50.000 Dauerteilnehmer bei Katholikentag

MÜNSTER (KAP/KNA/eds-7.5.2018) Mehrere Zehntausend Besucher werden zum 101. Deutschen Katholikentag ab Mittwoch in Münster erwartet. Zu dem bis Sonntag dauernden Treffen mit rund 1.000 Veranstaltungen haben sich rund 50.000 Dauerteilnehmer angemeldet, wie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter am Montag mitteilte. Zudem wird mit weiteren 20.000 Tagesgästen in der Westfalenmetropole gerechnet.
Schwerpunkt des Programms unter dem Motto "Suche Frieden" sind große Gottesdienste und etwa drei Dutzend "Große Podien" zu politischen und kirchlichen Themen, darunter eine Extra-Veranstaltung zum Thema Antisemitismus. Ihr Kommen zugesagt haben neben allen deutschen Diözesanbischöfen auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Kanzlerin Angela Merkel. Steinmeier wird u.a. über das Thema "Frieden durch internationale Kooperation" sprechen - angesichts der "America First"-Politik von US-Präsident Donald Trump besonders aktuell. Merkel geht bei einer Diskussion am Freitag mit dem vatikanischen Kurienkardinal Peter Turkson der Frage nach, wie mit aggressiven Regimes umzugehen ist.
Zu den weiteren internationalen Gästen gehört Kolumbiens Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos, der von der Überwindung der Gewalt in seinem Land berichten wird. Bei einem Podium zum Thema Landwirtschaft und Klimawandel soll EU-Agrar-Kommissar Phil Hogan sprechen. Regisseur Wim Wenders zeigt seinen Film "Papst Franziskus - ein Mann seines Wortes", der am 14. Juni auch in Österreich in die Kinos kommt. Die Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, Ska Keller, wird mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, über die Frage "Welcher Weg führt Europa aus der Sinnkrise?" diskutieren.
Diskussionsstoff für die verschiedensten Foren bieten neben der aktuellen Debatte um Kreuze in bayerischen Amtsstuben auch Fragen wie der Kommunionempfang, das Diakonat der Frau, die Mitbestimmung über kirchliche Finanzen oder die Schaffung sogenannter "Groß-Pfarren". Unter den Rednern bei geplanten Diskussionspodien sind auch etliche aus Österreich, darunter die Theologinnen Regina Polak (Wien) und Sigrid Rettenbacher (Innsbruck) zum Thema MIigration, der Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger (Wien) über jüdische und christliche Schriftauslegung oder die Bibelforscherin Marlis Gielen (Salzburg) zum Thema Beteiligung in der synodalen Kirche. Zu einem Podium über "Märtyrer im 20. und 21. Jahrhundert" ist auch die Biografin des seligen Franz Jägerstätter, Erna Putz, geladen. Der in Graz lehrende Pastoraltheologe Rainer Bucher ist gleich bei drei Katholikentags-Diskussionen vertreten, darunter einem Forum über die "Beziehung von Christentum und Demokratie".
Für Auseinandersetzungen sorgte schon vorab auch die Teilnahme des AfD-Poltikers Volker Münz, der am Katholikentag mit kirchenpolitischen Sprecher aller Bundestagsfraktionen über das Staat-Kirche-Verhältnis diskutieren soll. Eine Ausladung "böte der Partei nur die Chance, sich als Märtyrer zu inszenieren", erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg vorab. "Wäre die AfD nicht im Bundestag, sähe die Frage völlig anders aus", sagte der gastgebende Münsteraner Bischof Felix Genn.
Trotz der Amokfahrt in Münster vor vier Wochen erwarten Genn und Sternberg ein unbeschwertes Treffen. "Ich verlasse mich auf das ausgefeilte Sicherheitskonzept", so Sternberg. Eine allerletzte Sicherheit könne es aber nicht geben, betonten der ZdK-Präsident und Bischof Genn.
Die Deutschen Katholikentage, bei denen sich die Kirche mit ihren Verbänden und Institutionen über mehrere Tage der Öffentlichkeit präsentiert, finden in der Regel alle zwei Jahre in wechselnden Städten statt. Zuletzt war 2016 Leipzig an der Reihe. Münster ist der letzte Katholikentag vor dem dritten Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt. Mit Blick darauf bekommt schon beim westfälischen Treffen die Ökumene ein besonderes Gewicht.
Von den rund 1.000 Veranstaltungen des Katholikentags widmen sich 300 Kulturthemen. Gleich vier Museen präsentieren die Ausstellung "Frieden. Von der Antike bis heute". Breiten Raum nimmt auch das religiös-spirituelle Programm ein, darunter eine Wallfahrt mit Bischof Genn ins benachbarte Telgte sowie Gottesdienste für Paare, mit Sportelementen, in Kneipen oder für Mensch und Tier. Die Katholische Junge Gemeinde (KjG) will am Katholikentag mit einem "Tretbootgottesdienst" auf dem Aasee "zu neuen Ufern" aufbrechen.