Franziskaner singen Choral aus dem Jahr 1230
SALZBURG (eds) / Am Sonntag, 22. September lädt der Franziskanerorden in Salzburg zu einem kulturellen Highlight ein. Der Orden führt ein Werk aus dem Jahr 1230 auf: das gregorianische Reimoffizium mit Gesängen zur Feier der Todesstunde des heiligen Franziskus. Bruder Johannes M. Pfister aus der Schweizer Franziskanerkustodie erklärte: „In den Reimen beschreibt Julian von Speyer das Leben des Franziskus und kommentiert es. Die Brüder in den größeren Konventen sangen dieses Offizium, in den kleineren Gemeinschaften wurde es bis zur letzten Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil rezitiert.“
Der Schweizer Ordensmann hat anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten in der franziskanischen Ordensfamilie (2023 bis 2026) drei Aufführungen des Werks in Österreich und eine CD-Einspielung organisiert. Gesungen wird dabei nicht in einer modernen Übersetzung, sondern wie ursprünglich auf Latein. Die Konzerte der Grazer Choralschola, zu der auch drei Franziskanerbrüder zählen, finden in den Franziskanerkirchen Graz (20. September, 19 Uhr), Wien (21. September, 19 Uhr) und Salzburg (22. September, 20 Uhr) statt.
Weitere Termine im deutschsprachigen Raum sind in der Wallfahrtskirche Kloster Schwarzenberg (Deutschland/Bayern, 11. Oktober, 19 Uhr), Liebfrauenkirche Zürich (Schweiz, 12. Oktober, 20 Uhr) und Eglise des Cordeliers Fribourg (Schweiz, 13. Oktober, 17 Uhr).
Tradition in den Klöstern
„Die Aufführung versteht sich auch als Versuch, das zu singen, was über Jahrhunderte lang in unseren Klöstern gesungen wurde“, beschrieb Bruder Johannes M. Pfister die weit zurückreichende Tradition. Und nicht nur das. Julian von Speyer habe pointierte Aussagen zur Bedeutung des Franziskus getroffen und damit das Bild geprägt, das die Menschen vom Ordensgründer haben. „Im Grunde lernten ihn in den fast 800 Jahren viele Franziskanerbrüder nur über die Liturgie und diese Texte kennen.“
In Reimen geschriebener Choral
Das fast 800 Jahre alte Offizium „Franciscus vir catholicus“ (Franziskus, der katholische Mann) ist ein in Reimen geschriebenes mittelalterliches Choralwerk der Spätgregorianik zu Ehren des gleichnamigen Heiligen – daher auch die Bezeichnung „Reimoffizium“. Es wurde im Auftrag von Papst Gregor IX. in großen Teilen von Julian von Speyer (gest. 1250) komponiert und zusammengestellt. Dieser war Hofkapellmeister der französischen Könige und trat danach als Minderbruder in den Franziskanerorden ein. Eine Musikwissenschaftlerin bezeichnete ihn als den „Richard Wagner des 13. Jahrhunderts“. Auch begabte Kardinäle und Papst Gregor selbst sollen einige Hymnen und Antiphonen beigesteuert haben.
In Österreich wird es drei Aufführungen geben, zwei in der Schweiz und eine Deutschland. Prof. Franz Karl Praßl ist anerkannter Spezialist für Gregorianik, der in Graz, in Rom und in Laibach tätig war. Er hat schon vor Jahren das Klaraoffizium aufgenommen. Für diese neue Produktion hat er 8 Profi-Sänger gewonnen. Drei davon sind Mitbrüder. Alle 8 bilden eine Choralschola. Die Produktion ist eine Kooperation der Franziskaner in Österreich und in der Schweiz und dem Liturgieinstitut der Katholischen Fakultät in Graz. Gefördert wurde es auch durch zahlreiche private Gönner.
Br. Johannes M. Pfister OFM (37) stammt aus dem Schweizer Kanton Solothurn und ist 2010 in den Orden eingetreten. Er hat in Graz Katholische Fachtheologie studiert und promoviert derzeit in Chur in franziskanischer Liturgik. Er lebt und wirkt als Forscher und Publizist auf der Klosterinsel Werd in Eschenz (Thurgau).
(Infos: https://franziskaner.at/salzburg und www.franciscan.ch)
Foto: V.l.n.r.: Michael Schadler, Peter Heinrich, Br. Matteo Ferraldeschi OFM, Johannes Chum, Br. Sebastian Joel Chavez OFM, Severin Praßl-Wisiak, Br. Marko Hrgota OFM, Stefan Wolfbauer, Franz Karl Praßl.
Foto: Franziskaner