Oshowski Andreas Ich!
Stellt euch ins Licht.
In Anschluss an den jüngsten Ever-Changing-Mission stellt sich die Frage: Ich (?) soll Auskunft über meine Gottesvermutung geben, ich soll sagen, für wen ich Jesus halte, ich soll meine religiöse Sprachfähigkeit reflektieren? Ein Bischof hat einmal zu mir gesagt: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viele an uns binden, die ein Übermaß an Orientierung suchen.“ Das Wort Michel de Certeaux liegt sogar 50 Jahre zurück: „Christ ist man in Zukunft auf eigene Gefahr.“1 Ist unsere Zeit so glaubenskarg, weil wir so Ich-Schwach sind? Wir haben es verdrängt, wer braucht schon Quertreiber und Menschen, die gegen den Strich bürsten?
Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! … … Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?Die Bibel (Johannes-Evangelium, 14,1ff)
Thomas zweifelt nicht nur nach der Auferstehung! Ist Thomas vielleicht sogar der einzig Gläubige unter den Jüngern? Weil er zweifelt und weil er die Ich-Stärke hat nachzufragen. „Bevor Gott an mich Fragen stellt, will ich meine Fragen an ihn stellen. In der Tat, bevor es eine neue Welt geben kann, muss das Verhältnis zwischen Mensch und Gott ‚geklärt‘ sein.“2 „Stellt Euch ins Licht und lasst Euch bescheinen…“, habe ich vor kurzem gelesen. Erst wenn wir wissen, wer wir selbst sind, können wir vermutlich zur Gemeinschaft Ich-starker Personen zurückkehren.
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Fastenzeit der Ich-Stärke? Das würde in der Tat einiges in diesen Tagen erklären…
1 Michel de Certeaux, in Christian Bauers ‚Gott anderswo?‘
2 Ottmar Fuchs, Der zerrissene Gott, Grunewald-Verlag 2014, S. 189
