„Christi Liebe drängt“

Wörgl. Als ich vor nunmehr acht Jahren die Ausbildung zum Priester mit der Aufnahme ins Salzburger Pries-
terseminar und der Absolvierung des Propädeutikums, des Einführungsjahres für Priesteramtskandidaten, damals noch in Horn/NÖ, begann, kehrte in mir nach längerer Zeit wieder mehr innere Ruhe und ein Gefühl von Zufriedenheit und zunehmender Freude ein. Knapp zwanzig Jahre selbstständige Arbeit im gastgewerblichen Betrieb zusammen mit meiner Familie war sehr abwechslungsreich und auch erfüllend und doch spürte ich immer intensiver, dass da noch mehr in meinem Leben sein muss. Ein „Mehr“, das gelebt werden wollte und gelebt werden sollte. Diesem „Mehr in meinem Leben“ begann ich immer intensiver nachzuspüren. Dieses „Mehr“ war und ist für mich im christlichen Glauben Grund gelegt.
Ich begann zu dieser Zeit, meinen bis dahin oftmals sehr oberflächlich gelebten Glauben immer mehr zu reflektieren. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde mir so richtig der Reichtum unseres christlichen Glaubens bewusst, dass wir an einen Gott glauben dürfen, der uns bedingungslos liebt und der mit uns durch seinen Sohn Jesus Christus in Beziehung treten will.
Ein großer Schritt
Mit dem existenziell schon sehr einschneidenden Schritt, mit vierzig Jahren meine Arbeitsstelle zu kündigen und mich in die engere Nachfolge Jesu aufzumachen, begann eine spannende, bis heute sehr schöne, mit viel Freude und Dankbarkeit erfüllte Zeit. Was aber nicht heißt, dass der eine oder andere Zweifel und so manches Ringen im Glaubensleben heute nicht ab und zu noch zur Tagesordnung gehören. Aber das, glaube ich, gehört dazu, das befähigt uns, immer mehr zu wachsen und dies macht uns so auch bewusst, dass wir alle Zeit unseres Lebens auf dem Weg sind, Gottsucher, auf Gott hin ausgerichtete Menschen sind und bleiben.
Meine Familie reagierte damals auf meinen Wunsch, Priester werden zu wollen, im Allgemeinen sehr positiv. Sehr viel verdanke ich dem treuen Gebet meiner Mutter und vieler Beterinnen und Beter, vor allem auch in meiner Heimatgemeinde St. Johann in Tirol, wo seit vielen Jahren fast täglich speziell für Ordens- und Priesterberufungen gebetet wird und einige Früchte schon geerntet werden konnten. Drei Ordensberufungen gab es in letzter Zeit, wobei wir vergangenes Jahr im August die Priesterweihe und Primiz von P. Hermann Josef Mallaun Opus J.S.S. feiern durften.
Dankbar für Entscheidung
Ich bin mir durchaus bewusst, dass das Priesterdasein heute, in dieser säkularen Welt, in der wir leben, nicht immer nur leicht sein wird. Nicht selten gilt es, so manche Widerstände auszuhalten. In Zeiten von Pfarrverbänden und Pfarrzusammenlegungen braucht es oftmals auch den Mut, weniger populäre Entscheidungen zu treffen und klare Positionen zu haben.
Dennoch überwiegt für mich eindeutig das Positive. Menschen wirklich „von der Wiege bis zur Bahre“ seelsorglich begleiten zu dürfen, Menschen zu Jesus führen, ihnen die Sakramente spenden und Gottesdienst mit ihnen feiern zu dürfen … selten ein Beruf ist so abwechslungsreich und auf Gott und die Menschen ausgerichtet, wie jener eines Seelsorgers. Auf diese Aufgabe, das Leben mit den Menschen zu teilen, freue ich mich sehr. Mein halbes Jahr als Diakon habe ich als sehr schönen Dienst erlebt, an den Kranken, Not Leidenden, an Senioren – man kann sich ganz den Menschen widmen.
Natürlich ist mir auch bewusst, dass ich durch diese Entscheidung zum Priestertum auch andere Lebensmöglichkeiten aufgebe. Aber ich bin unendlich dankbar, diese Entscheidung getroffen zu haben, weil ich dadurch die Freiheit bekam, diesen Weg zu gehen und diesen Dienst zu leben.
„Denn die Liebe Christi drängt uns …“, diesen Bibelvers habe ich als meinen Primizspruch gewählt. Er soll mir immer wieder vor Augen führen, was der Grund ist für unser Tun, für unser Handeln in dieser Welt. Sie, die Liebe Christi, ist es, dieses „Mehr im Leben“, das uns drängt und das uns unruhig werden lässt. Sie, die Liebe Christi, fordert uns, ruft uns in aller Freiheit in seine Nachfolge. Jede und jeden von uns dorthin, wo Gott sie oder ihn haben will.
Primiz: So., 2. Juli, 10.00 Uhr, Pfarrkirche St. Johann/Tirol, 17.00 Uhr, Dankandacht.