Der Glaube braucht universitäre Theologie

Erzbischof Lackner (l.) mit Professor Alexander Zerfaß (r.)
Zukunft und Rolle der Theologischen Fakultäten
Im Gespräch mit dem Salzburger Universitätsprofessor für katholische Liturgiewissenschaften und Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Alexander Zerfaß sprach sich der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz gegen eine Zusammenlegung oder Reduktion der theologischen Fakultäten in Österreich aus. Egal, wie groß das Volk Gottes sei, die Standorte sollen erhalten bleiben. „Die Studierenden und Seminaristen sollen in den Diözesen bleiben“, um so den Kontakt und die Identität mit der Ortskirche zu erleben und zu vertiefen, sagte der Salzburger Oberhirte.
Theologie und Kirche
Das Grundvertrauen zwischen Bischöfen und Theologen müsse stets neu errungen werden, damit eine sachliche Auseinandersetzung möglich bleibe, erklärte Lackner im offenen Gespräch mit rund 80 Liturgiewissenschaftlerinnen und Liturgiewissenschaftlern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Immer wieder gehe es im Zueinander um das wechselseitige Dagegenhalten, welches zugleich auch ein Stützen sei. Gemeinsam sprachen sich die Theologinnen und Theologen mit dem Salzburger Erzbischof für eine Offensive zur Schaffung, Erhaltung und Vertiefung kirchlicher Berufe aus. Kirche könne insbesondere durch Liturgie mit ihren tiefen und jahrhundertelang erprobten Ritualen viel leisten und Menschen helfen, gerade existenzielle Herausforderungen zu bewältigen. Ohne Kirche und Theologie würde das Fragen nach der anderen Wirklichkeit seinen Ort verlieren. Das bei diesem Fragen mitschwingende Vertrauen auf eine letzte Instanz sei aber eine wichtige Entlastung für die Menschen, nicht nur in herausfordernden Entscheidungsprozessen.
Für eine synodale Kirche
Am Ende des Austauschs gab Erzbischof Lackner den Theologinnen und Theologen zwei Bitten mit. So wünschte er sich von allen ein engagiertes Mittun am synodalen Prozess der Weltkirche, den Papst Franziskus jüngst ankündigte. Vorzeichen solle dabei demütiges und lernbereites Fragen nach dem eigenen, aber auch nach dem Glauben des Anderen sein. Lackner betonte, dass es somit um den Glaubenssinn im Glaubensvollzug gehe, nicht zuerst um die diskursive Erörterung.
Angesichts der im deutschsprachigen Raum aktuellen Veränderung der gesetzlichen Regelungen zum assistierten Suizid wünschte sich der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz die liturgiewissenschaftliche Erforschung und regelmäßige Einbindung von Gebeten für Sterbende und für eine gute Sterbestunde im Leben der Kirche.
Salzburg als Gastgeber
Zum ersten Mal war Salzburg Gastgeber der Tagung, die sich vom 23. Bis 27. August mit dem Thema „Liturgie – ‚Werk des Volkes‘? Gelebte Religiosität als Thema der Liturgiewissenschaft“ auseinandersetzte. Neben dem thematischen Schwerpunkt stellten etablierte Liturgiker und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Case-Studies und Werkstattgesprächen ihre Arbeiten und Projekte vor. „Neben dem internen Austausch ist uns auch der Kontakt dem Ortsbischof sehr wichtig, weil sich seine und unsere Aufgabenbereiche und Verantwortlichkeiten berühren“, sagte Alexander Zerfaß zu Beginn des Gesprächs mit dem Salzburger Erzbischof. Nach Referaten, Begegnungen und Vorträgen fand am Donnerstag die ordentliche Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft statt.