„Ehe ist ein österliches Projekt“

SALZBURG (eds) / Familienbischof Hermann Glettler hat heute Abend mit dem Salzburger Bischofsvikar für Ehe und Familie Gerhard Viehhauser die zweiten Ehekonferenz in Salzburg eröffnet: „Ehe ist ein österliches Projekt. Das bedeutet an die Ehe, das Leben und die Zukunft zu glauben.“
Eröffnungsredner und Sozialethiker Clemens Sedmak plädiert für eine Ehebegleitung, die Resilienz, Innerlichkeit, Kommunikation und Gebet fördere: „Hineinbegleiten in die Innerlichkeit, in das Wir des Paares, Respekt für die Einzigartigkeit der Lebenssituation des Paares und die Kraft aus biblischen Quellen verfügbar zu machen, sehe ich als Aufgaben der Begleitung.“
Der zweite Tag bietet Vorträge, Impulse, Erfahrungsberichte und Workshops als Hilfestellungen bei gegenwärtigen Herausforderungen für Ehepaare und Familien.
Bischof Hermann Glettler: „Der Auferstandene geht mit“
„In Beziehungen so zu leben, dass die gegenseitige Liebe nicht verkümmert, bleibt ein Dauerauftrag“, erklärte Glettler. Nach der ersten gut aufgenommenen Auflage der Ehekonferenz im Vorjahr zum Thema „Coaching und Begleitung von Ehepaaren“ sei es daher unbedingt notwendig, dieses Angebot weiterzuführen. „Die Pädagogik des Auferstandenen muss Vorbild für Begleiterinnen und Begleiter von Ehepaaren sein“, so der Bischof weiter. Jeder Mensch und jedes Paar entwickeln sich. An die Ehe zu glauben heißt, „dass immer wieder etwas Neues beginnen kann.“ In der Begleitung und im Sich-Begleiten-Lassen sei es aber wichtig, „an das Gemeinsame zu glauben“, betonte Glettler.
Clemens Sedmak: Ehe als Bühne und Brücke, Haus und Garten
Laut dem Professor für Sozialethik an der Keough School of Global Affairs der University of Notre Dame in den USA Clemens Sedmak, sei die Ehe durch externe, gesellschaftliche Faktoren berührt und angefragt: "Sie ist Bühne für das, was sich gesellschaftlich abspielt“ – das mache sie verwundbar. In diesem Zusammenhang warnte er davor, die Wahlmöglichkeit und Autonome als höchstes gesellschaftliches Gut zu begreifen. Natürlich, Ehe sei „Quelle der Freude und des Leids bzw. der Schwere zugleich“, aber auch in der „Multioptionsgesellschaft müsse man entschiedener über Bindungen“ nachdenken. Deshalb brauche es eine „Familien- und Eheresilienz, die durch Regeln, Rhythmus, Werte, Kommunikationsfreudigkeit und die Bereitschaft, sich begleiten zu lassen, gestärkt wird.“ Diese Resilienzfaktoren gehörten auch von Ehebegleiterinnen und -Begleitern gefördert. Pfeiler des ehelichen Zusammenhalts seien das gemeinsame Gebet, gemeinsame Projekte und das Pflegen einer innigen Freundschaft zwischen den Ehepartnern.
Angstfrei, ordnend und überraschend, solle eine Ehe sein, damit sie blühen kann, so der Professor. In der Metapher von Bühne, Brücke, Haus- und Gartenbau fand der Philosoph entsprechende Bilder. Als Gelingen einer Ehe sieht der Sozialethiker außerdem die Schaffung „eines Fundamentes, das sich Menschen selbst nicht geben können.“ Zu diesem gehöre, die Pflege einer spirituellen Beziehung. Sedmak sprach sich für gemeinsames Bibellesen, der Teilnahme am kirchlichen Leben und einer verbindenden geistliche Lektüre aus. Anhand berühmter Ehepaare der Geistesgeschichte zeichnete der Philosoph Beispiele schwieriger, aber auch gelungener Ehebeziehungen nach.
Vom Begleiten und dem gegenseitigen Gebet
Das Begleiten von Ehen sei vor allem „ein Begleiten in die Innerlichkeit“, erklärte Sedmak. Dazu sei es notwendig, Menschen zu ermutigen ihr Seelenleben, das individuelle aber auch das gemeinsame, zu pflegen. „Das Einüben des gemeinsamen Gebetes kann heilsam sein“ – deshalb solle die Ehe-Begleitung auch dem Aufbau des Gebets, Redens und Kommunizierens dienen.
Begleiten heiße auch, die Einzigartigkeit der Lebenssituationen der Paare respektieren und ernst nehmen – vor allem im Sinne des verstorbenen Papstes mit dem Blick der Barmherzigkeit Ehen zu begleiten.
Schließlich seien es auch die biblischen Vorbilder, die Ehe bereichern und inspirieren können. Sie zeigen, wie Bindung durch Gebet funktionieren könne, so Sedmak. Dabei sei das fürbittende Gebet von Eheleuten unerlässlich: „Es ist gut, wenn Ehepaare nicht nur um das materielle Wohl, sondern auch sich um das ewige Heil mitverantwortlich wissen.“ Denn das Gebet füreinander „schweiße auf besondere Weise zusammen.“
Ehekonferenz von Ehepaaren für Ehepaare
Die Ehekonferenz 2025 unter dem Titel „Wie kann Ehebegleitung heute gelingen? Prinzipien, Erfahrungen, Früchte“ wird vom Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg gemeinsam mit dem IEF (Institut für Ehe und Familie) im Auftrag von Bischof Glettler ausgerichtet. Die Vorträge, Impulse und Erfahrungsberichte und Workshops leiten neben Familienbischof Glettler unter anderem der Theologe und Philosoph Clemens Sedmak, die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner, Psychotherapeuten und Ehepaare.