Lackner: Glaube nicht für Isolierung und Spaltung missbrauchen

SALZBURG (kap) / Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" (SN; Donnerstag) einmal mehr jegliche Instrumentalisierung des Glaubens für politische Zwecke zurückgewiesen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hatte sich schon am Montag in einer Aussendung kritisch zur jüngsten Rede von FPÖ-Chef Herbert Kickl beim Parteitag in Salzburg am vergangenen Wochenende geäußert. Nun bekräftigte er seine Position: "Der Glaube darf nicht für Wahlwerbung oder Parteipolitik verzweckt werden." Glaube sei immer auf Gemeinschaft angewiesen, er eigne sich nicht als "Werkzeug zur Isolierung und Spaltung". Das Evangelium richte sich an alle Menschen, es sei Hoffnung für die Armen und Benachteiligten und vor allem auch eine Stimme für den Frieden.
Auch in der ORF-ZiB2 am Mittwoch bekräftigte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz seine Forderung, dass Glaube und Religion nicht parteipolitisch instrumentalisiert werden sollen.
Zu Motiven, warum die von ihm kritisierte Instrumentalisierung doch immer wieder geschieht, wollte sich Lackner im SN-Interview nicht äußern: "Die Motive von Parteien und Politikern kann ich nicht kommentieren." Die Kirche könne es aber nicht hinnehmen, dass religiöse Inhalte in die politische Auseinandersetzung gezogen werden, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz: "Wenn es nötig ist - vor allem in Fragen des Glaubens und des guten Zusammenlebens in Gerechtigkeit und Frieden -, müssen und werden wir unsere Stimme erheben. Das gehört zu unserem Beitrag zum Gemeinwohl." Es liege ihm ansonsten fern, Politik oder einzelne parteipolitische Entscheidungen zu kommentieren.
Erzbischof Lackner zeigte sich besorgt über die zunehmende gesellschaftliche und politische Spaltung in Österreich. Dabei scheine allzu oft die Ansicht vorzuherrschen, "nur man selbst oder nur die eigene Seite hätte zu hundert Prozent recht". Von dieser Haltung wollen man aber innerhalb der Kirche mit dem synodalen Prozess lernen, Abstand zu nehmen. Er denke, "eine vergleichbare Haltung wäre auch für das gesellschaftspolitische Miteinander angebracht".
Darauf angesprochen, dass er von Herbert Kickl zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wurde, um die Positionen auszutauschen, meinte der Erzbischof: "Es gehört zu meinen Aufgaben, regelmäßig mit allen Parteien im Austausch über das gute Miteinander zu stehen. Auch zu Herbert Kickl bin ich in dieser Absicht schon gegangen - er ist daher herzlich eingeladen, zu mir zu kommen."
Beim FPÖ-Parteitag am vergangenen Samstag in Salzburg sagte Kickl unter Bezugnahme auf den Apostel Paulus (1. Korintherbrief), er wolle der Bevölkerung "Glaube, Hoffnung und Liebe" zurückgeben. Und er betonte: “Ich bin ein gläubiger Christ.”
Kirche und Corona
Darauf angesprochen, dass FP-Chef Kickl der Kirche vorwirft, dass sich diese während der Coronakrise auf die Seite der Macht gestellt habe und nicht für alle Menschen gleichermaßen da gewesen sei, sagte Lackner gegenüber den SN: "Diesem Vorwurf widerspreche ich entschieden." Die Pandemie sei eine schreckliche Belastung für alle gewesen, auf verschiedenste Weise. Für die Bischöfe sei es nötig gewesen, sich am breiten wissenschaftlichen Konsens zu orientieren und den darauf begründeten Handlungen zu folgen. Er habe zugleich aber stets betont, so Lackner, "dass die Kirche Heimat für alle bleiben muss, ich habe von Beginn an Befürworter wie Kritiker der Maßnahmen angehört". Und: "Nach dem ersten Lockdown sind wir stets dafür eingetreten, dass die Kirchen geöffnet bleiben. Auch die Impfpflicht haben wir als Kirche nicht mitgetragen."