sicht des gesamten Bundeslandes beschäftigt.
Die Haltung der Erzdiözese
Elisabeth Kandler-Mayr, Ordinariatskanzler der Erzdiözese Salzburg, schilderte in ihren Grußworten die Haltung der Diözesanleitung in dieser Zeit. So habe Fürsterzbischof Balthasar Kaltner, dessen erster Hirtenbrief im August 1914 dem Kriegsbeginn gegolten hatte, vieles voraus gesehen, was der Krieg als „ein harter Geselle“ mit sich bringen werde; sein Aufruf zu Besinnung und Verantwortung, zum Verständnis für Kriegsgefangene und alle, die Kummer und Sorge tragen mussten, sei visionär gewesen, sagte Kandler-Mayr. Die grundlegenden Änderungen 1918 habe er aber nicht mehr erlebt, Kaltner war bereits am 6. Juli 1918 verstorben.
Ähnlich klarsichtig sei Kapitelvikar Alfred Prey gewesen, der sede vacante bereits am 4. November 1918 einen Aufruf an den Klerus der Erzdiözese Salzburg geschrieben habe – ganz entgegen dem beharrenden Aufruf anderer Bischöfe in den Tagen davor, stellte Kandler-Mayr fest. “Das alte Österreich hat aufgehört zu sein, in dieser Zeit der Umwälzungen muss man der (neuen) Staatsregierung eine kräftige Stütze sein und ihr dieselbe Treue, wie man sie bisher bewiesen hatte, erweisen. In erster Linie muss der Klerus aber den religiösen Bedürfnissen des katholischen Volkes dienen, und bemüht sein, aufklärend und beruhigend auf sein Volk einzuwirken, damit Gewalttätigkeit unterbleibe und Ordnung, Gerechtigkeit und wahre Nächstenliebe herrsche.“ (VBl 1918/19, S 316) Auch dieser Aufruf zeige von Weitsicht und Klarheit, würdigte Ordinariatskanzler Kandler-Mayr.
Im Buch stellt der Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Dietmar Winkler, den Weg der katholischen Kirche Salzburgs von der Monarchie zur Republik ausführlich dar.
Der Leiter des Archivs der Erzdiözese Salzburg, Thomas Mitterecker, präsentiert ein umfassendes Bild des langjährigen Landeshauptmanns und katholischen Priesters, Prälat Alois Winkler. Der aus Waidring im Tiroler Teil der Erzdiözese gebürtige Domherr gehörte über 40 Jahre dem Salzburger Landtag an. Von 1897 bis 1902 und von 1909 bis 1919 bekleidete er das Amt des Landeshauptmanns. Winkler war es wesentlich zu verdanken, dass es in den Tagen des Umbruchs zu keinen gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Er half, die Not der Bevölkerung zu mildern, ja seine sachliche Art brachte ihm die Anerkennung weiter Teile der Bevölkerung und auch seiner politischen Gegner.
Und schließlich schildert der Glockenreferent der Erzdiözese, Josef Kral, unter dem Titel „In der Treue gegen Gott, Kaiser und Vaterland wollen wir uns nie und nimmer übertreffen lassen …“ das Schicksal von Glocken aus Salzburger Pfarren im Zuge der Ablieferungspflicht zur Waffenproduktion.
Bibliographische Daten:
Oskar Dohle / Thomas Mitterecker (Hrsg.), „Salzburg 1918–1919. Vom Kronland zum Bundesland“. Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer- Bibliothek, Bd. 68, Schriftenreihe des Archivs der Erzdiözese Salzburg, Bd. 19, Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs, Nr. 29. Wien 2018
Foto (v.l.n.r.): Direktor des Salzburger Landesarchivs Oskar Dohle, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Ordinariatskanzlerin Elisabeth Kandler-Mayer und Thomas Mitterecker, Leiter des Archivs der Erzdiözese Salzburg. Land Salzburg / Land Salzburg/Neumayr