Bischof blickt in Richtung Zukunft
Klagenfurt. Bischof Josef Marketz möchte sich den offenen Fragen, die in der Diözese Gurk-Klagenfurt mit dem Wechsel von Bischof Alois Schwarz nach St. Pölten aufgebrochen sind, aktiv widmen. Dennoch ist es ihm wichtig, den Blick Richtung Zukunft nicht zu verlieren.
Der neue Bischof von Kärnten, Josef Marketz, ist Nachfolger von Alois Schwarz, der am 1. Juli 2018 zum Bischof von St. Pölten ernannt wurde. Seither wartete die Diözese Gurk-Klagenfurt auf einen neuen Hirten. Der Wechsel von Bischof Schwarz war von Konflikten begleitet: Ihm wurden Verfehlungen im wirtschaftlichen Bereich des Bistums Gurk und in der persönlichen Lebensführung vorgeworfen, was Schwarz aber stets bestritt.
Bischof Marketz möchte sich diesen Themen stellen und Klarheit schaffen. „Es gibt weiterhin Bedarf an erklärenden und aufklärenden Gesprächen, die ich in den kommenden Monaten noch einmal in Gang bringen möchte.“ Er will nicht urteilen, sich aber den drängenden Fragen der Diözese widmen, so Marketz.
„Fehlentwicklungen zu stoppen, beziehungsweise einem Veränderungsprozess zuzuführen, wird zweifellos meine Aufgabe sein.“ Gleichzeitig möchte er aber seinen Dienst zukunftsgerichtet angehen.
Ein Bischof aus Kärnten
Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz wurde am 30. Juli 1955 in St. Philippen ob Sonnegg/St. Lips im zweisprachigen Gebiet Südost-Kärntens geboren und stammt aus der slowenischen Volksgruppe. 1975 maturierte Marketz am katholischen Gymnasium in Tanzenberg. Nach dem Theologiestudium in Salzburg und Ljubljana wirkte er ein Jahr als Diakon in Ecuador in Südamerika, 1982 wurde er in Klagenfurt zum Priester geweiht. Zunächst war Marketz als Kaplan in zweisprachigen Gemeinden tätig, später war er Jugendseelsorger und Pfarrprovisor.
Nach einem Studienaufenthalt hat er 1992 an der Universität Wien zum Doktor der Theologie promoviert. Er dissertierte im Fachbereich Pastoraltheologie bei Paul M. Zulehner.
Anschließend war er bis 2009 Leiter der Slowenischen Abteilung des Seelsorgeamtes, einen weiteren Studienaufenthalt verbrachte er in Rom und Jerusalem. Er wurde zum Direktor des Seelsorgeamtes und zum Bischofsvikar für Seelsorge, Mission und Evangelisierung ernannt. Mit der Übernahme der Leitung des Kärntner Caritasverbandes wurde Marketz auch zum Bischofsvikar für die Caritas und für soziale Dienste.
Klare Haltung zur Flucht
Als Caritas-Direktor äußerte sich Marketz mehrmals klar im Sinne eines humanen Umgangs mit Flüchtlingen und der Verantwortung der Politik dafür.
Zum Bischofsamt erklärte er, dass das Slowenische kein eigenes Wort für „Amt“ habe, lediglich das Wort „Dienst“ kenne. Das sei für ihn wesentlich. Der Hirte ginge oft hinter der Herde, so Marketz‘ Beobachtung. Die Schafe würden spüren, wohin es geht. Der Hirte sei dann gefordert, wenn sich der Herde Hindernisse entgegenstellen, denn dann müsse er nach vorne und dabei helfen, diese zu überwinden.
Prägende Erfahrungen dafür machte Bischof Marketz bereits in seinem Diakonatsjahr in Ecuador. Dort sei Seelsorge auch unter schwierigen Bedingungen gelungen. „Wir dürfen nicht die Nerven verlieren! Auch wenn ein Priester für 50.000 Menschen zuständig ist, kann man noch Seelsorge betreiben.“
Außerdem möchte er neue Wege der Seelsorge suchen, gemeinsam mit Laien und mit Priestern aus anderen Teilen der Welt. „Mein Chef in Ecuador zum Beispiel war der Wiener Diözesanpriester Josef Heissenberger. Von ihm habe ich viel gelernt.“ Zu zweit wären sie für zigtausende Menschen da gewesen. „Natürlich kann man das nicht mit der Situation in Europa vergleichen. Nur: Wir sollen die Nerven nicht wegschmeißen. Das hat keinen Sinn. Wenn es die Kirche Jesu Christi ist, dann wird sie sich Wege suchen, auch durch unsere europäische Welt. Davon bin ich überzeugt. Sonst würde ich dieses Amt nicht übernehmen. Denn so hafte ich persönlich mit für den Weg der Kirche. Ich habe mich in diese Spur extrem hineinverwoben, als Bischof noch einmal mehr denn als Pries-ter. Also: Nur keine Angst!“
Eine einladende und glaubwürdige Kirche wünschte sich Bischof Josef Marketz während der Weiheliturgie.
In der Kirche muss für alle Menschen Platz sein, betonte der neue Kärntner Bischof in seiner kurzen Ansprache zum Abschluss des Weihegottesdienstes im Klagenfurter Dom. Er sprach von der Notwendigkeit einer einladenden Kirche, die glaubwürdige Personen brauche, die hinter dieser Einladung stünden. In der Kirche solle eine große Weite spürbar sein, „in der für jeden ein Platz ist“. Alle Christen seien dazu aufgerufen, so der neue Bischof und bisherige Caritasdirektor. Gerade auch die Caritas müsse für diese einladende und weite Kirche stehen. Der neue Bischof hob – auf Slowenisch – den wichtigen Beitrag der slowenischsprachigen Bevölkerung für Kirche und Land hervor.
Danke für den Glauben
Marketz dankte in seiner Ansprache ausdrücklich seiner Familie, die ihm den Glauben weitergegeben hat. Sein 93-jähriger Vater nahm am Gottesdienst mit vielen weiteren Familienmitgliedern teil. Marketz‘ Mutter war im vergangenen April verstorben.
Besonders erfreut war der Bischof über die Teilnahme einiger Caritas-Klienten am Gottesdienst. Er schenkte den drei Hauptkonsekratoren der Bischofsweihe – Erzbischof Lackner, Bischof Freistetter und Erzbischof Alojzij Cvikl – sowie dem Prediger Bischof Elbs kleine Engelsfiguren aus einer Caritas-Werkstätte. Marketz zitierte schließlich den heiligen Augus-tinus: „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“ Er freue sich darauf, dieses Christsein gemeinsam mit den anderen zu leben. „Bischof-Sein“ müsse er erst lernen, so Marketz, der die Kärntner Katholiken aufrief, ihn dabei zu unterstützen.
Monika Slouk
Fotos: Der Hirtenstab, den Erzbischof Lackner an den neugeweihten Bischof übergibt, gehört mit Ring und Mitra zu den bischöflichen Insignien. / Foto: Diözese Gurk-Klagenfurt