An die Wurzeln denken

Salzburg. Auf Initiative der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz feiern seit dem Jahr 2000 alle Kirchen in Österreich jeweils am Tag vor der weltweit begangenen „Gebetswoche für die Einheit der Christinnen und Christen“ den „Tag des Judentums“. Heuer steht der Studiennachmittag an der Theologischen Fakultät unter dem Thema: „Israel – eine (theologische) Annäherung“. Jüdinnen und Juden haben zum Land Israel eine besondere Beziehung, die konstitutiv für ihr Selbstverständnis ist. Diese gilt es verstehen zu lernen. Die ReferentInnen machen sich auf eine durchaus persönliche Spurensuche, wie ein solches Verstehen auch theologisch gedacht werden könnte.
Vor aller Verschiedenheit der Kirchen steht das allen gemeinsame Fundament: ihre Verwurzelung im Judentum. „Judentum verstehen heißt sicher nicht, etwas zu kopieren. Es bedeutet, religiöse Überlieferungen und eine religiöse Praxis anzuschauen, die in vielen Punkten mit christlichen Überzeugungen übereinstimmt, manchmal aber unterschiedlich ausgerichtet ist. Nicht nur zufällig gleich, sondern eine gemeinsame Triebkraft ist in Christentum und Judentum die Mitmenschlichkeit, die religiöse Priorität bei der Würde des konkreten Menschen“, erklärt Susanne Plietzsch, Leiterin des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte. „Am ehesten ,anders‘ erscheinen für westliche Christinnen und Christen vielleicht bestimmte Alltagsrituale wie etwa die Speisevorschriften. Da würde ,verstehen‘ z.B. heißen, ihre biblischen Grundlagen kennen zu lernen, oder auch zu erfahren, wie heute Jüdinnen und Juden mit diesen Vorschriften – ganz unterschiedlich – umgehen.“ Zum Abschluss des Tages findet im Sacellum ein ökumenischer Gottesdienst statt.
Gemeinsam für die Einheit beten
Der „Tag des Judentums“ ist auf den Tag vor der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, die vom 18. bis 25. Jänner begangen wird, gelegt. Während der Gebetswoche kommen weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. In Salzburg wird am 20. Jänner, 19.00 Uhr bei einer Byzantinischen Vesper in der Rumänisch-orthodoxen Kirche Salzburg/Sam gebetet. Erzbischof Franz Lackner hält beim ökumenischen Stadtgottesdienst am 24. Jänner, 18.00 Uhr in der Evangelischen Christuskirche die Predigt.
TIPP:
Tag des Judentums: 17. Jänner, 15.00 Uhr, Theologische Fakultät Salzburg, Hörsaal 101 – Studiennachmittag zum Thema: „Israel– eine (theologische) Annäherung“ mit Susanne Plietzsch (Salzburg), Regina Polak (Wien) und Thomas Lipschütz (Innsbruck), 18.15 Uhr: Ökumenischer Gottes-
dienst im Sacellum.
Gottesdienste in der „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“:
☛ Byzantinische Vesper: 20. Jänner, 19.00 Uhr, Rumänisch-orthodoxe Kirche Salzburg/Sam, Robinigstraße 48.
☛ Ökumenischer Stadtgottesdienst: 24. Jänner, 18.00 Uhr, Evangelische Christuskirche, Schwarzstraße 25. Thema: „Vom Konflikt zur Gemeinschaft – Heilung der Erinnerung“, Predigt: Erzbischof Dr. Franz Lackner.
Bildtext: Am „Tag des Judentums“ wird sich heuer Israel (theologisch) angenähert. Im Bild eine Menora im Würzburger Dom. Foto: Elisabeth Patzal/pixelio.de