Atempausen schenken

SALZBURG (eds/rb-27.12.2017) / In Afrika sagt man: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Darauf können Mütter und Väter in Salzburg nicht zurückgreifen und auch immer weniger auf Familiensysteme aus Oma, Opa, Tante oder Cousinen. Bei Eva H. war es so als vor 15 Monaten ihr dritter Sohn auf die Welt kam. Druck und Belastung nahmen zu. Die Wende kam mit Ulli Sams, die Caritas hat sie als Freiwillige zur Familie vermittelt. Sie nimmt der Mutter den Kleinsten jede Woche für ein paar Stunden ab – Atempausen für Eva H.
Weihnachten mit drei Buben im Haus. Gibt es da stille Momente oder ist das nur anstrengend? „Wir machen es uns gemütlich und haben schon Weihnachtsschmuck gebastelt. Die beide Älteren durften jeder drei Wünsche aufschreiben, der Kleine kann das ja noch nicht, er wird trotzdem nicht vergessen“, erzählt Eva H. von den Festvorbereitungen. Sie freue sich auf das Beisammensein in der Familie sagt sie und wirkt dabei ganz entspannt.
Im Winter vor einem Jahr war die Situation eine andere. Nach einem Kaiserschnitt war sie körperlich noch nicht auf der Höhe, der Mann wie in den meisten Familien durch seinen Job im Tagesablauf abwesend. Gleichzeitig verlangte jeder der drei Buben ihre volle Aufmerksamkeit: ein Schulanfänger, ein Kindergartenkind und ein Neugeborenes. Schlaflose Nächte und andere Herausforderungen mit einem Baby waren ihr nicht fremd. Doch dass es mit dem Nachzügler und den beiden Großen dann so anstrengend werde, habe sie an und über ihre Grenze gebracht. „Wir leben am Stadtrand, eigentlich brauchst du ein Auto um von A nach B zu kommen. Dann war der vergangene Winter auch noch recht streng. Ich erinnere mich wie ich mit allen dreien durch den Schnee gestapft bin. Mir sind die Tränen gekommen. Ich war verzweifelt.“
Um Hilfe fragen und Hilfe annehmen
Manuela Summer leitet bei der Caritas das Unterstützungsprojekt für wachsende Familien und weiß, dass Eva H. kein Einzelfall ist. „Das Abenteuer Familie zu bestehen wird immer anspruchsvoller. Viele Eltern, viele Mütter sind isoliert dafür verantwortlich, dass sich ihre Kinder gut entwickeln.“ Oma und Opa wohnen weit weg, sind selber noch berufstätig oder aus anderen Gründen nicht präsent.
Dazu kommt, Mütter setzen sich mit einem überhöhten Perfektionsanspruch selbst unter Druck. Sie glauben, alles allein schaffen zu müssen. Dabei ist es wichtig, sich unter die Arme greifen zu lassen. Genau das tut Ulli Sams, die regelmäßig zu Eva H. nach Hause kommt und ihr den Kleinen abnimmt. „Meistens gehen wir spazieren, beobachten Tiere – das lieben wir beide. Dann wird eine Pause eingelegt und es gibt ein Kipferl“, beschreibt die Caritas-Freiwillige jene Stunden, die der Mutter Verschnaufpausen verschaffen oder Freiraum, sich um ihre beiden anderen Kinder zu kümmern. „Und für mich ist es einfach die pure Freude mit dem Buben etwas zu unternehmen“, strahlt Sams.
Eva H. fiel es anfangs nicht leicht, Unterstützung anzunehmen. Heute möchte sie anderen Mut machen, sich zu melden. „Traut euch, um Hilfe zu fragen!“ Niemand muss es alleine schaffen. Sich das bewusst zu machen sei keine Schwäche, sondern eine Stärke, unterstreicht Manuela Summer. Sie bringt Freiwillige und Familien zusammen.
Caritas sucht noch freiwillig Engagierte
Die Caritas sucht noch freiwillige MitarbeiterInnen – hauptsächlich in der Stadt Salzburg, Bedarf besteht jedoch in der ganzen Erzdiözese. Sie werden professionell begleitet und bekommen Schulungen bezahlt und sind während ihres Einsatzes unfall- und haftpflichtversichert. Mitbringen müssen sie Zeit und vor allem Gespür für das Hier und Jetzt: „Sie sollten einfühlsam sein, damit sie merken: Was braucht es in der Familie? Macht es Sinn, mit dem Kind an die frische Luft zu gehen, damit die Mama einmal in Ruhe duschen kann? Oder ist es notwendig, sie zum Kinderarzt zu begleiten oder mit den Geschwisterkindern einmal in den Zoo zu gehen?“ Die Freiwilligen geben viel, sie bekommen aber auch viel zurück. Das bestätigt Ulli Sams: „Ich komme zur Tür herein und der Kleine lacht mich schon an – das ist Glück für mich.“
Kontakt: Caritas Salzburg, DPGKS Manuela Summer MSc, manuela.summer@caritas-salzburg.at, 0676/848 210 447.
Wenn Sie als Eltern/Mutter Hilfe brauchen.
Wenn Sie freiwillig helfen möchten.
Foto: Manuela Summer von der Caritas mit Ulli Sams, die sich vor einiger Zeit vorgenommen hat: „Ich möchte in meiner Freizeit etwas Sinnvolles tun“, Jetzt ist sie für Familien da, die Hilfe brauchen
Foto: Rupertusblatt / Ingrid Burgstaller
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