Daoismus ist mehr als Yin und Yang

Einstimmung auf den Daoismus: Catharina Costanza und Karl Koschek zeigten Übungen einer Stehmeditation vor und luden zum Mittun ein.
SALZBURG (eds-1.6.2021) / Den Abend eröffnete traditionell ein religionsverbindendes Gebet in der Salzburger Kollegienkirche – organisiert vom Arbeitskreis interreligiöser Dialog des Afro-Asiatischen Instituts. Vertreterinnen und Vertreter der daoistischen Praktiken, des Islams, der Buddhistischen Gemeinschaft, der Bahá'í-Glaubensgemeinschaft, der Israelitischen Kultusgemeinde und des Christentums sprachen Gebete. Zum Abschluss und zum Friedensgruß erklang „Schalom, schalom“ sprachen Gebete. Zum Abschluss und zum Friedensgruß erklang „Schalom, schalom“.
Zehnter Empfang der Religionen live und online
Nach dem gemeinsamen Beten im Zeichen des Friedens und der Verständigung folgte der Empfang der Religionen an der Theologischen Fakultät. Martin Rötting, Professor für Religious Studies am FB Systematische Theologie und Zentrum Interkulturell und Studium der Religionen, verwies in seiner Begrüßung auf die Balance, die im heurigen Schwerpunktthema eine große Rolle spiele und die auch die Veranstaltung präge. Wie in Coronazeiten nicht ungewöhnlich, waren Teilnehmende live im Hörsaal und online anwesend. Zugeschaltet aus München war Festredner Hans van Ess, Professor für Sinologie und Vizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität München, Präsident der Max Weber Stiftung.
Grußworte kamen von Hendrik Lehnert, Rektor der Paris Lodron Universität Salzburg, Andrea Klambauer, Landesrätin des Landes Salzburg (Video), und Anja Hagenauer, Stadträtin der Stadt Salzburg. Maia Loh sprach als Vertreterin daoistischer Praktiken. Wie sie unterstrich, existiert in Österreich keine eigene Glaubensgemeinschaft. „Es gibt aber sehr wohl viele Menschen mit einem daoistischen Hintergrund. Sie sind nur nicht sehr sichtbar.“ Am bekanntesten in Österreich sei der „Weg der Einheit“ mit Mitgliedern vor allem in Wien und Vorarlberg.
Körperbetonte Religion
Einzelne Elemente des Daoismus haben weltweit Bekanntheit erlangt. Darunter sind die dualistischen Prinzipen Yin und Yang, Übungen aus dem Qi Gong und Taiji oder Akupunktur aus der chinesischen Medizin. Doch welche Quelle verbirgt sich dahinter? Eine uralte chinesische Philosophie und Religion. „Der Daoismus führt sich auf einen chinesischen Gründer zurück, nämlich Laozi. Er soll im 6. Jahrhundert vor unserer Zeit gelebt haben“, so Professor van Ess. Die ersten daoistischen Gemeinden bildeten sich zur gleichen Zeit wie im Vorderen Orient die ersten christlichen Gemeinden. Der Vortragende beschreibt, wie sich der Daoismus zu einer sehr körperbetonten Religion entwickelte, „in der man annimmt, dass in den einzelnen Körperregionen Gottheiten sitzen, auf die man sich konzentrieren und sie ermeditieren muss“.
Wie viele Daoisten es heute gibt? „Als Mönche und Nonnen sind etwa 30.000 Menschen ordiniert“, sagt Hans van Ess. Die Zahl der daoistischen Laien lasse sich jedoch sehr schwer beziffern. Die Daoistische Gesellschaft selbst gehe von 60 Millionen Anhängern aus. „Doch das ist schwer nachprüfbar“, so Experte van Ess. „Die meisten Chinesen, die dem Daoismus anhängen, tun dies im Zusammenhang mit anderen volksreligiösen Praktiken.“ Offiziell anerkannt sind in China fünf Religionsgemeinschaften, unter deren Dach Buddhismus, Daoismus, Islam, Katholizismus und Protestantismus praktiziert werden.
Begegnung per Video
Aufgrund der Coronabestimmungen waren die persönlichen Begegnungen beim Empfang sehr eingeschränkt. Mehr als eine Entschädigung sind Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Religionen in Salzburg – unter ihnen Erzbischof Franz Lackner. Die Videos gibt es auf YouTube unter „Empfang der Religionen“ oder <link http: www.plus.ac.at fb-systematik-zentrum news empfang-der-religionen>www.plus.ac.at/fb-systematik-zentrum/news/empfang-der-religionen/