Inhalte des Referats
Was ist Resilienz?
Im Bereich des Materials bestimmt Resilienz die Elastizität, die Strapazierfähigkeit, die (innere) Spannkraft, die einem Druck von außen entgegenwirkt. Das Material passt sich den gegebenen Umständen an und findet in die ursprüngliche Stabilität zurück.
Beim Menschen sind es die „Stehaufweibchen/Stehaufmännchen“-Qualitäten. Ich werde unter der Last gebeugt, aber nicht gebrochen; Ich richte mich wieder auf und habe an Erfahrung dazugewonnen und dabei Reife entwickelt.
„Resilienz“ ist die Fähigkeit eines Menschen, auch bei hohem Stress und unter großen Belastungen gesund zu bleiben. Resilienz ist eine Art psychisches bzw. seelisches Immunsystem, das die inneren Stabilisierungs- und Heilkräfte umfasst.
Psychische Resilienz bedeutet Heilung nach seelischen Verletzungen und/oder Traumatisierungen. Es geht dabei um die Bewältigung von Schicksalsschlägen und (Lebens-)Krisen. Wer eine Krisenkompetenz entwickelt hat, kann auch mit seelischen Belastungen so umgehen, dass er/sie nicht daran zerbricht, sondern die Spannungen ausbalanciert und bewältigt.
Resilienzfaktoren
Es gibt Faktoren, die die Resilienz(-fähigkeit) beeinflussen
- (genetische) Veranlagung und Umweltfaktoren
- frühe) Kindheitserfahrungen
- Soziale und kulturelle Einflüsse
- Gewalterfahrungen und Vernachlässigung
- Sicherheit gebende nahe Bezugspersonen (in der Kindheit)
- Lebensstil und Lebenserfahrung im Erwachsenenalter
- Wertschätzung für sich und andere (und von anderen)
- Verbundenheit und tragende Beziehungen (im Erwachsenenalter)
- Selbstwahrnehmung
- Das Erleben von Sicherheit und Sinnhaftigkeit im großen Ganzen
- Spiritualität und Religiosität
- Lernfähigkeit
- Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit
- Krisenkompetenz als Lebenserfahrung (Ich habe Krisen bereits bewältigt!)
- Einstellung zum Leben und zu Werten
Was ist seelische Gesundheit?
Seelische Gesundheit äußert sich als Wohlbefinden, als positives (Lebens-)Gefühl. Sie zeigt sich u.a. darin, dass man Anforderungen bewältigt und Ressourcen (Fähigkeiten und Einstellungen, die die Bewältigung von Krisen ermöglichen) gut nützt. Seelische bzw. psychische Gesundheit wird auch als mentale Gesundheit bezeichnet.
Die WHO definiert psychische Gesundheit (= mental health) folgendermaßen:
„Mental health ermöglicht Menschen, ihre Fähigkeiten auszuschöpfen und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft zu leisten.“
Im Zusammenhang mit seelischer bzw. psychischer Gesundheit werden folgende Begriffe wichtig:
- (Subjektives) Wohlbefinden = Freiheit von subjektiver Belastung, Freude, Glück
- Lebensqualität = körperliches und psychisches Wohlbefinden, Selbstwertgefühl, soziales Netz, Funktionsfähigkeit im Alltag und erfülltes Berufsleben
- Selbstwirksamkeit = ich kann mich frei für mein Handeln entscheiden und ich glaube daran, dass ich mein Vorhaben auch in die Tat umsetzen kann. Ich bin von meinen eigenen Fähigkeiten überzeugt, kontrolliere mein Leben und fühle mich nicht hilflos ausgeliefert.
Psychische Gesundheit ist beeinflussbar (positiv wie negativ!) durch
- Lieben und geliebt werden
- Selbstvertrauen
- Sicherheit
- Lebenssinn
- Gefühl von Freiheit
- Soziale Kompetenz
- Arbeitsbedingungen
- Umgang mit Problemen und problematischen Situationen
- Wahrnehmung von körperlichen und seelischen Bedürfnissen und deren Erfüllung
- Das Bewusst-Sein der eigenen Gefühle und deren Ausdruck
- Die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln
- Zukunftsgedanken und Visionen
- Die Unterscheidung zwischen Fantasie und Realität
Impulse aus zur seelischen Gesundheit
Artikel aus dem Rupertusblatt finden Sie unter Menüpunkt: Impulse zur seelischen Gesundheit
Resilienz als Auferstehungskraft
Was bedeutet Selbstfürsorge?
