Diözesanpatron Virgil stiftet internationale Freundschaft

SALZBURG (eds) / Heute Vormittag feierte die Erzdiözese Salzburg ihre Diözesanheiligen Rupert und Virgil. In einer feierlichen Prozession brachte Erzbischof Franz Lackner gemeinsam mit Erzabt Korbinian Birnbacher, dem Propst von Klosterneuburg Anton Höslinger und zahlreichen Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Lebens - allen voran Landeshauptmann Wilfried Haslauer - und Gläubigen die Reliquien des heiligen Rupert von der Stiftskirche St. Peter in die Salzburger Bischofskirche. Vor 1250 Jahren am 24. September des Jahres 774 weihte der aus Irland stammende Bischof Virgil in Salzburg die erste Kathedrale auf dem Gebiet des heutigen Österreich – daran erinnerte Lackner in seiner Predigt. Das heurige Hochamt zum Gedenktag der Heiligen Rupert und Virgil stand besonders im Zeichen des irischen Missionsbischofs. Im Zuge der Feierlichkeiten begrüßte Lackner einer Delegation aus der Heimat des heiligen Virgil. Seit 50 Jahren besteht eine enge Freundschaft zwischen der Erzdiözese Salzburg und den irischen Orten Bray und Aghaboe, die eng mit dem heiligen Virgil verbunden sind. Die Gruppe aus dem Ort, wo Virgil vor seinem Weggang einst Bischof gewesen war, war mit dem ehemaligen EP-Parlamentarier und irischen Landwirtschaftsminister Liam Hyland eigens aus Irland angereist. Die Gabenbereitung wurde von Simon Pfisterer (Tegernsee) auf dem irischen Dudelsack begleitet.
Christusnachfolge kostet etwas
In seiner Predigt ging Erzbischof Franz Lackner anlässlich des Jubiläums besonders auf den heiligen Bischof aus Irland ein. Virgil, in Irland Fearghal genannt, habe seine Zeitgenossen nicht durch „hoheitsvolles Auftreten, sondern seine umfassende Bildung und Gelehrsamkeit“ beeindruckt. Er habe sein Leben in den Dienst der „peregrinatio pro Christo, der Wanderschaft um Christi Willen“ gestellt. In dieser Frühzeit sei, so der Erzbischof, das Märtyrertum noch ganz im Bewusstsein der Christen gewesen; er verwies an dieser Stelle auf den aus der Erzdiözese stammenden Seligen Engelbert Kolland, der am 20. Oktober in Rom heiliggesprochen wird. Davon ausgehend stellte Erzbischof Lackner die Frage, „auf welche Weise wir in unserer Zeit Zeugnis geben sollen für das Evangelium.“ Es könne, so der Erzbischof, „nicht sein, dass Christusnachfolge in dieser Zeit nichts kostet und nichts verlangt.“ Er schloss mit einem kurzen Gebet und einer Anrufung des Heiligen Virgil um dessen Fürsprache.
Die Verbindung zwischen Salzburg und Irland
50 Jahre besteht die Verbindung zwischen Salzburg und Irland. „Die Verehrung des hl. Virgil in seiner Heimat begann erst nach der Salzburger Pilgerreise 1974, die Weihbischof Jakob Mayr unternahm“, sagt Ordinariatskanzlerin und Irland-Expertin Elisabeth Kandler-Mayr. Anlässlich dieses Jubiläums besuchte nun eine Delegation der irischen Pfarre und Diözese die Erzdiözese Salzburg. Darunter auch Liam Hyland, der zu den Gründervätern des Komitees zur Erhaltung der Abtei Aghaboe zählt. Hyland, ein ehemaliger irischer Parlamentarier und Europaparlamentarier, ist stolzer Träger des Rupert-und-Virgil-Ordens in Gold mit Stern. Er ist mit Elisabeth Kandler-Mayr, der Nichte des damaligen Weihbischofs Jakob Mayr, eine der Säulen der irisch-salzburgerischen Freundschaft. Der 91-Jährige sagte bei seinem Besuch: „Für mich war und ist die Verbindung mit Salzburg, in der gemeinsamen Verehrung unseres Heiligten Virgil, ein besonderer Auftrag – ein Heiliger begleitet uns im Glauben und im Leben; auch in den Fragen des Lebens, in denen es auf unsere Verantwortung und gute Entscheidungen ankommt.“
Die Kanzlerin der Erzdiözese Salzburg Elisabeth Kandler-Mayr schätzt seit Jahren die Verbindung mit der Heimat des Hl. Virgil, vor allem die Herzlichkeit der Menschen, die an den Heiligen erinnert. Bei Ordensverleihungen verweist sie daher gerne auf die Qualitäten des Hl. Virgil, der auch heute als Vorbild und Orientierung viel zu bieten hat. „Besonders freut mich, dass in Bray mit der ersten modernen Virgil-Kirche in Irland ein für uns wichtiger Heiliger auch in seiner Heimat wiederentdeckt werden kann. Jeder Besuch dieser Kirche, und besonders der Abteiruine in Aghaboe, ist ein echtes geistliches Erlebnis.“ Viele Pilger durften dies in den vergangenen 50 Jahren bereits erleben.
