Oshowski Andreas Gottesgewissheit als Gegnerin des Glaubens
Ohne Zweifel kein Vertrauen.
Gekonnt weist der Journalist Josef Bruckmoser in den Salzburger Nachrichten auf einen Teil der Katholischen Kirche hin, die sich besonders verpflichtet fühlt, „christliche Werte hochzuhalten“.1 Sie sind auf „Eintracht hingeordnet“. „Sie allein wissen und halten daran fest, ‚was Gott will‘…1. Wenn das keine Gottesgewissheit ist! Herzlichen Glückwunsch, möchte man im ersten Moment denken. Die Gottesgewissheit aber ist die Gegnerin unserer (menschlichen) Zweifel. Aber ohne unsere Zweifel kein Mysterium. Ohne Mysterium aber ist Glaube überhaupt nicht möglich. Ein einfacher Dreischritt, der die Anmaßung der Gottesgewissheit entlarvt.
Er versetzt Berge und sie merken es nicht, dass er in seinem Zorn, sie umstürztDie Bibel (Biblisches Buch Ijob, 9,5)
So können sich manche Fürsprecher Gottes im Buch Ijob irren. Die Gewissheit ist die sichere Ungewissheit. Wenn Kardinal Ratzinger seinerzeit Recht gehabt haben sollte, dann haben wir immer nur die „gebrochene Hälfte in Händen, wenn wir Wahrheit sagen.“ Wer sich auf seine eigene Gottesgewissheit beruft, ist katholisch unredlich. Gottesgewissheit ist halt eine der größten Feinde des Evangeliums Jesu Christi.
Der Gedanke, der mich heute bewegt
‚Gottesgewissheit darf zerbrochen werden, damit wir wieder glauben können, denn der Bruch ist der Beginn jeglicher Spiritualität (Certeaux)‘, hat jemand auf dem Herbsttreffen des Katholischen Bildungswerkes in Salzburg #ht25 gesagt.
1 Josef Bruckmoser, Salzburger Nachrichten Wochenende 13.09.25, Rechts, reich und katholisch, S.4