Die Anbetung des Allerheiligsten hat in der Pfarre Zell am Ziller eine lange Tradition. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es eine eigene Anbetungsbruderschaft, die das weihnachtliche Stundgebet versieht. Seit einigen Monaten aber gibt es nun sogar 24 Stunden Anbetung pro Tag – sieben Tage die Woche.
Zell am Ziller. Er sei selber überrascht gewesen, wie schnell sich genügend Frauen und Männer bereit fanden, jeweils eine Stunde in der Woche vor dem Allerheiligsten zu beten, sagt Dr. Ignaz Steinwender. Der Pfarrer und Dekan von Zell am Ziller hat die Anregung einiger Pfarrgemeinderäte freudig aufgegriffen, in der Pfarre eine Ewige Anbetung zu versuchen. Innerhalb weniger Wochen hatten sie die Zusagen von Gläubigen für einen beträchtlichen Teil der nötigen 168 Wochenstunden. So konnte bald die Zustimmung von Erzbischof Franz Lackner eingeholt werden. Als dann Altpfarrer KR Paul Öttl, der im Seniorenwohnheim seelsorglich wirkt, diese Idee teilte und die Leitung des Heimes das Anliegen wohlwollend und tatkräftig unterstützte, konnte der Pfarrgemeinderat dieses außergewöhnliche Projekt endgültig beschließen. Als Generalvikar Hansjörg Hofer am 15. August 2015 zum feierlichen Start nach Zell am Ziller kam, waren alle 168 Wochenstunden durch Bereitschaftserklärungen gedeckt. In seiner Predigt legte GV Hofer den Sinn und die Bedeutung der Anbetung dar und ein Grußwort des Erzbischofs wurde verlesen.
Mittlerweile beteiligen sich schon mehr als 200 Frauen und Männer an dem Gebet. Die meisten beten eine Stunde pro Woche vor dem Allerheiligsten. Einige kommen sogar mehrere Stunden pro Woche zur Anbetung, bis zu einer Stunde täglich. Einige haben als Gruppe eine Wochenstunde übernommen, wie zum Beispiel ein Chor, eine Kartenrunde oder Freundeskreise. „Der jüngste Anbeter ist 18 Jahre, die älteste Anbeterin 89 Jahre alt. Ein Fünftel sind Männer, vier Fünftel Frauen“, schildert Steinwender. Etwa jeder vierte Beter kommt von außerhalb der Pfarre extra nach Zell, die meisten natürlich aus dem Zillertal. Die weiteste Anreise nimmt jener Beter in Kauf, der dafür 81 km anreist. Unter den Anbeterinnen und Anbetern sind alle Berufsgruppen vertreten, Hausfrauen, Mütter, Arbeiter, Angestellte, Landwirte, Unternehmer, Pensionisten et cetera.
„Diese Stunde ist ein Geschenk für mich“
Inzwischen gibt es die Ewige Anbetung in Zell am Ziller bereits acht Monate. Vielen Betern sei das regelmäßige Gebet vor dem Allerheiligsten bereits zu einer unverzichtbaren Selbstverständlichkeit geworden, sagt Pfarrer Steinwender. „Meine Anbetungsstunde ist mir ganz lieb geworden, ich würde sie nicht mehr hergeben“, oder „diese Stunde ist für mich ein großes Geschenk“, – solche Aussagen höre er immer öfter, je mehr die Anbeter mit dieser Art des Gebetes vertraut würden. Auch für ihn als Pfarrer sei es ein beglückender Gedanke zu wissen, „dass zu jeder Tages- und Nachtstunde jemand vor dem Herrn da ist und sozusagen den Himmel offen hält“, sagt Dekan Steinwender. Die Anbeterinnen und Anbeter sind frei in der Gestaltung ihrer Stunde, sie können persönliche Anliegen im Gebet vor Gott bringen, aber auch die Nöte und Sorgen, die ihnen von anderen anvertraut werden. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Anbetung ein großer Segen und Schutz ist für die Anbeter selber, für ihre Familien und Freunde, für die ganze Pfarre, das Tal und weit darüber hinaus“, so Steinwender.
Karl Roithinger