Seelsorge am Electric Love Festival: Evakuierung war richtige Entscheidung
SALZBURG (eds) / Mehr als 35 Seelsorgerinnen und Seelsorger der „Mindful Crew“ waren heuer beim „Electric Love Festival“ (ELF) am Salzburgring vertreten. Sie waren vom ersten bis zum letzten Act am Festival unterwegs sowie an zwei fixen Standorten am Gelände platziert. Während ihres Einsatzes von Donnerstag, 4. bis Samstag, 6. Juli wurden abgesehen von zahlreichem Small Talk rund 1.000 tiefergehende Gespräche geführt: Das teilte die Katholische Jugend (KJ) Salzburg auf Basis der Kontakte der ersten beiden Festivaltage am Freitag in einer Aussendung mit. Die Evakuierung aufgrund der Unwetterwarnung am Samstag sei die richtige Entscheidung gewesen, betonte Festivalseelsorger und „Denk Dich Neu“-Projektkoordinator für Salzburg, Matthias Wolf, am Dienstag gegenüber der Erzdiözese Salzburg.
Die Festivalseelsorge hat die Veranstaltenden bei der Räumung des Geländes unterstützt, wo sie gebraucht wurde. „Wir sind über den Campingplatz gegangen, haben den Besucherinnen und Besuchern beim Packen geholfen, haben informiert und dann mit Vorbildwirkung in den vorhandenen Autos abgewartet“, erzählte Wolf. Er zeigte sich zufrieden mit der „reibungslosen Evakuierung“, die letztendlich eine Unterbrechung, nicht aber das Ende des Festivals bedeutete. Abreisenden sei die Festivalseelsorge am Hauptbahnhof noch zur Seite gestanden.
Begegnung auf Augenhöhe
Lucia Greiner, Leiterin des Seelsorgeamts Salzburg, betonte: „Als Kirche ist es uns ein Anliegen, Menschen in ihrem Leben und ihren unterschiedlichen Lebenssituationen zu begleiten.“ Die Festivalseelsorge biete der Kirche Gelegenheit, die Lebensrealitäten der Festivalbesucherinnen und Festivalbesucher kennenzulernen. „Wir sehen Seelsorge auf Festivals als eine Gelegenheit rauszugehen, weg von der Angebots- und Einladungshaltung, einfach präsent zu sein an den Orten, wo sich junge Menschen befinden.“
Rafael Haigermoser, ehrenamtlicher Vorsitzender Katholischen Jugend Österreich, erzählte: „Für mich als Festivalseelsorger ist es unglaublich spannend, in andere Lebenssituationen einzutauchen. Dabei ist mir die Begegnung auf Augenhöhe am wichtigsten.“ Es gehe nicht darum, eigene Sichtweisen jemandem aufzudrängen, sondern darum, einfach zuzuhören. „Am häufigsten kommen Leute zu mir, um über ihre partnerschaftlichen, freundschaftlichen oder familiären Beziehungen zu sprechen, aber auch Druck und Stress in Ausbildung oder Beruf sind oft Thema.“
Begleitung durch die „Mindful Crew“
Die „Mindful Crew“ ist laut KJ vom Anfang bis zum Ende sowohl am Festival unterwegs als auch an zwei fixen Standorten am Gelände vertreten. Neben Small Talk führen die Seelsorgenden mehr als 1.000 tiefergehende Gespräche. Festivalseelsorgende sind Ansprechpersonen für Feiernde und arbeiten eng mit den Einsatzkräften sowie den Veranstaltenden zusammen. Dabei nehmen nicht nur die Besucherinnen und Besucher, sondern auch die Mitarbeitenden des Festivals das Angebot der Seelsorge an, berichtete die KJ. Die „Mindful Crew“ am „Electric Love Festival“ ist ein gemeinsames Projekt der Festivalseelsorge Österreich, der Katholischen Jugend Salzburg, und der Initiative „Denk Dich Neu“. Die haupt- und ehrenamtlichen evangelischen sowie katholischen Seelsorgenden wurden bei einer mehrtägigen Schulung auf ihren Einsatz vorbereitet.
Hitze, Menschenmengen, Schlafentzug: Festivals versetzen einen in einen emotionalen Ausnahmezustand sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Festivalseelsorge ist da, um Menschen in diesen emotionalen Ausnahmezuständen zu betreuen. Mittlerweile wird die Festivalseelsorge von den Veranstaltenden des ELF gezielt angefragt und bekommt Stände und Verpflegung zur Verfügung gestellt.
Das ELF ist nach dem Wiener Donauinselfest, dem Linzer „Lido Sounds“ und dem „Woodstock der Blasmusik“ in Ort im Innkreis bereits das vierte Festival der Saison, an dem die Festivalseelsorge vertreten ist. Im August folgen das „Shutdown Festival“ im niederösterreichischen Zwentendorf, das „FreeTreeFestival“ in Taiskirchen im Innkreis sowie das Welser Volksfest. Das ELF findet seit 2013 jährlich am Salzburgring statt und bietet eine Vielfalt an Acts mit Fokus auf elektronischer Musik. Täglich werden bis zu 45.000 Gäste empfangen, was dieses Festival zu einem der größten in Österreich macht. Seit 2019 ist auch das Team der Festivalseelsorge ein fester Bestandteil. (Infos: www.festivalseelsorge.at, Instagram: festivalseelsorge und www.electriclove.at)
Die Initiative „Denk Dich Neu“ wurde im Frühjahr 2022 gestartet. Ihr Ziel ist es, für junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren niedrigschwellige Orte der Begegnung anzubieten und dabei auch überraschende, unkonventionelle Wege zu gehen, um mit jungen Leuten neu ins Gespräch zu kommen. (Infos: www.denkdichneu.at)