Synodenteams nach Vatikan-Treffen ermutigt und gestärkt

VATIKANSTADT (kap) / Nach dem Heilig-Jahr-Treffen für Katholiken, die weltweit an der Umsetzung des synodalen Prozesses für größere aktive Teilhabe aller Gläubigen innerhalb der Kirche mitarbeiten, äußern sich Teilnehmende aus dem deutschsprachigen Raum insgesamt positiv. "Ich habe in den Begegnungen dieser Tage viel Feuer, viel Hoffnung und Know-how erlebt. Die Erfahrung unterschiedlichster Fragestellungen von Menschen aus aller Welt bringen uns voran", sagte der Grazer Weihbischof Johannes Freitag der Nachrichtenagentur Kathpress am Sonntag zum Abschluss des dreitägigen "Heilig-Jahr-Jubiläums der Synodenteams und Beteiligungsgremien" im Vatikan. Neben Gesprächsrunden, Netzwerktreffen sowie dem Pilgergang durch die Heilige Pforte gab es eine Begegnung sowie einen Gottesdienst mit Papst Leo XIV. im Petersdom.
"Ich habe eine große Begeisterung und Neugier gespürt, von anderen zu erfahren, wie sie Synodalität leben", resümierte auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Beeindruckt zeigte sich der Leiter der deutschen Delegation von Papst Leo XIV., der sich am Freitag mehr als zwei Stunden Zeit genommen hatte für ein Treffen mit den insgesamt rund 2.000 Katholiken aus aller Welt, unter ihnen Vertreterinnen und Vertreter aus nationalen Synodenteams, diözesanen Beteiligungsgremien und Initiativen. "Man merkt sehr deutlich, dass er im Thema Synodalität drin ist und es sehr überzeugt mitträgt", sagte Kohlgraf. "Gott gehört die Zukunft! Das ist die Botschaft, die ich mitnehme und die ich selbstverständlich kommuniziere." Kontroversen, die gelegentlich vorkämen, könne er jetzt "mit einer neuen Begeisterung, mit mehr Mut und Motivation angehen, als es vielleicht vorher der Fall war".
Die stellvertretende Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, sprach von "sehr vielen sehr inspirierenden Erfahrungen" bei dem Treffen. Entscheidend sei, "einander mit Respekt zu begegnen, andere Meinungen auszuhalten, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, aber dann auch in wichtigen Fragen zu Entscheidungen zu kommen", sagte Mock. "Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Beitrag unserer Kirche für die Gesellschaft ist, wo die Spannungen im Moment immer größer werden, wo Populismus stark wirkt und Menschen auseinanderzutreiben drohen, hier machen Christen eine Arbeit, die dazu beitragen kann, dass man sich begegnet, miteinander im Gespräch bleibt, konstruktive gemeinsame Lösungen sucht", so die ZdK-Vize. Dies sei ein Beitrag zum Frieden auf der ganzen Welt.
Das Thema der Geschlechtergerechtigkeit stehe vermutlich nicht ganz oben auf Leos Agenda, "aber er hat die Tür weiter aufgemacht", sagte Mock mit Blick auf eine auf dem Podium gestellte Frage zu mehr Teilhabe von Frauen. "Er hat sehr deutlich gemacht, dass die Frauenfrage kein theologisches Problem, sondern eine kulturelle Frage ist." Ebenso wolle er sich für die Überwindung dieser kulturellen Hemmnisse einsetzen, wie er gesagt habe. "Und dass er es sehr gut findet, dass Frauen schon jetzt Verantwortung in unserer Kirche übernehmen", zeigte sich Mock zufrieden. “Er ist dem Thema nicht ausgewichen, dafür bin ich ihm sehr dankbar.”
Csiszar trug Papst Europa-Bericht vor
Die Linzer Professorin für Pastoraltheologie, Klara Csiszar, sprach von einer veränderten Kultur in der Kirche. "Man scheut sich nicht, etwa Fragen über Geschlechtergerechtigkeit zu stellen und den Raum zu öffnen, um ehrlich darüber ins Gespräch zu kommen", so die theologische Expertin der Weltsynode. Diese Veränderung habe während des Pontifikats von Franziskus (2013-2025) begonnen, der den Reformprozess für eine synodalere Kirche angestoßen hatte.
