Symposium in Salzburg der seligen Ledóchowska gewidmet
SALZBURG (eds) / Maria Theresia Ledóchowska (1863–1922) sei eine „Powerfrau“ des 19. Jahrhunderts gewesen, würdigt die Grazer Theologin Michaela Sohn-Kronthaler die selig gesprochene Ordensgründerin mit Salzburg-Bezug. Anlässlich ihres 160. Geburtstages ist der medienaffinen Kämpferin gegen Sklaverei in Afrika ein Symposium am Donnerstag, 15. Juni, (ab 13.30 Uhr) und Freitag, 16. Juni, im Kapitelsaal gewidmet sowie eine Musik-Tanz-Lesung in der Kollegienkirche (14. und 16. Juni).
Die Ordensgründerin ist heute als Frau bekannt, die sich im 19. Jahrhundert in einer Männerdomäne für Medien, Menschenrechte und anvertraute Menschen, etwa durch Investition in die Feuerwehr, eingesetzt hat. Der damalige „Ordensfrühling“ sei eine Blütezeit gewesen, in der viele Kongregationen entstanden seien, erklärte Michaela Sohn-Kronthaler. Maria Theresia Ledóchowska reihe sich als Gründerin unter mehreren Frauen ihrer Zeit ein. „Diese Frauen haben der Kirche ein Gesicht gegeben. Der Frauenordensfrühling war ein spezielles Phänomen.“
„Wacher Blick“
Großartig sei der „wache Blick“. Nie selbst in Afrika gewesen, sei sie im Austausch mit den Missionarinnen und Missionaren geblieben, um für die Würde der Menschen, damit verbunden die Würde der Kinder, sowie gegen Ungerechtigkeit einzutreten. „Sie hatte Courage in dieser von Männern dominierten Welt“, zudem ein gutes Einvernehmen mit der kirchlichen Spitze. Die geistliche Berufung und die Form, diese in einer Ordensgemeinschaft zu leben, sei bei ihr in der Familie gelegen. „Man würde heute sagen, sie war eine Powerfrau. Sie hat mit wenig und mit großem Gottvertrauen begonnen. Sie war überzeugt von der Sache – und es gelang“, erzählte Sohn-Kronthaler. Daraus lasse sich heute lernen, dass mit ganzem Einsatz des Lebens etwas daraus werden kann. „Maria Theresia Ledóchowska wurde von der Hofdame zur Ordensgründerin.“
Beim Symposium versuche Sohn-Kronthaler Ledóchowskas Motive einzubetten in den Kongregationsfrühling. Eine noch offene Frage sei, was es für die Erzdiözese Salzburg bedeutet hat. „Letztendlich hat aber der Anteil der Frauen in Ordensgemeinschaften damals stark zugenommen“, erklärte sie.
Symposium zur Ordensgründerin
Das Symposium „Maria Theresia Ledóchowska (1863–1922). Salzburg und Afrika im Leben der Ordensgründerin“ wird vom Salzburger Stadtarchiv in Kooperation mit der Erzdiözese Salzburg, mit den Missionsschwestern vom hl. Petrus Claver – Maria Sorg, der Katholischen Aktion und dem Frauenbüro veranstaltet (Infos und Anmeldung: www.stadt-salzburg.at/stadtarchiv, Tel.: 0662/8072 4701).
Die Musik-Tanz-Lesung „Maria Theresia Ledóchowska: Worte, die Ketten sprengen“ von der Philharmonie Salzburg findet am Mittwoch, 14. Juni, um20 Uhr und am Freitag, 16. Juni, um10 Uhr in der Kollegienkirche statt (Infos: www.philharmoniesalzburg.at).
Menschenrechtsaktivistin
Der Kampf gegen die Sklaverei in Afrika wurde zu Maria Theresia Ledóchowskas Lebensaufgabe und auch zum Motiv für die Gründung ihres Ordens. Die junge Gräfin wirkte als Hofdame für die toskanischen Habsburger in der Salzburger Residenz, wurde von einem Bericht über den hl. Petrus Claver aber so berührt, dass sie abrupt ihr Leben änderte. Der Heilige hatte im 17. Jahrhundert afrikanischen Sklaven geholfen, die nach Südamerika verschleppt worden waren. Nach ihrem „Bekehrungserlebnis“ wirkte Ledóchowska für die Befreiung der Menschen Afrikas, sie arbeitete u. a. eng mit dem bekannten algerischen Kardinal Charles-Martial Lavigerie zusammen.
Ledóchowska gründete unter anderem Zeitschriften wie „Echo aus Afrika“, um über die Probleme der Missionen in Afrika zu informieren und um Unterstützung der Missionare zu werben. Sie begründete die Laienvereinigung „St. Petrus Claver Sodalität“, die 1894 die päpstliche Approbation erhielt, und gab europaweit Impulse zur Gründung mehrerer Druckereien, ethnografischer Museen und religiöser Unterstützerkreise. 1897 kaufte die Gräfin von den Lieferinger Missionaren ein Gut in Lengfelden bei Salzburg, wo sie das Missionshaus Maria Sorg errichtete. In Maria Sorg bei Bergheim leben derzeit sechs Missionarinnen vom hl. Petrus Claver, die immer noch die Zeitschrift „Echo aus Afrika“ herausgeben. Nach Ledóchowskas Tod breitete sich die Kongregation auf alle Kontinente aus, 1928 nach Nord- und Südamerika, 1929 nach Australien, 1955 nach Afrika und 1972 nach Indien (www.mariasorg.at, www.ledochowska.at).