Oshowski Andreas Swiftkirchen
Popkultur und Spiritualität.
Es war auch ein Taylor-Swift-Sommer, für die einen mehr, für die anderen weniger (oder sollte ich sagen: wieniger?). Ist eigentlich nur wenigen aufgefallen, dass das Konzert in Swiftkirchen (die Stadt Gelsenkirchen hatte sich für die Tage der Konzerte in Swiftkirchen umbenannt) eine eigene religiöse Ironie barg? Bei aller Unterschiedlichkeit der Geschmäcker veranstaltet eine hochtalentierte und für viele faszinierende Künstlerin Konzerte, die in manchen Medien als Swiftkirchen betitelt werden. Ohne Zweifel: Menschen finden darin Zuflucht, finden darin Trost, finden Erhörung, finden Zuspruch. Und noch einen Schritt weiter: Menschen werden in Text und Musik durch ihre Wunden hindurchgeleitet: „Band-aids don't fix bullet holes / You say sorry just for show / If you live like that, you live with ghosts“1 Eine einzige Person, die in Konkurrenz zu Kirchen tritt, die sich der Sinnstiftung verschrieben haben? Oder schlichtweg ein Beispiel postmodernen biographischen Christentums?
Jesus war erstaunt über, das was er hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.Die Bibel (Lukas-Evangelium, 7,9)
Dagegen scheint Glaube und Theologie vielerorts in der Beschuldigung stecken geblieben zu sein?
Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!Die Bibel (Lukas-Evangelium 7,34) - welche Komposition, dass sich beide Bibelzitate im selben Kapitel befinden!
„I'll stare directly at the sun, but never in the mirror / It must be exhausting always rooting for the anti-hero.“2 Ein Glaube, der seine Wunden leugnet, wird kein Heil vermitteln. So einfach funktioniert Swiftkirchen!
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Ich bin gespannt, wie viel Zukunftsvision von Swiftkirchen ich auf dem Pastoraltheologischen Kongress in Berlin erfahren darf!? Doch davon nächste Woche…
1 Taylor Swift, Bad Blood, 2014
2 Taylor Swift, It’s me, 2022