Auch der damalige Kardinal Robert Francis Prevost, heute Papst Leo XIV., hatte an den jeweils vierwöchigen Sitzungen der Weltsynode für Synodalität teilgenommen. "Für mich war schon stark, wie frei er gesprochen hat", sagte Csiszar über Papst Leos Auftritt im Rahmen des Treffens. "Ich habe seine synodale Erfahrung gespürt, dass er mit uns zusammen war - so wie Freunde der Synodalität, die sich jetzt wieder treffen. Das finde ich inspirierend und es macht mir Hoffnung", so die Pastoraltheologin.
Csiszar ist auch Mitglied der synodalen "Task Force" des Rats der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Bei der Begegnung der Synodenteams mit dem Papst am Freitag berichtete sie als eine von sieben Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Weltregionen für Europa aus den ersten Ergebnissen der laufenden lokalen Umsetzungsphase der Weltsynode.
Freitag: Leo geht Weg von Franziskus weiter
"Ich habe das Gefühl, Leo geht den Weg von Franziskus weiter", sagte Weihbischof Freitag, der in der steirischen Diözese Graz-Seckau auch zuständiger Bischofsvikar für eine synodale Kirche ist. "Ich finde es sehr gut, dass er den synodalen Prozess etwas zur Ruhe bringt, reflektierend und unaufgeregt die nächsten Schritte aufzeigt." Das Thema sei mitunter etwas sperrig, aber man könne durch Erfahrungen, Austausch und Ausbildung die Haltung einer synodalen Kirche einüben, in der Menschen aufeinander hören und unterschiedliche Sichtweisen gelten lassen. In Graz-Seckau gebe es inzwischen rund 85 ausgebildete Moderatorinnen und Moderatoren, die andere dazu anleiten, Synodalität erfahrbar zu machen.
Auch er bewertete es positiv, dass der Papst die Teilhabe von Frauen nicht als theologische, sondern eher als Frage von Kultur und Tradition bezeichnet habe. "Damit hat er ermutigt, diese Frage mit Blick auf die unterschiedlichen Kulturen anzugehen. Das betrifft nicht das Weiheamt, aber es geht um die Verantwortung von Frauen", so der Weihbischof. “Es ist sehr wichtig, dass dieses Thema präsent ist.”
Jeppesen-Spuhler: “Synode hat die Kirche verändert”
Eine positive Bilanz zog auch die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler, die als stimmberechtigtes Mitglied an der Weltsynode teilgenommen hatte. "Die Synode hat die Kirche sehr verändert, sie hat auch die Papstwahl beeinflusst. Das beeindruckt mich vor allem deshalb, weil wir eigentlich erst vor vier Jahren zu arbeiten begonnen haben", sagte die Delegierte, die ebenfalls der "Task Force" der CCEE angehört. "All das hat das Potenzial für nachhaltige Veränderungen."
Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher in der Diözese Basel und Präsident der Nationalen Synodalitätskommission, sprach von einer Kirche, "die tatsächlich nah an den Menschen ist, alles mit ihnen teilt". Insbesondere beim Podium mit dem Papst seien alle Themen von Klimawandel über Demokratie, Krieg, Frieden, die Spaltung Europas und Gleichberechtigung zur Sprache gekommen. "Hier zeigt sich eine Kirche, die in der Zeit lebt und mit der Zeit geht und lernt und Fortschritte macht", sagte Hecking. "Das macht mir Hoffnung für die Zukunft."
Von "ermutigenden" und "inspirierenden" Tagen sprachen auch die Feldkircher Pastoralamtsleiterin Petra Steinmair-Pösel und ihr Wiener Amtskollege Markus Beranek, die ebenfalls Teil der rund 50-köpfigen Österreich-Delegation bei der Veranstaltung im Vatikan waren. Von den Verantwortlichen in Rom sei stark zu spüren, wie sehr ihnen der synodale Prozess auch selbst ein Anliegen sei, so der Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien. "Synodalität ist zuallererst eine Grundhaltung und ein Lebensstil, also die Bereitschaft, sich in aller Unterschiedlichkeit aufeinander einzulassen", sagte Beranek.