Geht man durch die Hauptpforte von St. Rupert, steht man vor einer Glastür. Auf ihr sieht man Arnold Janssen mit dem Missionshaus St. Rupert in der Hand, rechts und links zwei große Missionare: Rupertus und Josef Freinademetz. Sie beugen das Knie vor Arnoldus. Eine Geste der Hochachtung und Ehrerbietung.
Steyl/Bischofshofen. Wer war Arnold Janssen? Anlässlich der Seligsprechung von ihm und Josef Freinademetz am 19. Oktober 1975 sagte Kardinal Staatssekretär Angelo Rossi vor den versammelten Kardinälen: „Arnold Janssen trat auf den Plan als Bahnbrecher moderner deutscher Missionsbewegung; als Leiter einer Missionsgesellschaft, die Wissenschaften wie Ethnologie und Linguistik in die Ausbildung angehender Missionare einbaute; als Vorkämpfer für die Wiedervereinigung getrennter Christen; als Förderer der Exerzitien; als kühner Vorläufer des katholischen Presseapostolates; als unermüdlicher Verfechter des Laienapostolates.“
Wer war Arnold Janssen? Er wurde am 5. November 1837 als zweites von elf Kindern in Goch am Niederrhein geboren. 1861 wurde er in Münster zum Priester geweiht. Nach 12-jähriger Tätigkeit als Lehrer an einer bischöflichen Schule hängte er seinen Lehrberuf an den Nagel und widmete sich ganz der Missionsidee. Er bereiste ein Jahr lang alle Diözesen in Deutschland und Österreich, um für seine Missionsidee zu werben. Überall bekam er gute Ratschläge, aber geholfen hat ihm niemand. Kardinal Meissner von Köln hat vor einigen Jahren in St. Augustin gesagt: „Der Geist Gottes hat den schlichten Priester vom Niederrhein zum größten europäischen Missionar des 20. Jahrhunderts werden lassen.“
Internationale Gemeinschaft
Arnold Janssen ging mutig ans Werk. Weil er im Kulturkampf unter Bismarck keine Erlaubnis zur Gründung einer katholischen Missionsschule in Deutschland erhielt, wich er an die holländische Grenze aus. Im kleinen Ort Steyl an der Maas erwarb er ein altes Wirtshaus. Dort richtete er am 8. September 1875 seine erste Lateinschule für Missionare ein. Steyl wurde zur Wiege von drei Ordensgemeinschaften: 1875 die Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Societas Verbi Divini = SVD), 1889 die Missionskongregation der „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ (Societas Spiritus Sancti = SSpS) und 1896 die Steyler Anbetungsschwestern. So wurde der kleine Ort Steyl zu einem kirchlichen Begriff.
1889 gründete Arnold Janssen sein zweites großes Haus: das Missionshaus St. Gabriel bei Wien. Es wurde die zentrale Ausbildungsstätte der Gesellschaft in den ersten 30 Jahren in Europa. Seine letzte Gründung war St. Rupert bei Bischofs-hofen 1904. Als Arnold Janssen am 15. Jänner 1909 starb, zählte seine Ordensfamilie schon 450 Priester, 600 Brüder und 500 Schwestern. Er schickte sie als Missionare und Schwestern nach China, Afrika, in die Südsee, nach Japan, auf die Philippinen, nach Argentinien, Brasilien, Chile und in die USA.
Heute umfasst die Steyler Ordensfamilie 10.000 Mitglieder: 4.200 Patres, 600 Brüder, 900 Theologen, 240 Novizen sowie 4.000 Schwestern. Es ist ein Spezifikum der Steyler Ordensfamilie, dass sie international zusammenlebt und zusammenarbeitet. Das zeigt auch das neue SVD-Team, das seit 2013 die Pfarre Bischofshofen betreut: Pfarrer P. Jarek ist gebürtiger Pole aus Danzig, P. Severin, Diözesanjugendseelsorger, ist Indonesier aus Flores, und P. Laurent ist Afrikaner aus Togo.
Wichtiger Punkt auf der Landkarte
Die SVD ist in vier Zonen eingeteilt. Zur Zone Europa gehören 13 Länder, zur Zone Panamerika 15, zur Zone Asien-Pazifik 12, zur Zone Afrika ebenfalls 12 Länder. St. Rupert ist nur ein kleiner Punkt auf der Landkarte der SVD, aber ein wichtiger. 70 Jahre war St. Rupert eine reine Internatsschule für Buben. In den 70er Jahren wurden auch externe Schüler aufgenommen, 1988 Mädchen. Das heurige Schuljahr begann mit 197 Mädchen und 175 Burschen in 17 Klassen. Zum 100-Jahr-Jubiläum 2004 brachte das Rupertusblatt einen doppelseitigen Artikel mit der Überschrift: „Eine Oase für junge Menschen.“ Neben der Schule sind auch die pastoralen Dienste der Mitbrüder von St. Rupert gefragt und geschätzt. Seit dem vergangenen Jahr gibt es ein Jugendzentrum der Erzdiözese zusammen mit der Schulpastoral „Steyle Welt“ im früheren Internat.
Sowohl im Namen „Missionshaus“ als auch „Missionsprivatgymnasium“ steckt das Wort Mission. Mission heißt Sendung. Papst Franziskus ruft jedem Getauften zu: „Du hast nicht eine Mission, du bist eine Mission.“ Auch St. Rupert möchte seiner Mission treu bleiben.
P. Hans Hager SVD