Ausstellung über Fischer von Erlach im neuen Wien Museum

WIEN (kap)/ Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723), Meisterarchitekt des Barock in Österreich und Schöpfer zahlreicher Sakralbauten, steht im Mittelpunkt der ersten Sonderausstellung im neu eröffneten Wien Museum - in Steinwurfweite von der Karlskirche als einem seiner bedeutendsten Bauwerke. Fischers Schaffen reicht von Garten- und Stadtpalästen für den Wiener Adel - etwa das Stadtpalais des Prinzen Eugen in der Himmelpfortgasse oder das Palais Schönborn-Batthyány auf der Freyung - über große kaiserliche Monumente wie der erste Bau von Schloss Schönbrunn bis hin zu den Kirchenbauten für den Erzbischof von Salzburg. Fast 70 Jahre nach der letzten großen Schau will das Wien Museum diese Oeuvre neu betrachten und "in einen zeitgenössischen künstlerischen Kontext" stellen.
Die Schau "Fischer von Erlach - Entwurf einer historischen Architektur" ist von 1. Februar bis 28. April 2024 geöffnet; Kurator ist Andreas Nierhaus, für die künstlerische Gestaltung sorgte Werner Feiersinger. Der Titel geht auf den 1721 vom Architekten veröffentlichten "Entwurf Einerr Historischen Architectur" zurück, die als erste Weltgeschichte der Baukunst in Bildern gilt. Das Werk, das von den Weltwundern der Antike über griechische, römische, arabische, persische und chinesische Monumente bis zu seinen eigenen Bauten und Projekten reicht, machte Fischer in ganz Europa bekannt. "Seine Bauten verwiesen auf die Antike und waren doch unverkennbar modern - damit kamen sie den zeitgenössischen Vorstellungen herrschaftlicher Repräsentation entgegen, für die Tradition und Geschichte eine zentrale Rolle spielte", teilte das Wien Museum zu seiner Sonderausstellung mit.
Die eindrucksvollen Kupferstiche der Historischen Architektur und die dazu erhaltenen eigenhändigen Vorzeichnungen bilden das Zentrum der in Kooperation mit dem Salzburg Museum entstandenen Schau. In neun Kapiteln spannt sie einen Bogen von Fischers Anfängen in Rom bis zu den späten Hauptwerken mit der Karlskirche als Höhepunkt. Eine Vielzahl zum Teil noch nie gezeigter Objekte - Zeichnungen, Druckgrafiken, Modelle, Gemälde, Skulpturen, Bücher - macht sein außerordentliches künstlerisches Werk anschaulich. Die Fotografien von Werner Feiersinger zeigen die Bauten aus neuen Blickwinkeln "und spüren damit den künstlerischen Absichten des Architekten nach", wie es hieß.
Fischer prägte Salzburger Barock
Johann Bernhard Fischer, seit 1696 Fischer von Erlach, ist gebürtiger Grazer, er starb vor mehr als 300 Jahren - am 5. April 1723 - in Wien. Eine besonders eindrucksvolle Schaffensperiode hatte Fischer in Salzburg, wo er mit dem damaligen, davor als Bischof in Graz amtierenden Fürsterzbischof Graf Johann Ernst Thun-Hohenstein gut bekannt war. Nach dem Tod des Hofbildhauers und Architekten Bartholomäus van Opstal 1694 übernahm Fischer alle Bauaufgaben im Dienst des Fürsterzbischofs und erbaute bis 1699 in Salzburg fünf Gotteshäuser: Dreifaltigkeitskirche, Kollegienkirche, Ursulinenkirche, Johannsspitalkirche in Mülln und Wallfahrtskirche Maria Kirchental im Pinzgau, außerdem Schloss Kleßheim.
Weitere bedeutende Sakralbauten Fischers bzw. Arbeiten im kirchlichen Auftrag sind der Hochaltar der Basilika von Mariazell, Innenausstattung der zum Mausoleum gehörenden Katharinenkirche in Graz und die genannte Karlskirche: Für sie setzte sich Fischer mit seinem Entwurf, der die Kirche als Verbindung zwischen Rom und Byzanz anlegte, beim Architektenwettbewerb u.a. gegen Lukas Hildebrandt durch. 1716 erfolgte auf einer Anhöhe am rechten Ufer des damals noch kaum regulierten Wienflusses die Grundsteinlegung; nach Fischers Tod 1723 wurde der Bau von seinem Sohn Joseph Emanuel bis 1739 fertiggestellt.
Das Wien Museum publizierte ein Video, das Fischers "Entwurff Einer Historischen Architectur" vollständig zeigt (Link: https://vimeo.com/908563409?share=copy). Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, und an Wochenenden von 10 bis 18 Uhr. (Info: www.wienmuseum.at)