Erzbischof Lackner als neuer Großprior der Grabesritter in Österreich eingeführt

SALZBURG (eds) / Am Montagabend wurden in der Basilika von Maria Plain bei Salzburg der neue Statthalter sowie der neue Großprior der österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem vorgestellt und in ihre Ämter eingeführt: Werner Johler als Statthalter und Erzbischof Franz Lackner als Großprior. Die Veranstaltung war in die traditionelle Wallfahrt der Komturei Salzburg eingebettet. „Gott ist ein Gott der Überraschung“, teilte Erzbischof Franz Lackner seine Glaubens- und Lebenserfahrung in seiner Festpredigt. „So war für mich auch die Berufung in das hohe Amt eines Großpriors der Ritter und Damen des Heiligen Grabes zu Jerusalem eine weitere große Überraschung Gottes. Mir wurde anlässlich des Gesprächs, in dem mir Kardinal Filoni die Ernennung bekannt gab, die Spiritualität des Ordens, die ich nun kennenlernen darf, sehr ans Herz gelegt. Diese Aufgabe werde ich gerne wahrnehmen und mich bemühen, sie mit ganzem Herzen und ganzer Seele auszuführen.“
Das Grab sei seit der Auferstehung Jesu Christi zu einem „Ort der Theologie“ geworden. Bei allen großen Entscheidungen habe es Erzbischof Lackner zum Grab seiner Eltern gezogen. „Wir leiden ja heutzutage an einer, wie ich es nennen möchte, Auferstehungsmüdigkeit. „Das soll noch weitergehen?“, habe ich von einem älteren Menschen einmal gehört. Doch an den Gräbern unserer Lieben ist Auferstehung spürbare Hoffnung.“ Das Grab ist für ihn ein „Auferstehungsort“.
Den Grabesrittern sei dieser „Ort der Theologie“ oder theologische Ort des Grabes besonders anvertraut, durchaus in ambivalenter Bedeutung, führte er aus: „Zum einen als ultimative Gottesferne – er ist nicht hier! Das gilt in unserer heutigen Zeit weithin. Si Deus non daretur – es wird gelebt, als ob es Gott nicht gebe. Zum anderen ist da die Leere, die Abwesenheit Gottes als Sehnsuchtsraum, wo Glaube in seiner demütigsten und unaufdringlichsten Form sich zeigt. Das ist Hoffnung: Wenn Glaube nicht sieht, nicht weiß, dann nimmt er die Gestalt der Hoffnung an.“
Gäste aus dem In- und Ausland
An der Veranstaltung teilgenommen haben etwa 120 Festgäste aus ganz Österreich sowie aus dem Ausland. Die Ordensregierung in Rom wurde durch den Vize-Generalgouverneur für den Amtsbereich Europa, Jean-Pierre Marie de Glutz-Ruchti, vertreten. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hat das Vocalensemble Maria Plain gemeinsam mit dem Barockorchester Maria Plain übernommen, geleitet von Hans-Josef Knaust.
Geistlicher Dienst und karitatives Engagement
Die Aufgaben des neuen Statthalters Werner Johler sind vielfältig. Gemäß der Satzung des Ordens – bestätigt durch Papst Franziskus im Jahr 2020 – führt der Statthalter „die ihm anvertraute Statthalterei in einem Geist des Dienens“ und trägt Verantwortung für das geistliche Leben, die Weiterbildung und das soziale Engagement der Mitglieder. Unterstützt wird er dabei von Großprior Franz Lackner, dem Statthaltereirat sowie den Komtureien in ganz Österreich. Der Großprior, vorzugsweise ein Bischof, trägt die geistliche Leitung und sorgt für die Verbindung zur kirchlichen Hierarchie.
Der neue Statthalter Werner Johler, gebürtig aus Alberschwende in Vorarlberg, ist 67 Jahre alt und lebt in Pfäffikon. Der studierte Techniker (Absolvent der TU Wien) ist international als CTO (Chief Technology Officer) und Vizepräsident Technik eines börsennotierten US-Unternehmens tätig. Seit mehr als 30 Jahren ist er Mitglied des Ordens. Seine Amtszeit als Statthalter beträgt vier Jahre, eine einmalige Verlängerung dieses Mandats ist möglich.
Grabesritter
Der „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ („Grabesritter“) entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christinnen und Christen.
Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder in 44 Ländern und wird vom Kardinal-Großmeister in Rom geleitet. Kardinal Fernando Filoni übt dieses Amt seit 2019 aus. 1954 wurde die Österreichische Statthalterei unter dem Großmeister Kardinal Canali mit dem Großprior Erzbischof Andreas Rohracher und dem Statthalter Univ. Prof. Erwin Domanig in Salzburg neu begründet. Das Ordensleben ist in Österreich in zwölf Komtureien gegliedert. In Österreich gehören den Grabesrittern 545 Mitglieder, darunter 91 Frauen an. Oberster Leiter ist der Statthalter. Der Großprior ist für die spirituelle Leitung und Unterstützung der weltlichen Organe zuständig. Die Mitglieder des päpstlichen Ordens unterstützen insbesondere Projekte im Heiligen Land, darunter Schulen, Spitäler und soziale Einrichtungen – unabhängig von religiöser Zugehörigkeit.
Unter den geistlichen Mitgliedern finden sich Kardinal Christoph Schönborn, der St. Pöltener Diözesanbischof Alois Schwarz, Militärbischof Werner Freistetter, Altbischof Paul Iby aus Eisenstadt sowie zahlreiche Äbte. Die weltlichen Mitglieder, die die große Mehrheit der Ordensangehörigen ausmachen, sind Menschen aus unterschiedlichen Berufen und Altersgruppen, die ein christliches Leben führen und denen das Heilige Land und die dort lebenden Christinnen und Christen ein persönliches Anliegen sind.
Jedes Jahr gibt es eine Investitur, bei der neue Ordensmitglieder aufgenommen werden. Um die zahlreichen Hilfsprojekte im Nahen Osten umsetzen zu können, ist der Orden auf Spenden angewiesen. Um den Spendenden eine Absetzbarkeit zu ermöglichen, wurde vom Ritterorden der Verein „Österreichische Vereinigung für das Hl. Land“ gegründet. (Infos: www.oessh.at)