Oshowski Andreas Missbrauch des Religiösen
Sprache als Waffe.
Ehrlich gesagt, habe ich nicht gewusst, ob ich zuerst einen Impuls schreiben soll zu den österreichischen Nationalratswahlen am kommenden Wochenende oder zum 250jährigen Jubiläum der Pastoraltheologie, die von Maria Theresia 1774 gegründet wurde. Die Lösung dieses Dilemmas schenkte mir Prof. Paul Zulehner auf dem Jubiläumskongress der Pastoraltheologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Er stellte mit Blick auf den österreichischen Wahlslogan ‚Euer Wille geschehe‘ die Frage: „Wo interveniert eigentlich die Theologie beim Missbrauch des Religiösen für menschenverachtende Prozesse?“1 -
Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf. Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde.Die Bibel (Matthäus-Evangelium, 18,4ff)
Die Sprache Jesu ist nach den Maßstäben Rosenbergs sicher nicht gewaltfrei. Vielleicht ist die Kombination von Empathie für die Kleinen und markanter, aneckender, provozierender Sprache ein besonderer Ausweis von „Dilemma-Kompetenz“2?!
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Sind wir noch bei Trost? Wenn ‚unser Wille geschehe‘ wird’s gnadenlos, weil wir belastbare Hoffnung nicht aus KI kreieren können. Das beweisen unzählige toxische Allmachtsphantasien und Beziehungen, die davon träumen, dass Führung, Macht und Liebe absolut verfügbar sind.
1 Prof. Zulehner, Jubiläumskongress Pastoraltheologie in Berlin, 18.09.2024
2 Christian Bauer, Jubiläumskongress Pastoraltheologie in Berlin, 16.09.2024