Ich höre aktiv auf meinen Körper, meine Seele und meine Bedürfnisse. Dazu ist es nötig, dass ich immer wieder innehalte und zu mir selbst komme. Ich tue mir dabei Gutes, sorge für meine Psychohygiene und für eine gesunde Lebensführung (Bewegung und gesunde Ernährung).
Selbstliebe
Selbstfürsorge bedeutet, dass ich mich selbst wertschätze und liebe und meine Bedürfnisse, Sehnsüchte, Gefühle wahrnehme und achte. Ich sorge mich um mein eigenes seelisches und körperliches sowie geistiges Wohlbefinden.
Achtsamkeit für eigene Bedürfnisse und Grenzen
So pflege ich meine Psyche
- Ich nehme mich selbst an und liebe mich selbst
- Ich vertraue mir und auf mich
- Ich schaue auf mich, setze Grenzen, erkenne Bedürfnisse, ich pflege mich
- Ich übernehme Verantwortung für mich selbst und mein Tun und Leben
- Ich nehme aktiv am Leben teil (Sport, Kultur, Vereine)
- Ich pflege intensive Kontakte
- Ich zögere nicht, um Hilfe zu bitten
- Ich entwickle eine optimistische Lockerheit und Humor
- Ich lebe meine Kreativität
- Ich baue täglich Entspannungsinseln der Ruhe ein
- Ich bin offen für Neues und lass mich vom Leben überraschen
- Ich pflege Hobbys, meinen Garten, meine spirituellen Bedürfnisse
- Ich versuche Stressoren in meinem Leben zu minimieren oder den entspannten Umgang mit ihnen zu erlernen
(spirituelle) Ruhe- und Auszeiten
Schutzfaktoren der Seele sind die eigene Selbstwirksamkeit (Ich bin frei zu handeln). D.h. ich kann mir auch selbst Ruhe oder Aktivität „verordnen“, um meine Lebensqualität zu steigern. Ich halte das „Sabbat“- Gebot aktiv ein und gönne mir (regelmäßig) Auszeiten. Ich richte meine Arbeitszeit so ein, dass sich entspannende (Atem-)Pausen selbstverständlich in den Tages-Ablauf einfügen.
Lebensfreude und Sinnerfahrung
Seelische Ausgeglichenheit steigert das Wohlbefinden.
Ruhephasen, Auszeiten, Zeiten der Entfaltung und für die Pflege der eigenen Spiritualität werden beachtet und in den Alltag integriert. Positive Glaubenssätze stärken mich. Ich kann auch im Erwachsenenalter noch Sicherheit und Geborgenheit „nach-nähren“, indem ich mich mit Menschen umgebe, die mich lieben, so wie ich bin und mir dies auch erfahrbar machen.
Meiner Seele Gutes tun
Kraftquelle Spiritualität
Spiritus = Atem, Geist, Hauch
Laut Schöpfungsgeschichte (Genesis 2) hat uns Gott selbst den Lebensatem eingehaucht. Wir sind durchdrungen durch diese göttliche Gegenwart, das Leben, das in uns atmet. Mit dem Atem bin ich mit allen und allem verbunden, Teil der pulsierenden Schöpfung. Gottes Beziehungsangebot kann in mir Raum und Antwort finden, zu meiner Lebenshaltung werden, zu meiner Ausstrahlung, zu Sinn und Wert meines Seins. Darin kann ich meine persönliche Spiritualität, meine Verbundenheit mit Gott, Mensch und lebendiger Natur zum lebendigen Ausdruck bringen. Wer sich so getragen und geborgen weiß, ist fähig, aus spirituellen Quellen zu schöpfen und sich daran zu nähren.
Die christliche Spiritualität hütet viele Schätze. Wer sich auf die Suche nach diesen vorhandenen Schätzen (z. B. in der Bibel, in der christlichen Gebetstradition, in der Meditation, in der Tradition der Exerzitien, in den Heiligenlegenden etc.) macht, findet sicherlich Perlen, die stärken und die spirituelle und geistliche Sehnsucht zu stillen vermögen.
