Engelbert Kolland starb für "Vision der Gewaltlosigkeit"
INNSBRUCK (kap) / Der Ordensmann Engelbert Kolland (1827-1860) wird nicht aufgrund seiner Ermordung, sondern aufgrund seiner "Vision der christlichen Nächstenliebe" am bevorstehenden "Sonntag der Weltmission" (20. Oktober) in Rom heiliggesprochen: Darauf haben zwei Tiroler Priester, Volker Stadler und Johannes Laichner, in einem soeben erschienen Buch "Den Esel also mache ich!" über den Zillertaler Glaubenszeugen aus dem 19. Jahrhundert hingewiesen. Kollands Botschaft sei die Gewaltlosigkeit, die ihn auch angesichts der Todesgefahr durch das damalige Massaker an den Christen in Damaskus zum Bleiben bewogen habe und der er selbst im Moment seines Martyriums treu geblieben sei, sagte Laichner in einem Interview mit dem "Tiroler Sonntag" (aktuelle Ausgabe).
Kolland sei den Menschen "ein guter Hirte, Priester, Freund und Bruder" gewesen, so der Priester. Er habe in seiner Einsatzstätte Damaskus als Seelsorger im Christenviertel Religions- und Sprachunterricht erteilt, sei ein unermüdlicher Helfer der Armen, Kranken und Sterbenden gewesen und deshalb bald anerkennend als "Abuna Malak" ("Vater Engel") bezeichnet worden. Laichner verwies auf die Briefe Kollands, die an mehrseitige Tagebücher erinnerten und weitgehend in Hall im Original erhalten seien. "Schon Wochen vor seinem Tod war für ihn absehbar, dass er den kurz bevorstehenden Heimaturlaub wohl nicht erleben wird, schrieb er darin", berichtete Laichner über seine Recherchen.
Engelbert Kolland - sein Geburtsname war Michael - stammte aus Ramsau im Zillertal, sein Geburtshaus "Lochhäusl" steht laut Laichner noch heute. Das Buch beschreibt anhand von vielen Bildern und Originalzitaten aus Kollands Briefen den Lebensweg des "heiligen Tirolers aus allen Landesteilen": Getauft in Zell am Ziller, erhielt er in Salzburg die Ordensausbildung, lernte in Hall Fremdsprachen und wurde schließlich in Trient zum Priester geweiht. Mit spielt hier auch, dass seine Familie protestantisch war: Sein Vater Kajetan, ein Holzknecht, war Sprecher der im Untergrund lebenden Lutheraner und wurde Opfer der Vertreibungen im Zillertal im Jahr 1837, woraufhin die Familie in die "Toleranzgemeinde" Rachau in der Steiermark übersiedelte.
Kolland studierte nach seiner Priesterweihe mehrere Jahre in Bozen, wurde dann 1855 als Missionar ins Heilige Land gesandt und kam nach kurzer Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche in seine letzte Wirkstätte, das Paulus-Kloster in Damaskus. Im Zuge der Drusenaufstände kam es dort 1860 zu Ausschreitungen, bei denen in wenigen Tagen etwa 8.000 Christen im Viertel ermordet wurden. Als in der Nacht vom 9. auf 10. Juli das Kloster angegriffen wurde, gelang es Kolland zunächst als einzigem, über das Dach zu fliehen. Er wurde jedoch in den Morgenstunden gestellt und dreimal gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll Engelbert bereits zuvor gekannt haben.
Mit Engelbert Kolland erlitten damals sieben andere Franziskaner aus Spanien, die mit ihm im Kloster lebten, sowie drei Gläubige der Maronitenkirche das Martyrium, die nun ebenfalls für die Heiligsprechung vorgemerkt sind. Kolland wurde bei einem Seitenaltar der Pauluskirche begraben und bereits vor fast 100 Jahren - im Oktober 1926 - von Papst Pius XI. Märtyrer anerkannt und seliggesprochen. Die Volksfrömmigkeit kannte ihn schon bisher als Fürbitter in Angelegenheiten wie Nerven-, Hals-, Ohren- und Augenleiden sowie auch bei Gerichtsangelegenheiten und Schulprüfungen.
Die nunmehrige Heiligsprechung im Vatikan, die Papst Franziskus am Sonntag der Weltmission selbst vornehmen wird, ist laut Laichner "eine enorme Würdigung des Franziskanerpaters, der somit als Vorbild für die Welt und als Inspiration im Glauben angesehen wird".
(Buchinfo: P. Volker Stadler OFM, Pfarrer Johannes Laichner: "Den Esel also mache ich! Der heilige Engelbert Kolland: Missionar aus Leidenschaft"; ISBN: 978-3-903518-25-4, Be+Be-Verlag 2024, 116 Seiten / Softcover, Euro 9,80)