Christtag
Liebe Schwestern und Brüder!
Weihnachten ist mehr!
Jahr für Jahr feiern wir Weihnachten und wir vermögen es nicht zu fassen, was es bedeutet: Gott ist Mensch geworden. Engel haben es verkündet und Hirten, damals Leute am gesellschaftlichen Rande, haben die Kunde zuerst vernommen. Weil Weihnachten so unfassbar ist, bietet die Kirche in diesen Tagen alles auf, um einigermaßen angemessen dieses Geheimnis unseres Glaubens zu feiern.
Ein eindrückliches Zeugnis gibt der Heilige Franziskus von Assisi. In diesem Jahr feiern wir das 800-Jahrjubiläum der ersten Weihnachtsfeier mit Krippenspiel in Greccio, in der Provinz Rieti. Ein gewisser Herr Johannes wurde beauftragt, einen Stall mit Krippe, Ochs und Esel vorzusehen; ausdrücklich wird vom Heiligen aus Assisi viel Heu gefordert. Über diesem „Setting“ wollte Franziskus, dass ein Hochamt gefeiert werde. Franziskus zog sich das Levitengewand an – er war ja Diakon – und verkündete selbst die Frohe Botschaft von der Menschwerdung Gottes.
Solches Ansinnen sind wir vom „armen Kleinen“ aus Assisi nicht gewohnt. Er wollte lieber mit seinem geflickten Habit vor Gott stehen, ihn loben und preisen. Aber Weihnachten ist eben mehr. Da braucht es auch bei Franziskus das volle Programm an Feierlichkeit.
Der direkte Zugriff auf das Mysterium ist uns verwehrt. Es braucht, weil es unser Fassungsvermögen überschreitet die Umschreibung, ja zuweilen sogar so etwas wie ein Stilmittel der Entfremdung. Diesen Umweg in der Wahrnehmung können wir auch bei den Evangelisten feststellen. Wir haben heute im Evangelium den großartigen Hymnus über das Wort gehört.
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Im Zentrum dieses Hymnus steht der programmatische Satz: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Das ist schnell gesagt! Und in seiner ganzen Tragweite schwer zu vernehmen. So kommt der Evangelist auf Johannes den Täufer zu sprechen. Mir gefällt diese Lichtgestalt unseres Glaubens, ich habe ihn auch zum Patron meines Bischofsamtes erwählt. Was ihn nach meinem Dafürhalten so sehr auszeichnet, ist: Johannes weiß, was und wer er ist, noch wichtiger aber, was und wer er nicht ist. Im Evangelium heute wurde gesagt: „Er selbst – Johannes – war nicht das Licht, er sollte Zeugnis ablegen für das Licht.“ Als Johannes gefragt wurde, wer er sei, sagte er zuerst, wer er nicht sei: „Ich bin nicht der Messias, nicht der Bräutigam, nicht der Prophet, nicht Elias“, obwohl ihn Jesus als den wieder gekommenen Elias bezeichnete. Was war Johannes dann? Er war Stimme, er war Zeuge für das Licht, das nach ihm kommt.
Liebe Schwestern und Brüder, Johannes der Täufer markiert genau den Ort, der auch der unsere ist, wo wir zu stehen haben.
- Nicht selber Licht sein zu wollen. Heutzutage geht es zuerst sehr oft um die Selbstverwirklichung. Der Mensch in dieser individualisierten Welt will selbst Licht sein. Johannes der Täufer zeigt uns durch sein Vorbild, was es heißt, Zeuge zu sein: Kleiner zu werden, damit Er, der allzu oft unerkannt in unserer Mitte ist, wachsen kann.
- Wie Johannes Wegbereiter sein für den, der da kommen möchte. Gott ist in diese Welt gekommen als Friedensfürst. Das ist die Ursehnsucht Gottes. Wegbereiter für Frieden sein heißt zuerst und zuinnerst selbst zufrieden sein. Es ist ein wunderbares Zeugnis, das ich öfters von alten Menschen, die im Leben durchaus sehr Schweres erlebt hatten, höre – wenn man sie fragt, wie es ihnen gehe, hört man oft: Ich bin zufrieden; d.h. ich bin im Frieden mit mir selbst, mit meiner Umwelt und mit Gott.
- Johannes hat keine Mühe gescheut, sich für das Reich Gottes in Gerechtigkeit und Liebe unter den Menschen einzusetzen; es hat ihn schließlich auch wortwörtlich den Kopf gekostet.
Liebe Brüder und Schwestern, wir dürfen nicht schweigen von dem, was wir im Glauben sehen und hören. Als Christen und Christinnen haben wir eine Mission, eine Sendung, nämlich als zufriedene, d.h. im Frieden lebende Menschen Wegbereiter des Friedens für andere zu sein; besonders für jene die unter fürchterlichen Kriegen zu leiden haben. Wir denken da besonders an die Menschen in der Ukraine und an das Heilige Land, dem die Christliche Welt so viel zu verdanken hat. Unser Einsatz für eine Welt in Gerechtigkeit und Liebe darf nicht nachlassen. Denn die Kunde der Engel an die Hirten „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden“ gilt unverändert – geben wir Gott die Ehre, und werden wir mit seiner Hilfe zu Mitarbeitern des Friedens.
Amen!