Ein kleiner Einblick: Orthodoxe Bräuche in der Weihnachtszeit

Die orthodoxen Kirchen sind in Österreich die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft und bestehen als Einheit in der Vielfalt. Mit dem Weihnachtsfest erfüllt uns, so wie vor mehr als 2.000 Jahren die Weisen und die Hirten, eine große Freude. Auch unter den derzeitigen ungewöhnlichen Umständen kann uns diese Freude nicht genommen werden, denn Gott ist Mensch geworden und ist mit uns, was auf Hebräisch „Immanuel“ heißt.

Diese Freude des Weihnachtsgeschehens kommt auch in allen orthodoxen Kirchen, die liturgisch und dogmatisch eine Einheit bilden, durch verschiedene Bräuche klar zum Ausdruck. In Salzburg leben mehrere Tausend orthodoxe Christinnen und Christen, die vor allem serbischer, rumänischer, russischer und griechischer Herkunft sind. Auch wenn Ostern das wichtigste Fest der Orthodoxie ist, wird Weihnachten mit vielen Bräuchen verbunden, die diese Zeit zu etwas Besonderem machen.

In der serbischen Kirche, die wie die russische das Weihnachtsfest nach dem julianischen Kalender am 7. Jänner begeht, werden am Abend des Vortags in allen Kirchen Eichenzweige verbrannt (бадниак, Badniak). Das Festmahl besteht aus Spanferkel und Brot (цесница, Cesnica), in dem eine Münze steckt, welche dem, die sie findet, Glück bringen soll.

Eine Besonderheit der serbisch-orthodoxen Kirche sind die Feiern des Kinder-, Mutter- und Vatertags vor Weihnachten. Infolge einer anderen kalendarischen Grundlage feiert u. a. die serbischorthodoxe Kirche Weihnachten am 7. Jänner. Am Tag der Kinder (19. Dezember) binden die Eltern ihren Kindern die Füße zusammen. Die Kinder müssen ihre Freiheit mit Süßigkeiten zurückkaufen, die aber schon am Vortag von den Eltern bereitgestellt wurden und nach dem „Freikaufen“ als Geschenk an die Kinder zurückgehen. Die Süßigkeiten erinnern an die Weisen aus dem Morgenland, die dem Christkind Geschenke brachten.

Muttertag (26. Dezember) und Vatertag (2. Jänner) werden ebenfalls durch das Zusammenbinden der Füße und das Freikaufen mit Süßigkeiten begangen. Königin Marija Karađorđević (1900–1961) hat den Muttertag sehr aktiv gefeiert. Dies führte dazu, dass die prominentesten Belgrader Damen dieser Zeit ihrem Beispiel folgten und Geschenke an arme und bedürftige Kinder verteilten. Das Zusammenbinden der Füße steht symbolisch für den Bund zwischen der jüngeren und der älteren Generation und für den Bund zwischen Gott und Mensch. So ist dieser Brauch eine gute Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.

Während der russischen Revolution durfte das Weihnachtsfest in Russland nicht gefeiert werden. So gingen viele Bräuche verloren. Heutzutage werden am Vorabend und am Morgen des Weihnachtstags feierliche Gottesdienste gehalten. Das Weihnachtsessen beginnt mit einer Sülze (голодез, Golodez), setzt sich fort mit dem Hauptgericht – Gans oder Ente – und endet mit einem Pfannkuchen aus Germteig mit Marmelade (блинчики, Bliny).

In der rumänischen Kirche wiederum, die so wie die griechische Kirche Weihnachten am 25. Dezember feiert, besuchen die Priester, die Festikone tragend, alle Häuser, um die Ankunft des Herrn anzukündigen und die Familien zu segnen. Kulinarisch wird eine Vielfalt von Spezialitäten vorbereitet: Suppe mit geräuchertem Fleisch (Ciorba de afumătură); Krautwickel, alternativ mit Weinblatt, gefüllt mit faschiertem Fleisch, Speck und Maiskörnern als Hauptgericht (Sarmale); Polenta und Sülze mit Knoblauch (Piftie) gehören ebenfalls dazu; als Nachspeise gibt es Kuchen mit Walnüssen und Rosinen (Cozonac).

Im traditionsreichen Griechenland kündigen schon am Vortag von Haus zu Haus gehende Kinder mit Gesängen (Κάλαντα, Kálanta) die Geburt Christi an. Der Weihnachtstag beginnt mit einem sehr frühen Kirchgang. Anschließend ist das Festmahl ohne das traditionelle Christusbrot (Χριστόψωμο, Christópsomo), eine Art Weihnachtsstollen, und gefüllten Truthahn nicht denkbar. Darüber hinaus sind die Butterkekse mit Mandeln und Staubzucker (Kουραμπιέδες, Kourampiédes) und ein Gebäck mit Honigsirup sehr beliebt (Mελομακάρονα, Melomakárona).

Im orthodoxen Salzburg spielen natürlich all die oben genannten Bräuche auch eine wichtige Rolle in Bezug auf die Weihnachtsfeierlichkeiten, ohne aber Gefahr zu laufen, den wahren Sinn dieses Fests zu vergessen. Christus hat nicht einen unauffälligen Platz inmitten bezaubernder Krippenfiguren. Wenn der Sohn Gottes vom Himmel auf die Erde herabgestiegen ist und später bis in die Tiefe der Hölle, so deshalb, damit wir mit Ihm wieder auferstehen!

In diesem Sinne wünschen die orthodoxen Kirchen in Salzburg allen Christinnen und Christen in unserem Bundesland
ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2020!

Срећан Божић
Srećan Božić
Serbisch

Весёлого Рождества!
Vesologo Rozhdestva!
Russisch

Craciun Fericit
Craciun Fericit
Rumänisch

Καλά Χριστούγεννα!
Kalá Christoúgenna!
Griechisch

 Archimandrit Ilias Papadopoulos (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel)

Dieser Text ist im Folder Mensch sein dürfen erschienen. >>> Hier findest du mehr Feier-Anregungen der christlichen Kirchen in Salzburg.

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