Tatsächlich... Liebe: Von Momenten österlicher Erkenntnis
Die Osterplakat-Serie der Erzdiözese Salzburg zeigt an den drei Heiligen Tagen, wie sich die österliche Botschaft Jesu verstehen lassen kann. Das Brechen des Brotes, das Gefangen- und Ausgeliefertsein und die die Spuren der Kreuzigung sind Liebesbeweise dafür, dass Jesus sich verschenkt, mitleidet, Leben über den Tod hinaus ermöglicht.
Die aktuelle Plakatserie der Erzdiözese Salzburg trägt den Titel “Tatsächlich…Liebe”. Doch was hat der Weihnachts-Kultfilm „Tatsächlich… Liebe” aus dem Jahr 2001 mit der Osterbotschaft des auferstandenen Christus zu tun? Die Antwort liegt in den lebensverändernden Aha-Momenten, die sowohl die Darsteller im Film als auch die Menschen in der Osterbotschaft erleben.
Im Film „Tatsächlich… Liebe” realisieren die Charaktere plötzlich, dass sie einen Menschen lieben oder geliebt werden. Dieser Moment des Sich-Verliebens wird oft als Blitzschlag beschrieben – eine tiefe Erkenntnis über das Leben und die Liebe. Ähnlich verhält es sich in den Ostergeschichten des Neuen Testaments. Die Jünger erkennen erst nach der Auferstehung Jesu sein Handeln an ihnen. Sie verstehen seinen Tod und das letzte große Zeichen, das Abendmahl.
Gründonnerstag
Zwei enttäuschte und niedergeschlagene Jünger verlassen Jerusalem und wollen die Schmach des Kreuzestodes ihres Herrn hinter sich lassen. Unterwegs treffen sie einen Fremden, der mit ihnen geht. Sie laden ihn zu sich ein. Im gemeinsamen Gespräch erkennen sie schließlich an der Art, wie er das Brot bricht, dass es der Auferstandene ist. Doch diese Erkenntnis geht noch tiefer. Das Brotbrechen ist mehr als eine soziale Geste Jesu – es verweist auf das Letzte Abendmahl, bei dem Jesus sich selbst austeilte, zum Brot für die Welt wurde und seinen Tod sowie seine Auferstehung vorwegnahm. Das Brotbrechen ist ein Akt der Hingabe, der nicht anders als tatsächliche Liebe begriffen werden kann.
Karfreitag
Nachdem sie Jesus gefesselt und abgeführt haben, schickt Hannas ihn zum Hohenpriester Kaiphas. In diesem Moment verleugnet Petrus Jesus mit den Worten: „Ich kenne ihn nicht.“ Das ist die Ablehnung von etwas, das er bereits weiß – die Leugnung dessen, was ihm eigentlich bewusst ist. Aus Jesu physischem Leiden wird also auch ein soziales Leiden: Diejenigen, die ihn kannten, erkennen ihn plötzlich nicht mehr. Allein steht er vor Pilatus. Allein stirbt er am Kreuz. Und doch trägt er das ganze Leid der Welt mit sich. Nur einer scheint das zu erkennen: Der römische Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, sagt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ Er wird zum ersten Zeugen nach der Kreuzigung.
Was hat diesen Hauptmann so erschüttert? Warum erkennt er Gott? Weil er Jesus „auf diese Weise sterben sah“. Das Kreuz wird zum Erkenntnismoment für alle, die nach Gott im Leiden suchen. Es ist der Ort, an dem man Gott begegnen kann. Doch der Blick auf das Kreuz öffnet auch die Augen für unsere menschliche Realität. Es ist der Ort, an dem wir unsere eigenen Abgründe erkennen. Das Kreuz ist das bildliche Echo der Worte des Pilatus: „Ecce homo!“ – „Seht den Menschen!“ So ist der Mensch. Das kann jedem von uns widerfahren, wir sind dazu fähig.
Ostern
Ähnlich ergeht es dem Apostel Thomas. Er kann mit der Rede von der Auferstehung noch nichts anfangen. Er sagt: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und meinen Finger in seine Seitenwunde lege, werde ich es nicht glauben.“ Und tatsächlich: Der auferstandene Jesus tritt zu ihm und lässt sich berühren. Thomas antwortet: „Mein Herr und mein Gott!“ Ein Donnerschlag der Erkenntnis. Jesu Wunden hinterlassen Spuren – auch bei anderen. Wenn Liebe zum Opfer bereit ist, hinterlässt sie Spuren. Diese leidende Liebe hat Autorität und wirkt im Leben.
David Pernkopf