Die Erzdiözese Salzburg am Kongress „Jedermanns Tod“ (2)

SALZBURG (eds) / Am Dienstagabend ging der Kongress „Jedermanns Tod“ im Bildungszentrum St. Virgil Salzburg zu Ende. Detlef Schwarz und Matthias Hohla gaben Einblicke in ihre Tätigkeitsfelder. „Für das Leid der Menschen gibt es keine Wundermedizin“, betonte Detlef Schwarz, Referent für Krankenpastoral und Notfallseelsorge im Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg. Sein Workshop zum Thema „Krisenseelsorge“ widmete sich der Frage, was psychodynamisch mit Menschen passiert, die sich in Trauer befinden. In seiner Zeit als Krankenhausseelsorger habe er erlebt, dass Sterben, Tod und Trauer je nach Station und Abteilung sehr unterschiedlich sind. Die Frage, was nach dem Sterben ist sowie die Hoffnung begleiten die Menschheit seit jeher. „Trauer ist nicht länger nur die hoffnungslose Verzweiflung über den Verlust. Die Hoffnung bekommt ein Zuhause. Christliche Seelsorge und Trauerbegleitung handelt immer aus der Perspektive der Auferstehung.“
Schwarz erinnert daran: „Trauer ist der Preis der Liebe, was ich nicht liebe, betrauere ich auch nicht. Es gibt so viele Arten der Trauer, wie es Menschen gibt auf der Welt. Trauernde brauchen Begleitung.“ Gemeinsam sei, dass es für Trauer keine Abkürzung gebe. Auch, die Klage erheben zu dürfen und das auszuhalten, sei ein wichtiger Prozess. Denn, die Klage hilft, Bedürfnisse zu formulieren. Trost sei extrem ambivalent. Etwa die Frage, „wonach schmeckt der Kuss eines Engels“ beantwortet jeder Mensch anders. Spiritualität gehöre zum Menschsein dazu – auch für Menschen, die sich keiner Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen. „Spiritualität ist eine von der WHO anerkannte Ressource zur aktiven Gesundheitsförderung. Spiritualität assistiert bei der Suche nach Sinn.“
Wichtig sei die Verstehbarkeit in der Trauer: Was ist mit wem wie und unter welchen Umständen geschehen? Zudem sei die Frage nach den Strukturen, die gebraucht werden, wesentlich, um mit der Situation adäquat umgehen zu können. Dabei gehe es um Selbstwirksamkeit und Wiederermächtigung. „Spiritualität verändert die Perspektive, mit der ich mein Leben und das Verlorene betrachte. Glaube und Spiritualität erweitern den Deutungshorizont über den Tod hinaus. „Ein wichtiger Aspekt ist, Dankbarkeit über die guten Zeiten an die Seite der Trauer zu stellen.“ Die spirituell-transzendierende Sichtweise verändere die Perspektive, wenn etwa Zeit nicht verbraucht werde, sondern erfüllt.
Sterben und Tod in den Religionen
Matthias Hohla, Referent für Ökumene und interreligiösen Dialog sowie für Ethik und Spiritualität im Alter im Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg, sprach in einem Workshop über: „Hoffnung ist der Anker unseres Lebens, Sterben und Tod in den Religionen“. Hohla sieht mehrere Zugänge zu diesem Thema: Der eigene Tod, das eigene Sterben, Antwortversuche der Religionen und theologische Konzepte. Psychologisch könne man nach Vorstellungen vom Sterben fragen, soziologisch, wie man Sterben und Tod im Umfeld erlebt hat. Auch die Kulturen haben Einfluss auf den Zugang. Theologisch gefragt: Wie stelle ich mir Gott, das Jenseits vor? Ein weiterer Zugang sei die eigene Spiritualität, der Bezug zu sich selbst, den Mitmenschen, zu transzendenter oder universaler Instanz.
Zentrale Themen seitens der Religionen sind die Angst der Menschen vor dem Sterben, dem Tod und dem, was danach kommt. Es gehe zudem um Sünde, Schuld und Versöhnung, um schlechte und gute Taten und deren Konsequenzen. Gerechtigkeit sei ein großes Thema, ebenso die Frage, was ist richtig oder falsch. Weitere Fragen sind: Was kommt nach dem Tod, für was das alles, wohin mit allem sowie wer oder was gibt Halt?
