Tiroler Pfarr-Projekte für „einladende“ Kirchen ausgezeichnet
SALZBURG (eds) / Nach dem Motto „Mach deine offene Kirche zu einer einladenden Oase für die Menschen“ hat die Erzdiözese Salzburg am Freitagabend drei Pfarren ausgezeichnet. Ein Jahr nach Beginn des Projektwettbewerbs „Effata“, auf Deutsch „Öffne dich!”, wurden im Pfarrheim in Waidring alle neun Projekte vorgestellt. Im Rahmen eines Festaktes durch Weihbischof Hansjörg Hofer prämiert wurden an erster Stelle die Pfarre Schwendt für eine neue Kinderspielecke und einen Schriftenstand, zweitplatziert die Pfarre Angath-Angerberg-Mariastein für ein Kunstvermittlungsprojekt und drittplatziert die Pfarre Waidring für vier neue Stationen, die zur Kirchenerkundung einladen. Weihbischof Hansjörg Hofer würdigte die Arbeit aller Teilnehmenden und hob den Stellenwert der Kirchen als Ortsmitte und Gotteshäuser hervor.
>>>Hier geht's zur Bildergalerie im Rupertusblatt
Für Weihbischof Hofer haben alle teilnehmenden Pfarren gewonnen, „weil sich alle mit ihrer Kirche beschäftigt haben, nicht nur mit der Kirche aus Steinen, sondern auch mit der Kirche aus lebendigen Steinen. Weil alle ihr Kirchenbild erweitert haben. Weil sich alle mit ihrer Kirche identifiziert haben. Weil allen ihre Kirche wichtiger geworden ist. Weil alle jetzt „anders“ in die Kirche gehen. Weil alle jetzt auskunftsfähiger sind als vorher…“ Er zeigte sich erfreut über die Teilnahme von neun Pfarren im Tiroler Teil der Erzdiözese. „Ich habe bald mitbekommen, dass sich schnell Projektteams gebildet haben, die sich mit Energie, Fantasie, Elan und Schwung an die Arbeit gemacht haben“, erzählte er. Als Teil der Jury habe auch er sich die Projekte vor Ort angesehen. Erlebt habe er „hochmotivierte Leute, Vertreterinnen und Vertreter der Pfarren, die für ihr Projekt brennen. Sie haben ihr Projekt mit Freude, Engagement und mit ein bisschen Stolz präsentiert.“ Er würdigte den gedanklichen, zeitlichen und finanziellen Aufwand, den die Projektteams investiert haben. „Sie alle haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich selber war gespannt, wie wir zu einer Entscheidung kommen.“
Bei der Beurteilung habe die Jury besonders darauf geachtet, dass die möglichst innovativen Projekte mit vielen Beteiligten im Kircheninneren umgesetzt werden sollen. „Sie sollen nachhaltig sein und einen spirituellen Gewinn bringen“, führte er zu den Kriterien aus.
Mitte eines jeden Ortes
In seinen „Mosaiksteinchen“ im Blick auf das Projekt „effata – Offene Kirche“ erinnerte Weihbischof Hofer an den 2020 verstorbenen früheren Grazer Bischof Johann Weber, der immer wieder betont habe, es müsse in jedem Dorf zumindest zwei Häuser geben, die offen sind: das Gotteshaus und das Pfarrhaus. „Dort, wo die Kirche steht“, sei die Mitte eines jeden Ortes, betonte Weihbischof Hofer. Kirchtürme verglich er mit Rufzeichen, die daran erinnern, Gott nicht zu vergessen. Kirchen seien zudem „geistliche Oasen“, in denen Jesus warte: „Deswegen bist du in einer Kirche niemals allein.“
Die Kirche sei somit wie eine „Tankstelle, an der wir uns stärken können oder auch wie ein Dorfbrunnen“. Zudem sei die Sehnsucht nach Ruhe und Stille neben einem lauten, hektischen Alltag groß. „Gönn‘ dir deswegen eine regelmäßige Auszeit in der Kirche, damit du zur Ruhe kommst und auftanken kannst“, betonte er. Voraussetzung sei dafür aber, dass die Kirche offen und einladend ist. „Deswegen ist es gut, unsere Kirche, besonders auch den Eingangsbereich, attraktiv zu gestalten“, wie beim Projekt „Offene Kirchen“, das zum Nachdenken anregen soll und bei dem jede und jeder mitwirken kann. „So kann eine Bewegung, eine Dynamik entstehen, die ansteckend ist. Und auch hier gilt: ‚Mit dem Reden und Überlegen kommen die Leut‘ zusammen!‘“ Motivierend sei der schnell sichtbare Projektfortschritt.
