Oshowski Andreas Greise stürmen die Charts
Jede Menge Chancen.
Ein gutes und gesundes Neues Jahr! Ich hoffe, Sie hatten nicht zu viel Stress zwischen den Feiertagen. Wahrscheinlich hatten Sie keine Zeit, einen Blick in die österreichischen und deutschen Musik-Charts zu werfen. Es klingt einigermaßen erstaunlich, dass sich auf den vorderen Plätzen am Ende des Jahres 2022 Namen wie Kelly Family, Pur, Michael Jackson, Beatles, Abba, Peter Maffay und Queen tummeln. Der verstorbene Frank Sinatra ist gleich dreimal in den Single-Charts gelistet! Und als Nummer 1 in den Alben-Charts ist in Österreich und in Deutschland sogar ein Österreicher zu finden, ein gewisser Udo Jürgen Bockelmann. Es darf wohl gefragt werden, was verrät das über unsere Sehnsüchte, dass Greise und Verstorbene unsere Hitlisten stürmen? Der jüngst verstorbene Philosoph Bruno Latour würde vielleicht fragen: „Sind wir nie modern gewesen?“ Doch Latour weist auch darauf hin, dass moderne Zeit „die Vermittler hasst und eine unmittelbare, von Mittlern entleerte Welt wollte.“1 Ist die Welt vielleicht dort entleert, wo uns heutzutage die Mittler fehlen? Meinen alten Pfarrer Georg Schneider habe ich vor 20 Jahren gefragt, „gehen uns die menschlichen Originale aus?“
Alles leer, entleert, verheert; das Herz verzagt. Es wanken die Knie, ein Zittern in allen Hüften, alle Gesichter glühen rot.Die Bibel (Das Buch Nahum, 2,11), ein Buch aus der Bibel, aus dem ich noch nie zitiert habe
Es gibt jede Menge Vakuum, aber damit auch jede Menge Chancen! Das könnte hinter diesen Sehnsüchten stehen, dass vieles entleert ist, die Mittler fehlen und Greise die Charts stürmen.
Der Gedanke, der mich heute bewegt
„Schenk' mir diesen Traum, … Erzähl'! - Kein Mensch soll unwichtig sein, im Schatten des ander'n.“2
1 Bruno Latour, Wir sind nie modern geworden, Seite 190
2 Udo Jürgen Bockelmann, Schenk mir einen Traum, 2014
