VinziDach: Housing First zeigt ökonomischen und sozialen Nutzen

SALZBURG (kap) / Eine neue Studie hat die Treffsicherheit vom Prinzip Housing First in Salzburg belegt: Am Montag präsentierten die "VinziWerke Österreich" und das für die Studie verantwortliche IIBW (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH, Wien) die Ergebnisse, die sich auf zwölf Jahre Arbeit der VinziDach - Housing First Salzburg stützen. Seit 2012 bildet das Prinzip "Zuerst Wohnen, dann alles andere" die Grundlage der Arbeit der Einrichtung und wirkt damit nachweislich nachhaltig. "Wer Menschen zuerst eine Wohnung gibt und sie anschließend sozial begleitet, spart nicht nur menschliches Leid, sondern auch erhebliche öffentliche Kosten", erklärte Wolfgang Amann, geschäftsführender Gesellschafter des IIBW.
Allein das Gesundheitsbudget könne nach Studienergebnissen um mindestens 100.000 Euro jährlich entlastet werden. Damit schenke "Housing First" nicht nur einen effektiven und nachhaltigen Weg aus der Obdach- und Wohnungslosigkeit, sondern habe auch gesellschaftlich und wirtschaftlich eine Wirkung. Davon zeigte sich auch Sozialministerin Korinna Schumann bei der Pressekonferenz überzeugt: "Ein Dach über dem Kopf und ein Meldezettel in der Hand sind die Grundlage, damit Menschen wieder Stabilität, Sicherheit und Perspektiven finden können. Jede Investition in Existenzsicherung ist zugleich eine Investition in Würde und Zukunft", so die Ministerin.
Positive Effekte
Die Studie wurde vom BMASGPK (Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz), dem Land und der Stadt Salzburg gefördert. Die Studienergebnisse sollen als Grundlage für zukünftige Entscheidungen herangezogen werden, hieß es, und dabei aufzeigen, dass die Wirkung von "Housing First" nicht bei den Betreuten aufhört, sondern auch in anderen Bereichen wie dem Gesundheitssystem spürbar ist, betonte Samuel Kok, Projektleiter bei IIBW und Sozialarbeiter bei VinziDach: “In Zeiten knapper Budgets und von rauem gesellschaftlichem Klima gilt es, diese vernetzten Wirkungsmechanismen zu verstehen, um nachhaltig wirksame Maßnahmen entwickeln zu können.”
Die Lebenserwartung von obdach- und wohnungslosen Menschen ist in Österreich um 20 Jahre verkürzt, das Risiko von schweren und chronischen Erkrankungen um 100 Prozent erhöht, teilten die VinziWerke mit. Bisher konnten die gesundheitlichen Effekte von Housing First in internationalen Studien nicht klar belegt werden. Durch die Kooperation mit dem Bereich Suchtmedizin der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg wurde dieser Effekt auf das klinische Angebot in Salzburg nun nachgewiesen.
Insgesamt habe sich gezeigt, dass die stationären Aufnahmen von VinziDach-Bewohnerinnen und -Bewohnern um 68 Prozent reduziert werden konnten. Daraus ergibt sich eine Entlastung des Gesundheitsbudgets von mindestens 100.000 Euro, wobei keine medizinischen, pflegerischen oder therapeutischen Maßnahmen in dieser Rechnung berücksichtigt wurden, hieß es. Die tatsächlichen Einsparungen dürften aus diesem Grund weitaus höher ausfallen. Zudem tendierten Bewohnerinnen und Bewohner zu einem gesünderen Lebensstil, wodurch sich die physische und psychische Gesundheit um 20 Prozent verbesserte.
Rückgang von Obdachlosigkeit
Laut Studienergebnissen konnten mit dem Ansatz "Housing First" von VinziDach Salzburg 93 Prozent der betreuten Personen aus Obdach- und Wohnungslosigkeit in ein selbstbestimmtes Leben zurückfinden. In weiterer Folge schaffe eine intensive und langfristige Betreuung einen Rahmen für die weitere persönliche Entwicklung, die sich auch über die Betreuungszeit hinaus fortsetzt, teilten die VinziWerke mit. “Die Gesamtstabilität steigt im Betreuungsverlauf um 38 Prozent an - und das bei einer Erfolgsquote von 93 Prozent.”
In Salzburg zeige sich laut einer Wohnbedarfserhebung, die seit 30 Jahren durchgeführt wird, ein langfristiger Rückgang von Obdachlosigkeit von Österreicherinnen und Österreichern. Verantwortlich dafür sei unter anderem die Arbeit von VinziDach: "In Summe konnten dadurch auch andere Angebote der Wohnungslosenhilfe entlastet werden. Housing First ist somit eine wirksame Strategie, mit der Österreich das europäische Ziel, Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden, erreichen kann", hieß es seitens der kirchlichen Wohnungsloseneinrichtung.
"VinziDach wurde von unserem Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher, 2012 mit der Idee realisiert, erstmals die Arbeitsweise von Housing First in Österreich umzusetzen", erklärte Nicola Baloch, Geschäftsführerin der VinziWerke Österreich. Die Studienergebnisse machten stolz, bekräftigten aber auch eine Forderung, "die wir nicht müde werden, zu wiederholen: Die Grundvoraussetzung für eine ausreichende Wohnversorgung in Österreich bildet leistbarer Wohnraum. Um diesen zu sichern, ist die öffentliche Hand gefordert."