Father Noel Maher, Pfarrer in Aghaboe-Clough, beschreibt diese Entwicklung mit den Worten, „Es ist, wie wenn man einen vergessenen Teil der Familie wieder entdeckt, einen Menschen, der für die Geschichte und die Entwicklung zwar einigen Gelehrten, aber nicht der unmittelbaren Umgebung bekannt war. Nun war der Anstoß gefunden, sich mit ihm und seiner Bedeutung für Salzburg neu zu befassen.“ Aus den ersten Begegnungen ergab sich eine schöne Entwicklung, da nach dem ersten Besuch der Salzburger in Irland im Herbst eine Abordnung von vier jungen Männern aus Irland am Empfang 1974 in Schloss Kleßheim teilnahm, und daraus eine dauerhafte Verbindung entstand, die bis heute besteht.
Weihbischof Jakob Mayr und der Beginn der Virgil-Verehrung in Irland
Im Zuge der Vorbereitung des Jubiläumsjahres – 1200 Jahre nach der Einweihung des ersten Doms in Salzburg – stellte sich 1974 die Frage, wer der Heilige war, der den ersten Dom erbauen ließ und 774 weihte. Virgil kam aus Irland, aber Näheres zu seinem Leben vor seiner Reise auf das Festland wusste man kaum. Historiker beschäftigten sich mit den Quellen, die zugänglich waren, und diese Forschung brachte einige Erkenntnisse. Zusätzlich entstand die Idee, nach Irland zu pilgern und sich selbst auf die Suche nach Spuren des Heiligen zu machen, der für die Entwicklung unserer Erzdiözese von entscheidender Bedeutung und als Diözesanpatron bekannt war, von dem man aber im Grunde wenig wusste.
Die Pilgerreise unter der geistlichen Leitung von Weihbischof Jakob Mayr im Sommer 1974 war nicht nur für die Pilger etwas Besonderes, sondern auch für jene Pfarre in Irland, in deren Gebiet die Ruine der Abtei Aghaboe liegt. Die Verehrung des hl. Virgil in seiner Heimat begann also erst nach der Salzburger Pilgerreise 1974.
Seit dem Domjubiläum folgten viele Pilgerreisen und gegenseitige Besuche sowie die Gründung eines Komitees zur Erhaltung der Abteikirche. Die Jubiläumsjahre 1974 und 1984 förderten auch das wissenschaftliche Interesse am Diözesanpatron.
Aus Weihbischof Jakobs Besuch ergab sich auch in der Pfarre Aghaboe die „Wiederentdeckung“ des Heiligen aus der eigenen Gemeinde, der durch seinen Weggang nach Zentraleuropa in Irland kaum bekannt geworden war.
Der heilige Virgil
Virgil stammte aus einer adeligen irischen Familie, vielleicht aus dem königlichen Geschlecht Loegaire. Seine Ausbildung erhielt er im Kloster Iona. Im Kloster Aghaboe war er als Mönch und Abt tätig. Mit zwei Gefährten ging er 743 als Missionar zu König Pippin III. von Franken, der ihn 745 zu Herzog Odilo nach Bayern schickte.
Erst am 15. Juni 749 (oder 755) wurde Virgil, der bereits die Diözese Salzburg leitete, zum Bischof geweiht. Im selben Jahr wurde er Abt des Klosters Sankt Peter.
Noch vor 767 sandte Virgil seine Gefährten Modestus und Libellus zur Missionierung nach Kärnten, weswegen er auch „Apostel Kärntens“ genannt wird. Dadurch vergrößerte er auch das Diözesangebiet. Vor allem drei Missionszentren sind hier von Bedeutung: Maria Saal, St. Peter in Holz und St. Johann bei Knittelfeld.
Virgil war auch ein angesehener Gelehrter, wobei seine Kenntnisse vor allem in der Theologie, Philosophie, Geschichtsschreibung, Astronomie und Mathematik hervorstachen. Seinem Wirken verdankte Salzburg die erste kulturelle Blütezeit seit dem Untergang des Römischen Reichs. Virgil förderte u. a. das Kunsthandwerk. Er ließ überdies die erste Kathedrale bauen, die er am 24. September 774 (oder 784) dem heiligen Rupert von Salzburg weihte, dessen Gebeine er nach Salzburg überführen ließ.
Foto: Die Delegation aus Irland mit Liam Hyland, Kanzlerin Elisabeth Kandler-Mayr (Mitte vorne), Weihbischof Hansjörg Hofer, Erzbischof Franz Lackner, Father Noel Maher, Pfarrer in Aghaboe-Clough, Erzabt Korbinian Birnbacher (v.l. letzte Reihe hinten).