Plädoyer für professionelle Ehepaar-Begleitung

SALZBURG (eds) / In Salzburg ging am Samstag die zweite, vom österreichischen Familienbischof Hermann Glettler initiierte Ehekonferenz mit einem Plädoyer für professionelle und qualitätsvolle Ehepaar-Begleitung zu Ende. Sie stand im Zeichen des Gedenkens an den verstorbenen und am Samstag beerdigten Papst Franziskus I., dem die Begleitung von Ehepaaren ein Anliegen gewesen sei, betonte Johannes Czifra, Leiter des Referats für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg, in seinen Begrüßungsworten. Der zweite Tag bot Vorträge, Impulse, und Erfahrungsberichte als Hilfestellungen bei gegenwärtigen Herausforderungen für Ehepaare und Familien. Der Vorabend war einem Austausch mit Prof. Clemens Sedmak gewidmet.
Familienbischof Glettler zeigte sich zu Beginn des Konferenzteils am Samstag dankbar für die Hoffnung, die Papst Franziskus I. in die Welt gebracht habe. Unterschiedlichste Formate für Ehe und Familie seien wichtig. Denn sie, Ehe und Familie, seien hochgeschätzt und zugleich zerbrechlich. „Es kann nicht genug Vernetzung geben, weil großer Bedarf nach Geborgenheit besteht.“ Er führte seine Worte vom Freitag, „Ehe ist ein österliches Projekt“ weiter aus. Erstens sei es das, „weil immer jemand verlässlich mitgeht. Jesus geht mit, ist nicht anonym, drängt sich nicht auf, hört aufmerksam zu.“ Zweitens, weil immer Versöhnung möglich sei. Drittens, weil neues Leben geschenkt werde. Ein Ehepaar stehe für Verlässlichkeit, Treue und das Zueinander gehören, das Bemühen um all das. Familienbischof Glettler zeigte sich dankbar für das Engagement, das im Bereich von Ehe und Familie gezeigt werde.
Begleitende ausbilden
Diakon Stefan Lebesmühlbacher und Theologe Kurt Reinbacher zeigten auf, wie Ehebegleitung heute gelingen kann. Im besten Falle gehe die Ehevorbereitung über in eine Ehebegleitung, betonte Lebesmühlbacher. Wichtig sei, Teil eines tragenden Netzes zu sein, für den Fall, wenn es schwierig wird. Reinbacher verwies auf das Schreiben „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus I. Zudem sei es ein Grundanliegen, professionelle Ausbildungen für Begleiterinnen und Begleiter anzubieten. Die Begleitung solle gemischt, von den Hirten, aber auch von Ehepaaren mit Erfahrung im Rahmen der Ehe, angeboten werden. Es gehe unter anderem um Prävention, Praxisbezug, Lösungen und um Vertrauen. Es brauche ein Bewusstsein, etwas zu tun, auch wenn es gerade keine Krise gibt. Wichtige Aspekte für Begleitende seien Stabilität im eigenen Leben, Fähigkeit zur Empathie, Aus- und Weiterbildung, Verbindlichkeit und Kontinuität, Vertrauen und Diskretion, Tiefergehendes Gesprächsangebot, Einbettung in Spiritualität und Gebet.
Seelsorgliche Erfahrungen aus der Praxis
Am Samstagnachmittag kamen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern miteinander ins Gespräch. Die erste Gesprächsrunde widmete sich dem Thema „Seelsorgliche Erfahrungen aus der Praxis“ mit Fokus auf Chancen und Herausforderungen. Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner verwies auf das Geliebtsein der Menschen. Bischofsvikar Gerhard Viehhauser betonte, es gebe in der Kirche keinen Bereich, der nicht mit Ehe und Familie zu tun habe. „Denn, Beziehung und Gemeinschaft macht innerlich Kirche aus.“ Iris Bucher und ihr Ehemann Johannes Bucher schilderten Erfahrungen aus der psychotherapeutischen Praxis und erzählten von der Sehnsucht der Menschen nach Tiefe und Transzendenz. Der Glaube könne eine wertvolle Ressource sein und Theologie und Psychologie können voneinander lernen, so ein Fazit des Podiums.
Im Podiums-Cafe mit Harald Mattel, Generalvikar der Erzdiözese Salzburg, Podcasterin Gabi Neuschmid aus Thiersee in Tirol, Ehepaar Monika und Johannes Schwarz und Josef Lugmayr, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz, ging es um die Frage, wie die praktische Umsetzung in der Pfarre gelingen kann. Generalvikar Mattel benannte Ortswechsel und oft fehlende Struktur und Halt als Herausforderungen. Zudem „ist es nicht mehr selbstverständlich, Herausforderungen gemeinsam zu meistern“. Es gelte, hinzuschauen, wo die Brüchigkeit gegeben ist, den Ort wahrzunehmen, wo Seelsorge gebraucht werde. Podcasterin Neuschmid teilte die Beobachtungen und wies auf die Notwendigkeit von Beziehungspflege hin. Das Ehepaar Schwarz hob die Relevanz hervor, sich als Paar eine Problemlösungskompetenz aufzubauen. Ehe- und Familienseelsorger Lugmayr erzählte von Angeboten speziell für Jungeltern. Es brauche eine Sprache, „wo auch junge Menschen andocken können, die nicht regelmäßig im Gottesdienst sind“. Als Kirche familienfreundlich zu sein, sei eine Herausforderung.
Ehekonferenz von Ehepaaren für Ehepaare
Die Ehekonferenz 2025 unter dem Titel „Wie kann Ehebegleitung heute gelingen? Prinzipien, Erfahrungen, Früchte“ wird vom Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg gemeinsam mit dem IEF (Institut für Ehe und Familie) im Auftrag von Bischof Glettler ausgerichtet. Die Vorträge, Impulse und Erfahrungsberichte und Workshops leiten neben Familienbischof Glettler unter anderem der Theologe und Philosoph Clemens Sedmak, die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner, Psychotherapeuten und Ehepaare. Die erste Ehekonferenz fand 2024 in der Erzdiözese Wien statt. (Infos: www.ief.at und www.ehe-familie.at)
Eine Zusammenfassung vom Auftakt am Freitagabend lesen Sie unter: https://eds.at/detail/ehe-ist-ein-oesterliches-projekt.