Oshowski Andreas Gotteshunger
Mehr als nur ein Gefühl.
Welttag der Armen war diese Woche und es ging über alle Kanäle. Fernsehsender, Radio Vatican, der Papst, das theologische Feuilliton feinschwarz und auch die Katholische Aktion Salzburg hat über social media darauf aufmerksam gemacht. Ehrlich gesagt, habe ich zum ersten Mal von diesem Gedenktag gehört. Es gibt ihn seit 2017. „Im Angesicht der vielen Krisen der Welt warnte der Papst vor der Resignation jener Getauften, die aus Bequemlichkeit und mit dem Seufzer ‚So ist die Welt nun mal‘ die Augen vor der Not der anderen verschließen …. „Dann wird auch der christliche Glaube selbst auf eine harmlose Frömmigkeit reduziert, die die Mächte dieser Welt nicht stört und kein konkretes Engagement in der Nächstenliebe hervorbringt“, merkte Franziskus an.“1 Viele Salzburger Pfarrgemeinden schauen mich manchmal etwas ungläubig an, wenn ich in Vorträgen darauf hinweise, dass es mindestens 80 Stellen im Lukas-Evangelium gibt, an denen Jesus oder seine Jünger provozieren.
Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.Die Bibel (Lukas Evangelium, 4,18ff)
Ist das unsere kirchliche und gesellschaftliche Realität? „Ist womöglich zu viel Gesang und zu wenig Geschrei in unserem Christentum? … Zu viel Gewissheit und zu wenig Vermissen? Zu viel Tröstungshunger und zu wenig Gotteshunger?“2
Der Gedanke, der mich heute bewegt
Unser Gotteshunger könnte unser Alleinstellungsmerkmal sein, aber dafür müssten wir Provokation gelernt haben. Guten Appetit im bevorstehenden Advent…
1 Vatican News, https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-11/papst-christliche-hoffnung-braucht-engagement-welttag-der-armen.html
2 Johann Baptist Metz, Mystik der offenen Augen, Herder-Verlag 2011, S.88