In den monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam gilt Jahwe, Gott Vater, Allah als Schöpfer. Gott ist Vergebender, Barmherziger, Richter am Ende der Zeit im Sinne eines Aufrichtens. Der Mensch ist Gottes Abbild (christlich) und trotzdem nicht ohne Fehler. Judentum und Islam sagen etwa, dass Gott nicht Mensch werden oder sterben könne, trotzdem sei er näher als die eigene Halsschlagader. Christlich gesehen, ist Jesus für alle Menschen gestorben in der Konsequenz seines Lebensweges (Kreuz und Auferstehung). „Gott stirbt solidarisch mit uns, er lässt sich auf das Letzte ein und ist da“, erklärte Hohla. Zu den östlichen Religionen sagte er: „Hindu Götter helfen auf den letzten Etappen des Lebens, Buddha zeigt den Weg, er ist selbst in der Hölle zugegen. Ziel ist ein Aussteigen aus dem Rad der Wiedergeburt.“ Im Buddhismus gelte es, das Anhaften des Ichs an diese Welt aufzuheben.
Austausch über das Sterben
Es war der erste Kongress dieser Form, der unter kirchlicher Beteiligung seit Montagfrüh stattfand. Der Montagnachmittag widmete sich dem Thema „soziale Fragen, ethische Überlegungen und gesellschaftliche Perspektiven“. Der Dienstagvormittag stand unter dem Schwerpunkt „Trauer, Erinnerungen und das emotionale Gefühlschaos“. Am Dienstagnachmittag wurden „Rituale, Bräuche und der kulturelle Blick auf den Tod“ beleuchtet.
Unter dem Titel „Jedermanns Tod“ wurde zum Entdecken neuer Perspektiven und zum Teilen von Erfahrungen sowie zum Reflektieren über unterschiedliche Zugänge zum Lebensende eingeladen. An zwei Tagen rückte das Thema Sterben ins Zentrum eines offenen, interdisziplinären Austauschs. Der Kongress schaffte Raum für Begegnung, Dialog und neue Denkansätze – multiperspektivisch, praxisnah und bewusst facettenreich. Fachleute aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft setzten sich gemeinsam mit Fragen rund um Vergänglichkeit, Trauer und Verantwortung auseinander.
Der Kongress wurde veranstaltet vom Bildungszentrum St. Virgil Salzburg und der Stadt Salzburg, in Kooperation unter anderem mit der Erzdiözese Salzburg, aktion leben Salzburg, Caritas Palliativ, Telefonseelsorge, Trauerpastoral der Diözese Linz, Universität Salzburg. (Infos: www.virgil.at/bildung/veranstaltung/jedermanns-tod-25-0559)
Die erste Meldung zum Kongress finden Sie unter: https://eds.at/detail/die-erzdioezese-salzburg-am-kongress-jedermanns-tod.
Hilfsangebote der Erzdiözese Salzburg
Erster Ansprechpartner sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger in Ihrer Pfarre. Das Angebot für trauernde Menschen besteht aus Beratungsgesprächen, Hilfe bei der Suche nach der richtigen Trauerbegleitung, Unterstützung und Beratung sowie verschiedenen Gruppenangeboten für Trauernde. Zudem gibt es weitere Angebote für rasche Entlastung.
Etwa 140 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Salzburger Telefonseelsorge haben ein offenes Ohr für Ihre Anliegen. Reden hilft. Schreiben tut der Seele gut. Der Notruf 142 ist Tag und Nacht aus dem gesamten Bundesland Salzburg kostenlos erreichbar, Zugang zu E-Mail-, Chat- und Messenger-Beratung via WhatsApp: www.ts142.at.
Das Team der „kids-line“ ist täglich von 13 bis 21 Uhr erreichbar unter der Hotline 0800/234 123 (kostenlos und anonym aus ganz Österreich) und international kostenlos und anonym per Chat und E-Mail. (Infos: www.kids-line.at).
Auch die Notrufnummer 147 Rat auf Draht ist eine wichtige Anlaufstelle bei Problemen, Fragen und in Krisensituationen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Für den Akutfall vor Ort kann das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Salzburg und die Notfallseelsorge über die Rettungsleitstelle, Rufnummer 144, alarmiert werden.

