„Meinen Frieden gebe ich euch“

Warum Jesu Frieden in die Welt genagelt ist.

Wann hört es endlich auf? Vielleicht fühlen sich gerade in diesen unsicheren Zeiten viele so. Nach Omikron kommt die nächste Mutation. Die Luft im Pandemiemarathon geht aus und jetzt noch der Krieg. Es erschüttert uns. Atomkrieg? Nuklearer Winter? Es scheint, als würden wir den Frieden an allen Ecken und Enden unseres Menschseins verlieren. Das macht Angst.

In diesem Unbehagen steckt noch dazu eine beklemmende Erkenntnis und leise Ahnung: Wir haben nicht alles in der Hand. Die wesentlichen Dinge im Leben sind uns geschenkt oder werden uns genommen: Leben, Gesundheit, Frieden.

Nein, wir haben ihn nicht in der Hand, den Frieden. Wir haben nur unsere Hände, die wir zum Frieden ausstrecken können. Und erst, wenn sich die Hände unseres Gegenübers verwehren, dann erst wird uns klar, dass der Frieden fehlt. Ist wahrer Frieden unverfügbar? Können wir uns das, was wir Not haben nicht selber geben?

Dieses Dilemma macht der auferstandene Jesus deutlich, als er in die Mitte der Jünger tritt.

„Friede sei mit euch“, ist sein erster Wunsch. Kein Vorwurf, keine Belehrung, aber auch keine schlaue Auferstehungserklärung. Nein. Den Frieden wünscht er den Seinen. Er weiß um ihre Unsicherheit, Nöte und Angst.

„Friede sei mit euch“, ist sein erster Wunsch. Kein Vorwurf, keine Belehrung, aber auch keine schlaue Auferstehungserklärung. Nein. Den Frieden wünscht er den Seinen. Er weiß um ihre Unsicherheit, Nöte und Angst. Auch den Erlösten fehlt der Frieden. Darum der Friedenswunsch, der aus seiner Erfahrung von Leid und Heil herrührt. Jesus kann den wahren Frieden wünschen, weil er im Konflikt freiwillig zum Opfer geworden ist. Sein Frieden ist kein „Deal“, keine ausverhandelte Win-win-Situation. Es ist der Frieden dessen, der verloren hat, der bewusst zurückgesteckt hat und zum Opferlamm, zum Sündenbock wurde. Sein Frieden kommt aus der Selbsthingabe. Er, der alles losgelassen hat, um das Leben zu gewinnen. Dieser Frieden bringt nicht nur „Waffenstillstand“, sondern Heil. Beim Propheten Jesaja heißt es im dritten Gottesknechtslied: „zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm“. Im hebräischen Original lesen wir hier noch das an Bedeutung reichere Shalom anstelle von Heil. Es ist die Rede von einem größeren Frieden, der Heil und Ganzheitlichkeit meint. Aber diesen Frieden können wir uns nicht selbst geben. Wir können ihn uns nur wünschen. Dieser größere Frieden kommt vom Kreuz.

Es ist ein ausgestandener, durchlittener Frieden. Ja, es ist ein gekreuzigter Frieden. Die Nägel sind nicht nur Zeichen, sondern Maßstab dieses Friedens. Deshalb lässt er mehr zu als die Abwesenheit von Krieg, Leid oder Streit. Es ist ein Frieden, der im Leid besteht, weil er vom Leid nicht zurücksteht. Es ist das Stellvertreterprinzip: Ich für euch. Euer Leid ist mein Leid, eure Nägel sind meine Nägel.

Unsere Sehnsucht nach dem größeren Frieden ist immer noch da, aber im Blick auf die Welt oft unerträglich geworden. In einem Lied der irischen Band U2 heißt es: „I am sick of hearing again and again that there‘s gonna be peace on earth.“ Übersetzt heißt das: „Ich habe es satt, es immer und immer wieder zu hören, dass Frieden auf Erden ist.“ Eine bittere Wahrheit, die nur durch den immer wieder im Refrain erflehenden Wunsch verwandelt wird: „Jesus can you take the time to throw a drowning man a line?“ Sinngemäß bedeutet das: „Jesus, kannst du dir Zeit nehmen, um den Ertrinkenden mit deinem Wort zu retten?“ 

Darin steckt ein Perspektivenwechsel. Der Glauben an den Auferstandenen erinnert daran, dass diese Welt nicht genug ist und dass wir uns von dieser Welt und vom Menschen nicht alles erbitten und erwarten können. Dieser Perspektivenwechsel bringt Hoffnung: Sein Frieden macht uns heil. Das ist Ostern.

Text: David Pernkopf, Amt für Kommunikation der Erzdiözese Salzburg

Info

Mit dem aktuellen Thema Friede und dem Bild von zu einem Kreuz geformten Nägeln wendet sich die Erzdiözese zu Ostern 2022 den Menschen zu. Sie lädt ein, über die persönlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Initiativen zum Frieden ins Gespräch zu kommen sowie Hoffnung in der christlichen Osterbotschaft zu erfahren.

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