Die drei ausgezeichneten Pfarren
Die Pfarre Schwendt hat mit „der hochwertigen und liebevollen Gestaltung einer neuen Kinderspielecke sowie eines neu errichteten Schriftenstands“ die Jury überzeugt und den ersten Platz errungen. „Diese Neuerungen tragen maßgeblich zur erhöhten Attraktivität der Pfarrkirche Schwendt bei“, heißt es weiter.
Der zweite Preis geht an die Pfarre Angath-Angerberg-Mariastein. In der Pfarrkirche Angath wurden kürzlich, wie die Jury befindet, „einzigartige ‚Landeplätze für den Heiligen Geist‘“ installiert. „Besucherinnen und Besucher können über selbstgeschriebene Texte und QR-Codes mehr über die Deckengemälde erfahren, die die sieben Gaben des Heiligen Geistes darstellen.“
Den dritten Platz belegt die Pfarre Waidring. Hier sind vier neue Stationen entstanden, „die Besucherinnen und Besucher zur Erkundung einladen. Dazu gehören eine neue Kinderspielecke, eine Hörstation, eine Klagemauer sowie Bibelstellen, die in Bildern dargestellt sind.“
Kreativität
„Effata“-Projektleiterin Anita Hofmann vom Seelsorgeamt der Erzdiözese zeigte sich begeistert von der „Kreativität und dem Engagement, das alle teilnehmenden Pfarren in ihre Projekte investiert haben.“ Die Gewinnerprojekte seien herausragende Beispiele dafür, wie durch innovative Ideen die Gemeinschaft bereichert und die Attraktivität unserer Kirchen erhöht werden kann. Jedes Projekt passe genau in die jeweils eigene Pfarrkirche. Es lohne sich, eine Tour zu den offenen Kirchen im Tiroler Teil der Erzdiözese zu machen – von neuen Kinderspielecken, über Landeplätze für den heiligen Geist bis hin zum Wohnzimmer für den Herrn. „Da gibt es viel zu sehen und zu entdecken.“ Die Projekte laden dazu ein, länger und auch außerhalb der Gottesdienstzeiten in den Kirchen zu verweilen. „Unsere Kirchen sind tagsüber aufgesperrt, einladend gestaltet und offen für alle Menschen“, das sei bei vielen Projektverantwortlichen das Leitmotiv gewesen. „Es ist erfreulich, dass alle Pfarren schon über positive Rückmeldungen aus der Pfarrbevölkerung berichtet haben. Bei den Projektbesuchen war richtig spürbar, dass die Beschäftigung mit diesem Thema auch für das Team eine wertvolle Zeit war und ist“, erzählte sie.
Die neun Pfarren
Im Arbeitsjahr 2023/24 wurde das Projekt für alle Pfarren und Pfarrverbände im Tiroler Teil der Erzdiözese ausgeschrieben. Folgende Pfarren haben Projekte eingereicht, die auch größtenteils bereits umgesetzt sind: Pfarre Angath - Angerberg - Mariastein, Pfarre Kitzbühel, Pfarre Kufstein - St. Vitus, Pfarre Mariathal, Pfarre Reith bei Kitzbühel, Pfarre Schwendt, Pfarre St. Johann in Tirol, Pfarre St. Ulrich am Pillersee, Pfarre Waidring.
Inspiration „Offene Kirche“ in Wien
Inspiriert vom Projekt „Offene Kirche“ der Erzdiözese Wien, waren beim Salzburger Pilotprojekt alle Pfarren und Pfarrverbände im Tiroler Teil der Erzdiözese aufgerufen, sich zu beteiligen. Mit einem Info-Abend am 12. Juni 2023 in Oberndorf in Tirol startete das Projekt. Einreichschluss war Ende Oktober.
„Effata“
Hinter dem Pilotprojekt „Effata“ steht der Anspruch der Erzdiözese Salzburg, Kirchen und kirchliche Räume für die Menschen offen zu halten. Durch das Projekt „offene Kirche“ soll der Besuch noch attraktiver werden. Ziele des Wettbewerbs sind unter anderem die Öffnung und Erschließung von Kirchenräumen für Personen, die bisher wenig Zugang gefunden haben, sowie eine sichtbare Veränderung in Kirchenräumen, die langfristig bestehen bleibt. Als Basis für Projektideen können Fragen dienen, wie: „Was wünschst du dir von deiner Kirche?“ und „Wie möchtest du deine Kirche vorfinden?“ Die Weiterführung des Projekts für die Dekanate im Salzburger Teil ist grundsätzlich vorgesehen und wird nach Evaluierung des Pilotprojekts neu ausgeschrieben. (Infos: www.eds.at/offene-kirche/projektwettbewerb-effata)