Resiliente Menschen aus biblischer Sicht
- Jesus, der Heiler, Seelenarzt, Lehrmeister, Freund, guter Hirte, Verratene, Verspottete, Gekreuzigte, Auferstandene
- Maria aus Nazaret, die Erwählte, Ausgegrenzte, Migrantin, Witwe, Mutter eines zu früh verstorbenen Sohnes, Mitglied der neuen Christen-Gemeinde
- Maria aus Magdala, die Kranke, die Ausgestoßene, die Freundin, die Apostelin
- Moses, der Ausgesetzte, der Gelehrte, der Totschläger, der Hirte, der Befreier, der Angefeindete, der Prophet
- Elias, der Auserwählte, der Prophet, der Verfolgte, der Verlassene, der Gottesmann
- Tobit, der Barmherzige, der Gläubige, der Verfolgte, der Blinde, der Geheilte
- Noomi, die Bedrohte, die Migrantin, die Witwe, die Mutter zweier zu früh verstorbener Söhne, die Schwiegermutter, die Freundin, die Bittere, die Glückliche
Christliche Meditation
Die christliche Gebetstradition ist umfassend: Leibgebet, Kontemplatives Gebet, Herzensgebet, Rosenkranzgebet, das Singen von Psalmen, Kehrversen oder der bekannten Lieder aus Taize, das Stundengebet, Exerzitien in verschiedensten Formen bis zu Exerzitien im Alltag, meditatives Tanzen, eucharistische Feier, Segensfeiern, Ikonen-Schreiben, Bibel-Meditation u.v.m. gehören zum Christentum wie das Amen im Gebet. Es ist wohl Auftrag und Chance, aus der Fülle das für mich zu finden, was meinem Bedürfnis nach spirituellem Ausdruck oder kontemplativer Entspannung am meisten entgegenkommt.
Der Gesundheitscharakter von christlicher Meditation und verschiedener Achtsamkeitsübungen, wie sie besonders durch Jon Kabat-Zinn in unserer Kultur bekannt gemacht wurden, ist bereits durch die Hirnforschung und im medizinischen Umfeld unumstritten.
Muße und Meditation als Burn-Out Prophylaxe
Dazu ein Auszug aus dem Buch von Dr. Manfred Nelting: Nach: Manfred Nelting. Burn out. Wenn die Maske zerbricht. Wie man Überbelastung erkennt und neue Wege geht. Goldmann Verlag München 2014
"Herausforderungen sollten sich entsprechend dem Lebensprinzip der Gezeiten mit Mußezeiten abwechseln. Die rituellen Gesundheitspraktiken wie Qi-Gong, Yoga oder Meditation helfen bei der Entwicklung von Gelassenheit und einer heiteren Grundeinstellung und verringern die Verspannung aus dem Stresssystem. Achtsamkeit ist das Prinzip, bei dem das Gehirn sein Potenzial bestmöglich ausschöpft und das vermutlich zu einem Bewusstsein führt, das günstigen Einfluss auf Regulation im Körper- und Zellgewebe hat.
Mußezeiten zu etablieren wird im Sinne eines süßen Nichtstuns oder auch süßen Tuns zunehmend zu unseren kostbaren Lebensmomenten gehören. Mußezeiten stärken unsere Herausforderungsfähigkeiten im Alltag. Der Wechsel zwischen der Bewältigung von Herausforderungen und Muße- bzw. Lebenspflegezeiten beugt einem Burn-out-Prozess vor, an einem Burn-out zu erkranken wird zunehmend unwahrscheinlicher.“
Pilgern, meditative Körperarbeit
Der Mensch ist in sich eine Dreiheit, die mit der Trinität verglichen werden könnte. So ähnlich wie Gott, Jesus Christus und der Hl. Geist untereinander verbunden, unzertrennlich in ihrer Einheit und doch verschieden sind, so könnten wir uns die Wechselwirkung von Geist-Seele-Körper des Menschen vorstellen. Wenn ich meine Seele vernachlässige, wird sich mein Körper krümmen; wenn ich meinen Körper übergehe, wird meine Seele aufschreien.
Pilgern und meditative Körperarbeit (z. B. meditativer Tanz, Sonnengebet, Leibgebet) gehören zum Wohlbefinden und zur Gesundheitsstärkung dazu. Bewegung führt aus Stagnation, bringt in Fluss und stärkt das Immunsystem. Dabei geht es nicht um sportliche Leistungen, sondern um den Weg, die innere Bewegung. Besonders in der freien Natur wird auch das All-Verbunden-Sein mit der Schöpfung und den Geschöpfen intensiver erlebt.
Gott ist ein Gott, der uns immer neu auf den Weg ruft. Jesus war ein Wanderer, und Mose musste 40 Jahre mit dem Volk pilgern, bis es (vorübergehend) zum Ort der Ruhe fand. Letztlich sind wir alle nur wandernd auf dieser Welt, bewegt und beweglich.