Bildung, die Roma bewegt
Salzburg/Sibiu. In den Dörfern außerhalb von Sibiu gibt es keine Arbeit, keine Infrastruktur, nur spärlich fließendes Wasser und elektrischen Strom, der meist illegal abgezapft wird. „Die hygienischen Bedingungen und die Lebensumstände der Menschen, die hier in zugemüllten Behausungen dahinvegetieren, sind unvorstellbar“, sagt Kurt Bauer. Vor dreieinhalb Jahren hat sich der Filmemacher auf die Spuren der Roma begeben, zunächst in Salzburg, später in Ungarn, schließlich in Rumänien. Die 600 Jahre, die die Roma in Sklaverei lebten, schrieben sich in den Köpfen fort, auch wenn sie offiziell längst vorbei sind.
Bauer beschäftigte vor allem eine Frage: „Wie kann man sie bewegen?“ Der einzige Weg aus der Misere ist für ihn Bildung. „Man muss ganz unten ansetzen, im Kindergarten, den Kleinen Nestwärme geben“, ist er überzeugt. Genau das tut Pastor Sorin Cigher mit seinem Kindergarten in Sibiu, wo Romakinder und rumänische gemeinsam spielen. Bauer hat dort fünf Kindergartenplätze „gemietet“, die er mit zwei Drittel der monatlichen Kosten von umgerechnet 65 Euro unterstützt. Gefördert wird, wer nachweisen kann, dass er weniger als 100 Euro im Monat zur Verfügung hat – egal ob er Roma oder Rumäne ist. „Da musste ich auch dazulernen“, schluckt Bauer. „Armut hat nur ein Gesicht und das gehört bekämpft.“
Kämpfer gegen die Armut
Gegen das Elend kämpft seit 35 Jahren auch der evangelische Pfarrer Eginald Schlattner: Er blieb nach dem Fall des Kommunismus als einziger von 800 Siebenbürger Sachsen in Rosia, einem 2.700-Seelen-Ort 15 Kilometer von Sibiu entfernt. Höhere Schule gibt es dort keine, eine Busverbindung in die nächstgrößere Stadt genausowenig. Für Lernwillige wird das zu einem kostspieligen Hürdenlauf.
„Die, die etwas tun wollen, kommen“, er-zählt Schlattner. 50 Euro im Monat zahlt er für ein Sammeltaxi nach Sibiu. Dort bekommen die Jugendlichen nicht nur Schulwissen vermittelt, sondern werden auch in den Dingen des täglichen Lebens trainiert: putzen, bügeln, mit der Nähmaschine umgehen. 480 Jugendlichen aus der untersten Schicht der Roma konnte der Pfarrer zu Bildung verhelfen. Sie sind inzwischen geachtete Bürger des rumänischen Staates. Dass Pfarrer Schlattner ihre Ausbildung ermöglicht, wissen sie nicht – das würde nur für Missgunst im Dorf sorgen.
Eine dieser Jugendlichen ist Carmen, die den Haushalt des Pfarrers führt. Mit 17 hatte sie sich von Zuhause davongemacht: Ihr Vater hatte sie am Tischpfosten angebunden, wenn sie zur Schule gehen wollte. Inzwischen hat Carmen die Matura nachgemacht. „Hier hat der rumänische Staat dazugelernt“, berichtet Kurt Bauer: „Wenn die Kinder einen Monat nicht zur Schule kommen, ist das Kindergeld weg. Das ist ein Anreiz.“
Von Kindergartenscheck bis Notfallhilfe
Zu einem Großteil fördert Pfarrer Schlattner Mädchen: Frauen haben bei den Roma keine Rechte, werden geschlagen und haben keine Perspektive. „Mit 14 bekommen sie Kinder. Mit 28 sind sie Großmütter und dann sind sie alt“, erzählt er. Sehr oft kommen mit einem Mann der Alkohol und die Gewalt ins Haus.
Bauer appelliert: „Helfen Sie das abzustellen, investieren Sie in Roma-Bildung.“ Neben Pfarrer Schlattner, seinem engsten Berater, hat er drei weitere Projektpartner, auf die er sich verlassen kann: Pastor Sorin, der den Kindergarten in Sibiu leitet, Ana Palcu von der dortigen Diakonie und das Bildungshaus des Projekts Elijah in Hosman, wo Jugendliche einen Beruf erlernen. Bauer hilft auf vielfältige Weise: mit dem Roma-Kindergartenscheck, dem Roma-Bildungsscheck, dem Roma-Mütterscheck, mit dem Kinder für 10 Euro pro Woche von den Müttern „freigekauft werden“, damit sie zur Schule gehen dürfen, sowie mit der Roma-Notfallhilfe.
Helfen Sie mit dem Roma-Bildungsscheck: Investitionskonto – Salzburger Sparkasse, Kurt Bauer, IBAN AT622040400041829706
Mehr Informationen: roma.bildungsscheck@gmx.at, Youtube: Kurt Bauer – Der Roma Bildungsscheck
Foto (Kurt Bauer): Vor allem Mädchen haben bei den Roma keine Rechte, keine Perspektive, werden geschlagen. Damit sie diesem Milieu entkommen können, hilft Filmemacher Kurt Bauer mit seinen Bildungsschecks in ihre Zukunft zu investieren.