Als Gemeinschaft mehr bewirken
Salzburg. Manchmal kann man sich als Pfarrer auf verlorenem Posten fühlen. „Wir stehen allein in den Pfarren“, sagt Gottfried Laireiter. Um eine geistliche Heimat zu finden hat sich der Neumarkter Pfarrer der Gemeinschaft Jesus Caritas angeschlossen. „Wir leben nach der Spiritualität des seligen Charles de Foucauld“, erzählt er. „Das ist eines von mehreren Modellen, das es uns Weltpriestern erlaubt, unsere Sendung gemeinsam zu leben, das Leben zu teilen, im Gebet verbunden sein.“
Ein Leben als Bruder aller Menschen
Charles de Foucauld (1858–1916) gehört zu den großen geistlichen Gestalten des 20. Jahrhunderts. Er lebte als Einsiedler unter den Tuareg in der Südsahara. Foucauld fand erst spät zum Glauben, führte zunächst ein zügelloses Leben, ohne Perspektive, ohne Freude. Sein Leben war von Unruhe geprägt: Seit seiner frühen Kindheit war er äußerlich und innerlich heimatlos. Der frühe Verlust seiner Eltern hatte ihn tief getroffen. Der Tradition seiner Familie folgend sollte er beim französischen Militär Karriere machen. Diese Zeit war für ihn geprägt von einer großen inneren Leere.
Doch die Sehnsucht nach einem tieferen, geordneten Leben wuchs bei dem jungen Mann. Immer wieder tauchte die Frage auf: Wo ist mein Platz? Von dieser Frage getrieben war Foucauld viel unterwegs: als Offizier und Forscher in der Sahara, als Gottsucher in Paris, als Trappist in Syrien, als Einsiedler in Nazaret, als „Mönch und Missionar“ in Algerien. Seinen Platz fand er unter den Ärmsten der Armen. 1901 ließ sich Foucauld zum Priester weihen. Ab 1908 reister er mehrfach nach Frankreich, um Laien, Priester und Ordensleute dafür zu gewinnen, gemeinsam für das Heil der Menschen zu wirken.
„Bruder Karl war kein Fanatiker. Für sich lebte er radikal, aber andere wollte er zu nichts zwingen. Er wählte den Weg einer unaufdringlichen Missionierung“, erklärt Laireiter. „Durch sein Leben wollte er auf Jesus Christus aufmerksam machen, verschenkte, was er irgendwie entbehren konnte. Er gab sein Leben hin für den Dienst an den Armen und Bescheidenen. Er wollte allen Menschen Bruder sein – das zeichnet seine Spiritualität aus.“ Im scharfen Kontrast zu diesem friedliebenden Leben steht der gewaltsame Tod des späteren Seligen: Im Ersten Weltkrieg wurde seine Klause von plündernden Tuareg und aufständischen Senussi besetzt. Einer seiner Bewacher erschoss den Gefangenen.
Erst rund 20 Jahre nach Foucaulds Tod ging dessen sehnlichster Wunsch, eine Ordensgemeinschaft zu gründen, in Erfüllung. Heute gehören 20 verschiedene Gemeinschaften zu der Geistlichen Familie, die Christen zur Seite steht, die in nichtchristlichen Ländern verfolgt werden, und die außerdem kleine Bildungs-, Sozial- und Verkündigungsprojekte unterstützt, etwa in Ländern, in denen „Kleine Schwestern“ tätig sind.
Zusammen beten und leben
In der Erzdiözese treffen sich seit 1990 Weltpriester regelmäßig in kleinen Gruppen von fünf bis sieben Mann, insgesamt sind das derzeit 17. „Wir bemühen uns, unsere Gemeinschaft so zu gestalten, dass wir jeden Monat eineinhalb Tage zusammen verbringen, gemeinsam beten, das Allerheiligste anbeten und die Schrift betrachten. Es geht aber auch um intensiven Austausch und eine gemeinsame Lebensbetrachtung“, sagt Laireiter. „So wächst die Verbundenheit.“ Jedes Jahr erneuern die Priester ihr Versprechen zur Gemeinschaft – immerhin muss man viel Zeit investieren, es braucht Treue, Offenheit und Hingabe. Wichtig ist dem Neumarkter Pfarrer aber zu betonen, dass die Gemeinschaften keineswegs ein Zirkel für sich sind. „Wir sind offen für Neuzugänge, die auf der Suche nach einer geistlichen Heimat sind.“
KONTAKT für interessierte Weltpriester: Franz Lusak, Pfarrer von Mattsee und Leiter der Gemeinschaft, 06217/52 02, <link>pfarre.mattsee@pfarre.kirchen.net
Fotos (privat): Eigenständig und doch nicht allein: In den Gruppen, die der Spiritualität des seligen Charles de Foucauld folgen, leben Weltpriester Gemeinschaft – ob am Tisch oder im Gebet. V. l.: Georg Leitner, Roland Kerschbaum, Harald Mattel, Paul Rauchenschwandtner, Gottfried Laireiter und der diözesane Leiter der Gemeinschaft, Franz Lusak.
Jesus Caritas: Das Symbol der Gemeinschaft ist das Kreuz, das den Menschen Erlösung gebracht hat, und das Herz, das für alle offen steht.